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Eifel-Urlaub statt Fernreisen

Fernreisen werden in Corona-Zeiten vorerst wohl nicht möglich sein. Michael Holthuysen und Rainer Hoffmann wollen die Touristen in die Eifel holen.
Auch Adenau hat – wie die gesamte Eifel – tolle Attraktionen für Touristen zu bieten. Michael Holthuysen findet, die müssten nur noch besser vermarktet werden. Foto: privat

Auch Adenau hat – wie die gesamte Eifel – tolle Attraktionen für Touristen zu bieten. Michael Holthuysen findet, die müssten nur noch besser vermarktet werden. Foto: privat

Die Reisebüros scheinen zu den großen Verlierern der Corona-Situation zu gehören. Es werden keine neuen Reisen gebucht, es gibt keine Einnahmen, Provisionen bleiben aus oder müssen an die Reiseveranstalter zurückgezahlt werden (s. Seite 3). »Das ist schon die zweite Krise in der Tourismusbranche innerhalb kurzer Zeit«, sagt Michael Holt­huysen, Touristiker aus Adenau. Im September 2019 hatte der Reiseunternehmer Thomas Cook Insolvenz angemeldet. »Man kann die Krise auch als Chance nutzen«, glaubt Holthuysen. Deshalb sehen er und sein Kompagnon Rainer Hoffmann ihre Zukunft im umgekehrten Weg zu ihrem bisherigen Schaffen. Im Reisebüro Hoffmann, das bis vor Kurzem viele Jahre lang ein Büro in Adenau betrieb, haben Holthuysen als Travel Direktor und Hoffmann als Mitgeschäftsführer bislang dafür gesorgt, ihren Kunden einen schönen Urlaub fernab der Heimat zu verschaffen. Nun wollen sie die Touristen in die Eifel holen. Die Idee dazu hatten die beiden schon vor einiger Zeit. »Corona hat unser Konzept bestätigt«, so Holthuysen: »Den Massentourismus wird es so nicht mehr geben. Die Fluggewohnheiten werden sich ändern, jedenfalls so lange es keinen Impfstoff gibt.« Zumindest für die nächsten Monate müsse die Reisebranche ihren Markt woanders suchen. Und die Eifel biete für Touristen sehr viel, doch werde das nicht ausreichend an den Markt gebracht. Die Tourismuszahlen seien in der Eifel in den vergangenen Jahren rückläufig. »Ich habe ein großes Netzwerk unter den Reisebüros. Bei denen habe ich einmal nachgefragt, was sie über die Eifel wissen. Das Ergebnis war erschreckend.« Denn viel mehr als der Nürburgring sei den Tourismusexperten nicht bekannt gewesen. »Es gibt 55 Burgen und Schlösser in der Eifel. Wir haben 150 Naturschutzgebiete. Der Ahrsteig und der Rotweinwanderweg zum Beispiel können mit den bekannten Wanderwegen mithalten, sie kennt nur kaum einer«, nennt Holthuysen Beispiele: »Die Eifel ist so geschichtsträchtig, aber das weiß keiner.« Denn von all dem sehe er bei den Reisebüros nichts. »Dabei leben wir in einer der schönsten Regionen der Welt«, findet Holthuysen: »Wenn ich am Wochenende mit meinem Cabrio durch die Eifel fahre, entdecke ich jedes Mal einen anderen tollen Fleck.« Deshalb feilen er und Hoffmann als »Eifel Explorer« an neuen Konzepten. »Was macht eine Tourismusregion attraktiv?«, fragt Holthuysen: »Ich möchte Programm, ich möchte etwas erleben. Doch viele der klassischen Angebote machen wir hier gar nicht.« Die beiden Touristiker wollen zum Beispiel Angebotspakete für die Gäste schnüren und Attraktionen in verschiedenen Touren zusammenziehen. Dazu wollen sie die Akteure der Eifeler Tourismusbranche ins Boot holen – von der Hotellerie und Gastronomie über Fahrradverleihe und Museen bis hin zu Reiseführern und Einzelhandel. Die Kombination aus Kultur, Natur, Geschichte, tollen Dörfern zeichne die Eifel aus. Holthuysen denkt für die Touren zum Beispiel auch an eine Zusammenarbeit mit Ornithologen, Historikern oder andere Experten. »Es gibt in Adenau drei Museen. Die könnte man doch in einer Führung zeigen«, nennt er ein Beispiel. Und nachhaltig sei der Tourismus in der Eifel sowieso. »Wir haben nicht den Fehler gemacht, überall große Hotels hinzubauen«, sagt Holthuysen. So sei es etwa auch möglich, neben den Touren Aktivitäten in der Nähe der Unterkünfte anzubieten. »Das Netzwerk zu den Reisebüros haben wir schon. Die verdienen in den nächsten Monaten eh nichts«, sagt Holthuysen. Hier sieht er die große Chance für den Tourismus in der Eifel. »Man muss die Krise als Gelegenheit nehmen und Dinge anders machen.« In Adenau haben Holthuysen und Hoffmann bereits damit begonnen, ihre Vision in den Betrieben vorzustellen. »Wir haben viel Zuspruch erhalten«, verkündet Holthuysen erfreut.


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