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Fehlen 220 Plätze in den Kindergärten?

In Remagen stehen zahlreiche Kinder auf der Warteliste für einen Betreuungsplatz. Die Stadt sucht nach kurzfristigen Lösungen.

Seit April hat die Stadt Remagen Hinweise darauf, dass bis zum Sommer 2020 noch 220 Kinder auf der Warteliste für einen Kindergartenplatz stehen. In Kripp warten derzeit 84 Kinder, in Remagen 55 Kinder, in Unkelbach und Oedingen 34 Kinder und in Oberwinter 47 Kinder. Ein Engpass droht. »Wir wissen, wie wichtig die Kinderbetreuung gerade für berufstätige Eltern ist. Wir arbeiten unter Hochdruck gemeinsam mit dem Landes- und Kreisjugendamt an Lösungen«, versichert Bürgermeister Björn Ingendahl. Man habe bereits mit der Prüfung kurz- und mittelfristige Maßnahmen begonnen, um Plätze zu schaffen, heißt es seitens der Stadt. Erweiterungsbau Am städtischen Kindergarten Pusteblume in Kripp wird derzeit sowieso gebaut. Im Erweiterungsbau werden zwei Geöffnete Gruppen und eine kleine altersgemischte Gruppe eingerichtet. Sie werden zum 1. September mit 65 neuen Plätzen ihren Betrieb aufnehmen. Der Bau soll Ende Juni fertiggestellt sein. »Die Kreisverwaltung erteilt die Betriebserlaubnis jedoch erst nach Fertigstellung des Baus. In Ermangelung einer Betriebserlaubnis können wir den Eltern bisher auch keine Zusagen geben«, erläutert Matthias Geusen, Büroleiter der Zentral- und Finanzverwaltung der Stadt Remagen. Wenn die neuen Gruppen eröffnen, ist die die Kapazitätsgrenze allerdings sofort erreicht. Ein Neubau mit größerer Kapazität wäre laut Geusen nicht möglich gewesen: »Mehr hätten wir aus baurechtlichen Gründen auf den Grundstücken nicht realisieren können.« Provisorische Gruppe in der Grundschule In Oberwinter möchte die Verwaltung in Zusammenarbeit mit der Kita gGmbH, Träger der dortigen Kita Arche Noah, in einem Klassenraum der Grundschule Oberwinter provisorisch eine zusätzliche Regelgruppe mit 25 Plätzen einrichten. Ob die Plätze bereits in diesem Sommer zur Verfügung stehen, ist laut Geusen unklar. Anhand der aktuellen Zahlen könne zudem noch nicht abgeschätzt werden, ob dort eine dauerhafte Lösung erforderlich sei. Für die Kernstadt ist eine Erweiterung der katholischen Kita St. Martin im Gespräch. Demnach sollen in der ehemaligen Filialkirche zwei neue Gruppen eingerichtet werden. Dadurch würden 50 neue Plätze entstehen. Es ist laut Geusen aber äußerst unwahrscheinlich, dass sie noch in diesem Jahr entstehen. 140 neue Plätze Insgesamt würden so 140 neue Plätze entstehen. In der Konsequenz blieben laut Stadtverwaltung immer noch 80 Kinder im Stadtgebiet ohne Kita-Platz. »Allerdings beinhaltet diese Zahl beispielsweise noch Kinder, für die bereits eine Zusage erteilt wurde, die von den Eltern aber bisher nicht über das Internet-Portal ,Ahrlini, des Kreises bestätigt wurde«, erklärt Bürgermeister Björn Ingendahl. Hierdurch werde sich auch diese Zahl in den nächsten Wochen noch deutlich reduzieren. Um die Anzahl der fehlenden Kita-Plätze ermitteln zu können, benötige die Stadt einen Abgleich der Bedarfsanmeldungen durch alle Kita-Leitungen – in kommunaler und in kirchlicher Trägerschaft, erklärt Geusen Ein entsprechendes Treffen sei für diesen Monat geplant. »Eltern, die für ihr Kind keinen Platz erhalten, können sich an die Kreisverwaltung Ahrweiler wenden, die für die Bedarfsplanung zuständig ist. Von dort werden für Kinder bis zum dritten Lebensjahr Tagesmütter vermittelt.« Zuzug und mehr Geburten Doch wie kommt es, dass sich die Stadt plötzlich mit einer so großen Anzahl fehlender Plätze auseinandersetzen muss? »Die zuständige Kreisverwaltung begründet den wachsenden Bedarf vornehmlich mit dem Zuzug von jungen Familien sowie dem Anstieg der Geburtenzahlen. Grundsätzlich sind das keine unbekannten Entwicklungen«, sagt Geusen: »Gleichwohl kamen die jüngst gemeldeten Kita-Bedarfszahlen in dieser Höhe unerwartet, da wir in den vergangenen Jahren stets in der Lage waren, den Bedarf zu decken.«
Das Kreisjugendamt sieht das anders. Nach dessen Planung fehlen aktuell 153 Plätze in der Stadt. Die SPD in Remagen hatte erklärt, dass im Sommer 2019 rund 220 Kindergartenplätze fehlten. Das sei unzutreffend: Die Zahl 220 ergebe sich aus einer Abfrage aus dem Onlineportal »Ahrlini«, in dem Kinder für Kitas angemeldet werden. Diese sei am 9. Mai erfolgt und betreffe Kinder, die bis Sommer 2020 – nicht 2019 – auf der »Ahrlini-Warteliste« stehen. Hinzu komme, dass ein Teil der Kinder noch Zusagen erhalten könnten, wenn die zusätzlichen Plätze geschaffen werden. Auf Defizite hingewiesen Im April habe es zwischen der Stadtverwaltung und dem Kreisjugendamt ein Gespräch gegeben, in dem verschiedene Maßnahmen erörtert wurden, um den Bedarf kurzfristig zu decken. Wenn diese Maßnahmen noch 2019 umgesetzt würden, bleibe ein Bedarf von rund 70 Plätzen. Außerdem habe das Kreisjugendamt bereits in den vergangenen drei Jahren auf fehlende Platzkapazitäten in einzelnen Stadtteilen hingewiesen – insbesondere auf massive Defizite in Kripp. Zuständig für die Bedarfsplanung sei das Kreisjugendamt. Diese Planung basiere im Wesentlichen auf den Einwohnermeldezahlen, die die Gebietskörperschaften zur Verfügung stellten. Mit den Kommunen gebe es jedes Jahr Abstimmungsgespräche hinsichtlich der Maßnahmen, die ergriffen werden müssen, um den Rechtsanspruch auf eine Kindertagesbetreuung zu gewährleisten. Die Bereitstellung der erforderlichen Plätze sei eine Pflichtaufgabe der Kommunen, sofern kein freier Träger diese Aufgabe erfüllt, heißt es seitens des Kreises.


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