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Die Spezial-Liturgie von St. Laurentius

Zum 750-jährigen Bestehen der Ahrweiler Kirche St. Laurentius stellt die Pfarrgemeinde alte Buchschätze aus. Die ältesten Schriften wurden zu Beginn des 14. Jahrhunderts geschrieben.

Ein Buch zu vervielfältigen, ist heute keine anstrengende Tätigkeit mehr. Diese Arbeit überlässt man der Druckmaschine oder dem Kopierer. Im Mittelalter hingegen sah das anders aus – vor allem wenn es um Bibeln oder andere Bücher für Kirchen ging. Welche Pracht bei dieser Arbeit entstand, ist momentan in der Hauptstelle der Kreissparkasse Ahrweiler zu sehen. Dort werden die ältesten Kirchenbücher aus dem Archiv der Ahrweiler Pfarrkirche St. Laurentius ausgestellt. In diesem Jahr feiert die Gemeinde das 750-jährige Bestehen des Gotteshauses. Aus diesem Anlass werden die wertvollen Schriftstück der Öffentlichkeit gezeigt. In den vergangenen Jahren wurden die Schätze aufwändig restauriert. Erst wenige Tage vor der Eröffnung der Ausstellung hatte Joseph Stick das letzte der Bücher im Kloster der Benediktinerinnen in Eibingen abgeholt, das auf derartige Restaurationen spezialisiert ist. Dort verweilte es drei Jahre. Josph Stick ist Archivverwalter in St. Laurentius und hat die Ausstellung initiiert. Eigenständigkeit der Ahrweiler Liturgie Bei seiner Arbeit baut er auf das Wirken seiner Vorgänger Robert Bous, Peter Müller und Peter Groß. Die Codices genannten Bücher beinhalten insbesondere die Texte, die die Mönche in St. Laurentius sieben Mal täglich zum Offizium, das kirchliche Stundengebet, und zu den heiligen Messen sangen. Der Großteil dieser Texte war zwar allgemein üblich. »Was sie aber besonders wertvoll macht, ist die verhaltnismäßig ausgeprägte Eigenständigkeit der Ahrweiler Liturgie«, so Joseph Stick bei der Ausstellungseröffnung. Das fand der Maria Laacher Pater Dr. Willibrord Heckenbach OSB 1971 in einer wissenschaftlichen Arbeit heraus, erklärte Stick. So finden sich in den Büchern beispielsweise eigene Fürbitten in den Pestepidemien.
Auch andere wertvolle Erkenntnisse zur Geschichte der Kirche lassen sich den Büchern entnehmen. So entdeckte Peter Müller einen Hinweis auf die Gründung des Kirchenchores, dessen Alter deshalb mit 216 Jahren angegeben werden kann. Auch die Singeordnung der Fronleichnamsprozession findet sich in den Büchern. Verfasst wurden die ältesten Bücher, die auf den Beginn des 14. Jahrhunderts datiert werden, nicht in Ahrweiler. »In einem Kloster waren ein Dutzend Berufe an der Erstellung eines Buches beteilgt«, weiß Stick. Deshalb stammen die ältesten Schriften größtenteils aus Köln und Duisburg.
Einige Bücher waren beim großen Stadtbrand 1689 aber vernichtet worden. Manche von ihnen schrieb der Lehrer Johannes Rohthaar Anfang des 18. Jahrhunderts nach. Auch diese Exemplare gehören zur Ausstellung. Bücher kamen 1803 auf den Dachboden Mit der Säkularisation 1803 wurden die Bücher auf den Dachboden der Kirche verfrachtet, so Stick. Mit der Zeit machte sich der Holzwurm breit, Seiten lösten sich auf, Beschläge litten. Vor allem Peter Bous, Peter Groß und Peter Müller kümmerten sich darum, dass die Schriftschätze aufgearbeitet wurden. Die ältesten Schriften brachte Peter Groß 1995 in ein Redemtoristinnenkloster ins Elsass, wo sie restauriert wurden. Rund 20.000 Euro kostete die Restaurierung der Bücher, wie Paul Radermacher, der Vorsitzende des Verwaltungsrates von Sankt Laurentius, berichtete. Die Hälfte der Summe brachte die Kirchengemeinde selbst auf. Die andere Hälfte spendeten der Verwaltungsrat, der Heimatverein Alt Ahrweiler, die Kreissparkasse, die Volksbank RheinAhrEifel, der Lions Club Bad Neuenahr und der Rotary Club Bad Neuenahr-Ahrweiler.


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