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Schaufel statt Pilgerrucksack

Messdienergruppe aus Sinzig hilft im Hochwasser-Gebiet.
Ehemaliger Sinziger Kaplan Thomas Hufschmidt (links) und die Messdienergruppe. Foto: privat

Ehemaliger Sinziger Kaplan Thomas Hufschmidt (links) und die Messdienergruppe. Foto: privat

Sie haben Pilgerrucksack und Sonnenhut spontan gegen Gummistiefel und Schaufel getauscht: die Messdienerinnen und Messdiener aus Sinzig, darunter Konstantin Siegers (12), Lisa Schunk (15), Sarah Seiler (16) und der 16-jährige Paul Kuna. Eigentlich wollten sie vom 17. Juli an mit ihrem ehemaligen Kaplan Thomas Hufschmidt auf dem Mosel-Camino von Koblenz-Stolzenfels nach Trier pilgern. Doch dann kam das Hochwasser, erzählt Hufschmidt, der gerade Sinzig verlassen hat, um seine neue Stelle als Jugendpfarrer an der Kirche der Jugend eli.ja in Saarbrücken anzutreten. „Und da war ganz schnell klar: Wir pilgern nicht, wir helfen.“ Konstantin, Lisa und Paul sind selbst vom Hochwasser betroffen, mussten nachts schnell aus ihren Häusern raus. „Die untere Etage bei uns stand komplett unter Wasser. Wir sind im Moment bei Freunden untergekommen“, erzählt Paul. Ein Großteil der Möbel sei zerstört, und Paul sagt, so langsam bekämen sie einen Überblick, was ihnen geblieben sei. So war für die Messdienerinnen und Messdiener auch schnell klar, wo sie anpacken: „Am ersten Tag sind wir einfach rausgegangen und haben geholfen, Sachen aus einem Keller zu räumen. Ab dem zweiten Tag haben wir dann Paul und seiner Familie geholfen“, berichtet Lisa. Sie habe immerhin Gummistiefel gehabt; die anderen hätten in Turn- oder Wanderschuhen geholfen. War aber auch egal: Lange darüber nachdenken, ob sie helfen und wo, mussten sie nicht. „Wenn Du im Matsch stehst, machst Du einfach“, sagt Konstantin ganz pragmatisch. „Erst wenn Du abends im Bett liegst, denkst Du nach, was da passiert ist.“ Sie alle kennen Menschen, die in der Hochwasser-Nacht schreckliche Situationen erlebten. Konstantin erzählt von einer Mutter mit ihren Kindern, die mit einem Hubschrauber gerettet werden musste. „Man sieht zwar die Schäden, und sieht an den Häusern, wo das Wasser gestanden hat, aber man begreift noch nicht richtig“, sagt Sarah nachdenklich. Abends sind sie noch zusammengeblieben, haben über das gesprochen, was sie erlebt haben, trotz der Erschöpfung. Helfen ist den Ministrantinnen und Ministranten nicht fremd: Sie sind regelmäßig bei den Sternsinger- oder den 72-Stunden-Aktionen dabei, haben die Bolivienkleidersammlung unterstützt. So war es für sie auch keine Frage, dass sie in dieser Notsituation anpacken und fünf Tage lang helfen, wo sie können. Dieses Engagement findet Thomas Hufschmidt prima. Und deshalb war es ihm wichtig, für die Gruppe dann wenigstens eine kleine Pilgertour als Dankeschön anzubieten. „Wir sind heute Morgen mit dem Bus nach Trier gefahren und an der Kapelle der Seligen Blandine Merten gestartet. Die Ordensschwester lebte in Ahrweiler im Kloster, da gibt es also eine Verbindung.“ Von dort aus pilgerten die Mädchen und Jungen mit einer Station in St. Paulin nach St. Matthias. Ein Gottesdienst im Dom und ein Treffen mit dem für den Visitationsbezirk Koblenz zuständigen Weihbischof Jörg Michael Peters gehörten ebenfalls zum Programm – und ein Eis für die engagierten Helferinnen und Helfer. Das spendierte das Team der Eisdiele „Christis“ ganz spontan, als es von der Hilfsaktion der Gruppe erfuhr. Informationen zur Hochwasser-Katastrophe und zu Unterstützungsmöglichkeiten sind unter t1p.de/hochwasser-hilfe zu finden.


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