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Die Gesellschaft rückt zusammen

Ob Unternehmen, Vereine, Privatpersonen oder Jugendeinrichtungen: Unzählige Menschen im Kreis Ahrweiler bieten ihre Hilfe bei Einkäufen und Erledigungen an.

»Eigentlich hätten wir dafür gar keine Zeit«, sagt Denis Holzem, der mit Michael Holzem ein Bedachungsunternehmen in Heimersheim führt. 24 Mitarbeiter zählt das Unternehmen, ein Viertel der Belegschaft ist krank. Trotzdem stand es für die beiden außer Frage, in Zeiten der Corona-Pandemie Hilfe anzubieten. Auf der Facebook-Präsenz des Unternehmens veröffentlichten Denis und Michael Holzem das Angebot für ältere, vorerkrankte und andere Menschen der Risikogruppe aus Bad Neuen­ahr-Ahrweiler, Einkäufe und kleinere Besorgungen zu erledigen. 30.000 »erreichte Personen« zeigte Facebook schon nach wenigen Tagen an (hier geht es zum Post). Der Beitrag wurde mehrere hundert Mal geteilt. »Die Idee, die Hilfe anzubieten, kam mir, weil ich selbst eine Oma habe«, sagt Denis Holzem und freut sich. »Die Resonanz war überdurchschnittlich gut.« Zahlreiche Menschen haben ihre Mithilfe angeboten. Angebote dieser Art für den Kreis Ahrweiler findet man zahlreich in den Sozialen Netzwerken. Nicht nur Bäckereien, Metzgereien, Gastronomiebetriebe, Lebensmittelhändler bauen ihre Lieferservices aus. Auch Unternehmen wie Bedachungen Holzem, die eigentlich in völlig anderen Branchen zu Hause sind, wollen helfen. Die Dachdecker aus Heimersheim sind nicht die Ersten, die finden, dass angepackt werden muss. »Ich habe den Post auf der Facebook-Seite von TSS Autoteile aus Sinzig gesehen und dort gefragt, ob ich das übernehmen darf«, erzählt Denis Holzem (hier geht es zum Post). Auch weitere Unternehmen wie Zelt Schneider in Kempenich haben den Post übernommen und bieten Hilfe in ihren Orten an (hier geht es zum Post). Auch Initiativen von Privatleuten und Vereinen wachsen. Die regelmäßige Hauswurfsendung des Ortsbeirates für den Bad Neuenahr-Ahrweiler Stadtteil Bachem enthält Telefonnummern von Bürgern, die  ihren Mitmenschen helfen wollen. In Heppingen haben Jessica und Marco Hörnig sowie René Marquard unter der Überschrift »Gemeinsam stark« einen Flugzettel mit ihren Telefonnummern verteilt, um Besorgungen zu erledigen. Seinem Namen alle Ehre macht der Junggesellenverein »Einigkeit« Oeverich/Niedrich, der Menschen aus der Risikogruppe ebenso wie Mitarbeitern von Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und ähnlichem seine Hilfe anbietet. Der Verein "Os Künnesfeld" möchte den Risikogruppen in Königsfeld Unterstützung anbieten und die Kontaktaufnahme von Hilfesuchenden mit Helfern koordinieren. Mögliche Hilfsangebote sind Einkäufe und Besorgungen von Lebensmitteln oder Medikamenten, oder kleinere dringende Tätigkeiten, die in der Öffentlichkeit erledigt werden müssen. Wer weitere Unterstützung anbieten möchte oder Hilfe benötigt, kann sich bei Jutta und Paul Michels unter Tel. 02646/1781 oder bei Ralf Breuer unter Tel. 0175/5685354 melden, eine E-Mail an post@koenigsfelder.de schreiben oder sich über Facebook melden. Dies sind nur einige Beispiele. Großes Engagement, das über die übliche Arbeit hinausgeht, leisten derzeit auch Mitarbeiter im Lebensmitteleinzelhandel. Zahlreiche Geschäftsinhaber melden sich ebenfalls per Facebook zu Wort. Große Resonanz über 1.000 »Gefällt mir«-Daumen erhielt der sehr persönliche Post von Timo Boden, Inhaber des Edeka-Marktes in Bad Neuenahr. »Was meine Mitarbeiter aktuell leisten ist herausragend!«, schreibt er. Das gelte aber für den gesamten Einzelhandel. »Wir erhalten laufend Lieferungen und alles kommt nach und nach wieder ins Regal«, beruhigt er die Hamsterkäufer. Je schneller sich jeder normal verhalte, desto schneller sehe alles wieder so aus wie immer. Trotz der Lockerung des Verbots, werde er sein Geschäft sonntags aber nicht öffnen. Denn den Sonntag benötige das Team, um Kraft zu tanken. Gleichzeitig appellierte er an das Verhalten der Menschen. Derzeit könnten wir beweisen, dass wir »nicht nur ein Haufen Egoisten« seien: »Ihr wollt weiter essen, also hustet uns bitte nicht an, haltet einfach etwas Abstand und bezahlt, wenn möglich, mit Karte.« Im Zeitalter von Textnachrichten und gestreamten TV-Serien sterbe außerdem niemand, wenn er sich mal nicht mit Freunden treffe (hier geht es zum vollständigen Statement). Da auch die Jugendeinrichtungen geschlossen bleiben, suchen  sie alternative Wege. So ist das Haus der offenen Tür (HoT) in Sinzig mit digitalen Angeboten da – etwa Unterhaltungen über Skype, Opin – eine Plattform für digitale Jugendbeteiligung – oder gemeinsames Onlinespielen per PC oder Nintendo Switch zu festen Zeiten. Abgesehen davon können die Jugendlichen ab 14 Jahre ihre schulfreie Zeit nutzen, indem sie sich am Projekt »Jugend hilft« der Kreisverwaltung und seiner Gebietskörperschaften beteiligen. Dabei werden Jugendliche dazu aufgerufen, Einkäufe für ältere und immungeschwächte Mitmenschen zu übernehmen. Um einen Kontakt zu vermeiden, werden die Einkaufszettel an die Haustüren gehängt oder über digitale Möglichkeiten weitergegeben. Jugendliche, die helfen wollen, können sich an die Jugendbüros wenden (Adenau: Tel. 02691/305-111, E-Mail: juergen.schwarzmann@adenau.de; Grafschaft: Tel. 02641/800-758, E-Mail: christina.noack@kjfv-grafschaft.de; Sinzig: Tel. 02642/417-53, E-Mail: petra.klein@hot-sinzig.de; Brohltal: Tel. 02636/9740-215, E-Mail: christiane.masen@brohltal.de).


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