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»Unsere Kinder sind keine zweite Wahl!«

Seit Montag sind Schulen und Kitas im Kreis geschlossen – eine Vorgabe des Landesbildungsministeriums. Doch es gibt auch Ausnahmen: Förderschulen blieben geöffnet. Eltern und Lehrer sind verärgert.
Viele Eltern ließen ihre Kinder bereits zu Hause, offiziell geschlossen wurde die Levana-Förderschule trotz des Coronavirus aber erst am Donnerstag. Foto: privat

Viele Eltern ließen ihre Kinder bereits zu Hause, offiziell geschlossen wurde die Levana-Förderschule trotz des Coronavirus aber erst am Donnerstag. Foto: privat

»Wir als Eltern fühlen uns allein gelassen und können die Situation nicht verstehen. Aber unsere Kinder sind keine zweite Wahl!«, macht Alina Lindner, Mutter einer Tochter, die die Levana-Schule besucht, ihrer Wut Luft.
Denn die Türen der Förderschule mit dem Schwerpunkt ganzheitliche und/oder motorische Entwicklung blieben trotz des Coronavirus weiter geöffnet. So hat es das Landesbildungsministerium angeordnet. Auf Nachfrage des WochenSpiegel heißt es hierzu von Seiten der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD): »Für eine geringe Anzahl von Förderschulen gibt es eine besondere Regelung. (...) Die Schülerinnen und Schüler dieser Schulen gehören zu einer besonders schützenwerten Personengruppe. Hier brauchen Eltern gegebenenfalls die Möglichkeit, mit einem größeren zeitlichen Vorlauf die häusliche Betreuung ihrer Kinder zu organisieren. Die betreffenden Förderschulen haben die Eltern über die Organisation der Betreuung an der jeweiligen Schule informiert, so dass die Eltern unter Berücksichtigung der Bedürfnisse ihres Kindes entscheiden können. Sollten Eltern die Versorgung ihrer Kinder bereits zufriedenstellend geregelt haben, können sie ihre Kinder selbstverständlich zuhause behalten.« Doch genau hierin sehen vor allem Eltern das Problem: »Dieses Argument zählt für mich nicht. Wir betreuen unsere Kinder auch in den Ferien und außerhalb der Schulzeiten. Natürlich können wir für sie sorgen, sonst müssten sie auch im Normalfall rund um die Uhr in der Schule bleiben«, sagt Alina Lindner, die ihre Tochter bereits am Montag aus der Schule genommen hat. Auch Marcus Stemmler, Lehrer an der Levana-Schule, ist verärgert: »An unserer Schule sind doch gerade Kinder, die zur Riskiogruppe zählen. Wir müssten sie besonders schützen indem wir die Schule schließen. Und natürlich ist auch für uns das Risiko erhöht, denn der immer wieder geforderte Abstand ist bei unserer Arbeit nicht möglich.« Das betont auch Schulleiter Gerd Jung. »Körperkontakt ist bei uns nicht zu vermeiden und gehört sogar zum Konzept unserer Schule. Viele Kinder brauchen die körperliche Nähe und verstehen nur diese ‚Sprache‘. Wie sollten wir ihnen jetzt erklären, dass das auf einmal nicht mehr geht?«, so der Schulleiter. Die Situation sei auch deswegen »mehr als unbefriedigend«, weil notwendige Schutzkleidung nicht vorhanden sei. Obwohl es seitens der ADD heißt: »Die in diesen Schulen besonders notwendigen Hygienemaßnahmen werden durch die enge Zusammenarbeit mit den zuständigen Gesundheitsbehörden sichergestellt. Dazu gehört auch, dass die Gruppen entsprechend verkleinert werden. Die Schulaufsicht hat mit diesen Schulen unmittelbar Kontakt aufgenommen und zusammen mit dem jeweiligen Gesundheitsamt über die notwendigen Standards im Zusammenhang mit der Infektionshygiene beraten.« An der Levana-Schule scheint das verpasst worden zu sein. »Ich habe mich an das Gesundheitsamt gewendet und mir wurde gesagt, dass uns keine Schutzkleidung zur Verfügung gestellt wird. Hier wird eindeutig eine Grenze überschritten«, mahnt Jung.
Immerhin: Aufgrund des Einsatzes von Lehrern, Eltern und der Schulleitung wurde die Schule am Donnerstagmorgen geschlossen.


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