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Geschwächt nach Herrenberg

In der 2. Handball-Bundesliga der Frauen reisen die Vulkan-Ladies Koblenz/Weibern am Samstag, 10. Oktober, zum Auswärtsspiel nach Herrenberg.

Nationalspielerinnen in den eigenen Reihen zu haben ist für jede Mannschaft und jeden Verein etwas Besonderes. Nicht immer aber ist es ein Vorteil, wie sich diese Woche zum ersten Mal in der noch jungen Saison der Vulkan-Ladies Koblenz/Weibern zeigt: Gleich drei Spielerinnen werden am Wochenende nicht für den Zweitligisten auflaufen, weil sie parallel in der Nationalmannschaft ihres jeweiligen Heimatlandes gefordert sind. Und weil der Spielplan der 2. Bundesliga - anders als der der 1. Bundesliga - keine Rücksicht nimmt auf den internationalen Spielplan. Der sieht in den kommenden Tagen Qualifikationsspiele zur Europameisterschaft vor. Lenka Hradilova und Petra Adamkova sind deshalb am Sonntag mit der Nationalmannschaft Tschechiens in der Ukraine gefordert, Hildigunnur Einarsdottir (Foto) läuft am gleichen Tag für Island gegen Deutschland auf. "Es kann nicht sein, dass auf der einen Seite Professionalität vorgegeben wird, man sich auf der anderen Seite aber unprofessionell verhält", kritisiert Jan Reuland. Der Sportdirektor der Vulkan-Ladies sieht die Handball-Bundesliga-Vereinigung Frauen (HBVF) in der Pflicht. "Hier werden Vereine, die sich professionell aufstellen und wirtschaftlich in einen starken, internationalen Kader investieren, bestraft und ausgebremst. Und das alles nur, weil man auf die Nationalspielerinnen anderer Länder keine Rücksicht nimmt." Fakt ist: In der 2. Bundesliga spielen sehr viele ausländische Spitzenspielerinnen. "Fast noch mehr als in der 1. Bundesliga", sagt Reuland. "Man kann den Eindruck gewinnen, dass mit der aktuellen Regelung, in der nur die Spieltermine der 1. Bundesliga mit dem internationalen Spielplan abgeglichen sind, vornehmlich nur auf die deutschen Nationalspielerinnen Rücksicht genommen wurde." Die spielen fast alle in der höchsten deutschen Liga. "Es sollte grundsätzlich so geregelt sein, dass auch in der 2. Bundesliga Qualifikationsspiele oder Nationalmannschaftslehrgänge berücksichtigt werden", fordert der Sportdirektor. "Alles andere ist für die Nationalspielerinnen aus den anderen europäischen Ländern ein klarer Nachteil. Eine Zwischenlösung wäre, das die HBVF zumindest zwingend vorschreibt, dass die wenigen Ausweichtermine für solche Situationen wie jetzt genutzt werden müssen. So aber sind wir noch nicht einmal in der Lage, die Partien zu verlegen." Und auch mit zusätzlichen Reisekosten und gutem Willen der Spielerinnen ist - zumindest am kommenden Wochenende - nichts zu machen. Hradilova und Adamkova spielen in der Ukraine, müssen dort aus Sicherheitsgründen mit Militärmaschinen eingeflogen werden. Und auch ein passender Flug für Einarsdottir aus Island nach Deutschland war für diesen Anlass nicht zu finden. Weil Österreich auf einen Einsatz von Carina Stockhammer verzichtet, wird zumindest sie am Wochenende für die Vulkan-Ladies spielen. Für drei weitere Länderspieltermine im Saisonverlauf droht dann aber auch Stockhammer auszufallen. "Carina hat in den vergangenen Wochen nach überstandener Verletzung sehr gut trainiert und wird in Herrenberg ihre Chance bekommen", sagt Dincic, der aufgrund der "internationalen" Ausfälle ohnehin umstellen muss. "Bei den Männern kannst du in der 3. Liga wegen Länderspielen eine Partie verlegen, bei den Frauen nicht einmal in der 2. Bundesliga", ärgert sich der Trainer über die Wettbewerbsverzerrung. Eine Ausrede ist der Ausfall der drei Stammkräfte für Dincic aber noch lange nicht: "Wir wollen die zwei Punkte, ist doch keine Frage. Dass das Team nicht komplett ist, bedeutet für uns zwar ein Manko, aber wir fahren dennoch ambitioniert nach Herrenberg." Den nächsten Gegner hat er bereits auf Video studiert. "Der Rückraum funktioniert sehr gut, zudem verfügt das Team über schnelle Außen und eine sehr gute Torfrau." Der aktuelle Tabellenzehnte Herrenberg (zwei Niederlagen, ein Sieg) schloss die Vorsaison zudem als Team mit der zweitbesten Abwehr hinter Aufsteiger Dortmund ab. Foto: Vulkan-Ladies www.vulkanladies.com


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