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Camping-Boom dank Corona

Auch wenn Reisen ins Ausland wieder begrenzt möglich sind, lässt Corona vor allem einen Trend wieder aufleben: Camping. Doch wer auf einem der hiesigen Plätze sein Zelt aufschlagen oder sein Wohnmobil abstellen möchte, der sollte nicht zu lange überlegen.
Seit 21 Jahren betreibt Arthur Schulz seinen Campingplatz in Altenahr. Nach der coronabedingten Schließung freut er sich, endlich wieder Gäste empfangen zu dürfen. Foto: Wicher

Seit 21 Jahren betreibt Arthur Schulz seinen Campingplatz in Altenahr. Nach der coronabedingten Schließung freut er sich, endlich wieder Gäste empfangen zu dürfen. Foto: Wicher

Denn schon auf der Homepage des Campingplatzes nach Wahl könnte die Reise ein frühes Ende nehmen: "Der Monat Juni ist leider schon komplett belegt" - eine schlechte Nachricht für all diejenigen, die spontan ein paar schöne Tage auf dem Campingplatz und Reisemobilhafen "Am Ahrtor" in Bad Neuenahr-Ahrweiler geplant hatten. "Wenn man es genau nimmt, dann ist der Platz aber schon das ganze Jahr voll belegt", sagt Inhaberin Petra Schmitt, die insgesamt 26 Stellplätze für Caravans, Reisemobile oder Zelte vergeben kann. "An den ersten beiden Tagen der Wiedereröffnung hatte ich über 350 Anfragen. Sie können sich also vorstellen, wie oft ich leider 'Nein' sagen oder schreiben musste." Aber nicht jeder reagiere auf die Absage mit Verständnis. "Die Leute sind natürlich enttäuscht und daher teilweise ungehalten und sogar etwas aggressiv. Aber es ist eben für alle eine ungewohnte Situation und mit ein paar netten Worten bekommt man sie dann meist wieder beruhigt", schildert die Campingplatz-Inhaberin ihre Erfahrungen. Die Nachfrage, vor allem von neuen Gästen, sei stark gestiegen. Campingfreunde und Stammgäste aus ganz Deutschland und Europa - besonders aus den Niederlanden, Belgien und Großbritannien - hätten bereits seit Wochen "in den Startlöchern" gestanden. "Ich habe viele Anrufe bekommen, wann man endlich wieder herkommen darf. Alle sind einfach froh, nach dieser langen Pause wieder raus zu dürfen", sagt Petra Schmitt. Die Rückkehr der gelben Nummernschilder Bessere Chancen, noch einen Platz zu bekommen, hat man hingegen auf dem Campingplatz von Arthur Schulz in Altenahr. 38 Dauerstellplätze, 40 Saisonplätze und rund 120 Touristikstellplätze stehen Campern hier normalerweise zur Verfügung. In Corona-Zeiten darf Schulz immerhin 80 der Touristikstellplätze vergeben und noch ist die Saison nicht restlos ausgebucht. "Wir haben schon viel erlebt, aber die sechs Wochen, in denen wir coronabedingt geschlossen bleiben mussten - normalerweise starten wir am 1. April in die Saison - war hier eine eigenartige Atmosphäre. Das Hochwasser vor vier Jahren zum Beispiel war auch schlimm, aber man konnte anpacken und etwas tun. Corona ist ein unsichtbarer Feind und niemand wusste, wann und wie es weitergehen würde", sagt Schulz. Vor allem der "gute Bestand an Dauercampern" hätte ihm in dieser Zeit auch finanziell geholfen. Inzwischen haben wieder viele Gäste den Weg zu seinem Platz gefunden. "Unsere Camper verhalten sich toll! Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Menschen alle freundlicher sind und rücksichtsvoller miteinander umgehen. Und endlich sind auch unsere Freunde mit den gelben Nummernschildern wieder zurück", freut sich Arthur Schulz über seine Gäste, die nicht nur aus Deutschland und den Niederlanden, sondern aus ganz Europa kommen. Das Gros aber reist aus dem Ruhrgebiet an. Und wie zum Beweis kommen während des Gesprächs die beiden Freundinnen Meike und Marie, beide 29 Jahre, aus Duisburg und Geldern an die Rezeption. Eine Nacht wollen sie mit ihrem Campingbus hier an der Ahr verbringen und den Rotweinwanderweg erkunden. "Meike hat den Bus gerade neu gekauft und jetzt entdecken wir für uns den Urlaub 'in der Heimat'. Das Gute ist, man hat keine lange Anreise, wir standen nicht im Stau und hier gibt es auch tolle Fleckchen, die sich lohnen", sagt Marie. Auch kleinere Einschränkungen, zum Beispiel in den Sanitärgebäuden Mund-Nasen-Schutz zu tragen, würden die Urlaubsstimmung nicht drücken: "Ich arbeite selber in der Pflege und bin an die Vorgaben gewöhnt. Aber auch im Privaten sind Abstand halten und Co. fast schon zur Normalität geworden", erklärt Meike. Für Arthur Schulz hingegen bedeutete die Umstellung auf "Corona-Betrieb" viel Arbeit. "Ich habe einen ganzen Ordner mit Verordnungen und Vorgaben angelegt und nicht alle waren immer eindeutig definiert. Man musste viel herumtelefonieren und nachfragen. Und natürlich geht die Anschaffung von Desinfektionsmitteln ordentlich ins Geld. Aber wir sind einfach froh, dass wir jetzt wieder Gäste begrüßen dürfen und die Saison nicht ganz ins Wasser fällt." Hintergrund: Seit Montag, 18. Mai 2020, ist Campen in Rheinland-Pfalz unter Einhaltung der Hygienevorschriften und Schutzmaßnahmen – geregelt durch die sechste Corona-Bekämpfungsverordnung –  wieder möglich.


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