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Inselschüler haben »hitzefrei« auf Umwegen

Der historische Tiefstand des Rheinpegels hat Auswirkungen auf die Schifffahrt – und darüber hinaus. Die Schüler des Franziskus Gymnasiums Nonnenwerth sitzen auf dem Trockenen. Die Inselfähre steht still.

Hitzefrei haben viele Schüler schon einmal erlebt. Auch Hochwasser mag dem ein oder anderen Schüler bereits schulfreie Tage beschert haben. Aber dass der Unterricht wegen Niedrigwasser ausfällt, ist eine absolute Seltenheit. Auch Andrea Monreal, Leiterin des Franziskus Gymnasiums Nonnwerth (FGN), kann sich an ein solches Ereignis nicht erinnern. Nun aber ist es eingetreten.
Aufgrund der anhaltenden Trockenheit hat die Fähre, die zwischen der Insel Nonnenwerth und dem Rheinufer pendelt, am vergangenen Wochenende ihren Dienst eingestellt. Da sowohl Schüler aus Rheinland-Pfalz als auch aus Nordrhein-Westfalen das Gymnasium besuchen, hatte die Schule ihre Herbstferien sowieso eine Woche später als die Ferien in Rheinland-Pfalz beginnen lassen.
Am vergangenen Montag hätte der Unterricht somit eigentlich wieder beginnen sollen. Doch der historisch niedrige Wasserstand des Rheins zwang die Fähre zur Pause – und die Schule somit zu einer zweitägigen Verlängerung der schulfreien Tage. Die Beine hochlegen konnten Schüler und Lehrer allerdings nicht. Im Gegenteil. Andrea Monreal führte unzählige Telefonate, schrieb E-Mails und nahm an Besprechungen des Kollegiums teil. Alleine die Konferenz des Schulleitungsteams am Dienstag dauerte über vier Stunden. »Wir haben einen dezidierten Plan aufgestellt«, berichtet die Schulleiterin. Schließlich galt es, doch noch irgendwie eine Art Unterricht zu organisieren. Für Hochwasser gibt es Szenarien Ganz neu ist die Situation nicht. Auch bei Hochwasser kann die Insel nicht immer erreicht werden. »Nach ein bis zwei Tagen hat man sich auf das Hochwasser eingestellt. Dafür gibt es an unserer Schule auch Szenarien«, erklärt Andrea Monreal. Dann versorgen die Lehrer ihre Schüler zum Beispiel über das Internet mit Aufgaben und Materialien. »Ein Kollege hat jetzt bereits ein Webinar über Mikrofon und Kopfhörer gehalten«, berichtet sie.
Andere Lehrer kommunizieren per E-Mail mit den Schülern. Auch ein internes Netz steht zur Verfügung. Zudem gebe es viele Apps für den Unterricht, so Monreal. Doch auch »richtigen« Unterricht gab es seit Mittwoch. Viele andere Schulen und Institutionen boten den Nonnenwerthern ihre Hilfe an. »Es ist klasse, wie die Kollegen anderer Schulen da auf einen zukommen«, zeigt sich die Schulleiterin beeindruckt.
Sieben Räume durften die Gymnasiasten an der LGS Remagen in Beschlag nehmen, zwei Räume stellte die Grundschule in Erpel zur Verfügung. Auch die Pfarrheime in Remagen, Nieder- und Oberdollendorf, der Wassersportclub und die Adenauerschule Bad Honnef boten Räume an.
Die Fähre »Nixe« transportierte die Schüler mit Sonderfahrten über den Rhein. Das Leitungsteam des FGN versuchte, möglichst vielen lassen zumindest zweitweise Unterricht zu ermöglichen. Gerade für die jungen Schüler sei es wichtig, sich über die Situation auszutauschen, so Monreal: »Die sind richtig stolz, wenn sie die Situation meistern.« Auch die Schüler der MSS 12, die sich auf das Abitur vorbereiten, wurden zusammengerufen. Schulleiterin ist stolz auf die Kollegen Für die Lehrer bedeutete das natürlich einen erheblichen Organisationsaufwand. »Die sind da aber extrem gut aufgestellt. Ich bin richtig stolz auf meine Kollegen«, betont Monreal. Natürlich sei das System anfällig für Fehler. »Man teilt mal eine falsche Fährzeit mit oder hat einen Ortsdreher drin«, sagt Monreal: »Aber man hat den Ansporn, es gut zu machen.« Das sehen auch die Eltern sehe. »Sie reagieren verständnisvoll. Ich bekomme viele nette Mails, die sich für das Krisenmanagement bedanken. 99 Prozent der Mails sind positive Bestärkung, der Rest sind organisatorische Fragen.«
Und wie reagieren die Schüler? »Die gibt es beide Seiten«, verrät Monreal schmunzelnd. Zwei Schülerinnen, die sie befragte, gaben zu, dass sie es nicht schlecht fänden, länger schlafen zu können. »Trotzdem muss man etwas tun und sich organisieren«, sagt die Schulleiterin mit Blick auf den »digitalen« Unterricht.
Ein Fünftklässler aber habe es »blöd« gefunden, seine Aufgaben zu Hause alleine zu erledigen. »Der Notfallplan steht noch bis Mitte nächster Woche«, sagt Andrea Monreal: »Wir hoffen, dass wir dann wieder in unsere Schule zurück können.«


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