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Familie zurückgelassen, aber hier eine neue gefunden

Die Privatinitiative »Zukunft« in Kreuzberg hilft den 15 Flüchtlingen im Ort mit täglichen Erledigungen wie Arzt- und Amtsbesuchen. Vor allem aber vermittelt sie den Angekommenen durch gemeinsam verbrachte Zeit so etwas wie ein Zugehörigkeitsgefühl.
Fast wie eine echte Familie (v.l.n.r.) Noureddin Rashwani, Ayman Mohammad, Amjad Rashwani, Christina Holzky, Resi Zimmermann, Hans-Walter Lanzerath, Omar Danawi und Alaa Rashwani. Foto: T. Holtze

Fast wie eine echte Familie (v.l.n.r.) Noureddin Rashwani, Ayman Mohammad, Amjad Rashwani, Christina Holzky, Resi Zimmermann, Hans-Walter Lanzerath, Omar Danawi und Alaa Rashwani. Foto: T. Holtze

Fünf junge Männer im Alter zwischen 22 und 33 Jahren sitzen um einen großen Tisch herum und erzählen bereitwillig von ihrer Vergangenheit in Syrien, ihrem Weg nach Europa, und wie sie sich hier an der Ahr aufgenommen fühlen. Der 27-Jährige Amjad Rahswani, der in einem alten Hotel mit seinen Cousins Alaa und Noureddin untergebracht ist, bestätigt dies in ein paar gebrochenen Worten deutsch: »Sie sind unsere Freunde.« Sein Cousin Noureddin ist 22 Jahre alt und stellt sich – ebenfalls auf deutsch – als Ökonom vor. Seine Situation hier beschreibt er so: »Ich habe meine Familie zurückgelassen und eine neue gefunden.«
Die deutschen Helfer sind gerührt von der Dankbarkeit der jungen Männer, die zum Interview gekommen sind.

Wie alles begann

Beim Begegnungsnachmittag der Pfarrgemeinde Altenahr wurde der Kontakt zu den vornehmlich jungen Männern aber auch einer vierköpfigen Familie aus Syrien gefunden. Da war es zunächst schwierig, mit jedem die Sprachbarriere zu überwinden. Aber die meisten sprechen Englisch.   Inzwischen besuchen die sechs mit den Flüchtlingsnetzwerken Altenahr und Bad Neuenahr-Ahrweiler im Austausch stehenden Einheimischen die Flüchtlinge regelmäßig in ihren Unterkünften. Wo nötig, begleiten die sechs Ehrenamtler sie zu täglichen Erledigungen. Das kann ein Gang zur Verbandsgemeinde-Verwaltung sein, um die  Aufenthaltsgenehmigung zu verlängern. Aber für den selbständigen Bauunternehmer Hans-Walter Lanzerath steht es im Vordergrund, mit den neuen Mitbewohnern auch Freizeit zu verbringen.

Täglicher Kontakt

Die 29-jährige Sozialpädagogin Christina Holzky bestätigt Lanzeraths Aussage, dass es wichtig sei, dass man durch die gemeinsam verbrachte Zeit auch unsere Gepflogenheiten vermitteln könne. Demnächst soll ein Grillabend stattfinden mit anderen aus dem Dorf und den umliegenden Gemeinden. Die Hausfrau und Mutter Resi Zimmermann (51) beschreibt die Idee hinter der Aktion genauer: »Da lernen die anderen Dorfbewohner die Jungs auch mal kennen.«  
Im Gespräch mit den Helfern wird klar, dass ihr Engagement durchaus von einem gewissen Idealismus geprägt ist. »Es bringt doch nichts, vor der Glotze zu sitzen und sich aufzuregen. So bauen sich nur Vorurteile auf«, untermauert Lanzerath seine Meinung. »Die sind letztlich nicht anders als wir. Es sind Menschen. Man braucht keine Angst zu haben vor ihnen.«   
Viele Flüchtlinge wollen inzwischen lieber auf dem Land untergebracht werden, weil da die Integration besser klappt, meint Christina Holzky. »In den großen Städten herrscht oftmals eine Ghettoisierung.«


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