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Flutopfer und Helfer dürfen sich in Franken erholen

Nachdem ihr Sohn von seinen Erfahrungen beim Helfen im fernen Ahrtal berichtete, wollte Claudia Wawerzinek die Menschen dort auch unbedingt unterstützen – und ermöglicht ihnen nun Urlaub in Bad Brückenau.
Claudia Wawerzinek will mit Unterstützung vieler Bad Brückenauer – und natürlich auch von König Ludwig I. vor dem Staatsbad – Flutbetroffenen einen Urlaub ermöglichen. Foto: privat

Claudia Wawerzinek will mit Unterstützung vieler Bad Brückenauer – und natürlich auch von König Ludwig I. vor dem Staatsbad – Flutbetroffenen einen Urlaub ermöglichen. Foto: privat

»Ich habe keine Nachtruhe mehr gefunden und wollte unbedingt helfen«, erzählt Claudia Wawerzinek. Rund 300 Kilometer entfernt vom Ahrtal wohnt sie im niederfränkischen Bad Brückenau. Doch was ihr Sohn ihr aus dem Katastrophengebiet berichtete, ließ sie nicht los. Rund 14 Tage nach der Hochwasserkatastrophe war er ins Ahrtal gefahren um zu helfen. Dafür hatte er seinem Mainzer Betrieb für Motorboote sogar extra Betriebsferien verhängt. »Wir haben in der Familie eine Ader dafür, helfen zu wollen«, sagt Claudia Wawerzinek. Er berichtete von den katas­trophalen Zuständen, aber ebenso von der Solida(h)rität der Menschen. »Er sagte, dass das Leben da unten anders sei und dass die Menschen sich verändert haben. Wo man hinschaue, gebe es nur Freunde«, berichtet Claudia Wawerzinek. Das beeindruckte sie. Hautnahe Schilderungen erfuhr sie auch durch eine Freundin, die in Dernau wohnt. Die Überlegung selbst ins Ahrtal zu fahren und beispielsweise zu kochen, verwarf sie aus gesundheitlichen Gründen.  »Aber was mein Sohn erzählte, hat mich so mitgenommen, dass ich auch etwas tun wollte«, sagt sie. Ihr Sohn erzählte ihr unter anderem von dem Geruch, der im Ahrtal allgegenwärtig ist. »Da dachte ich, man könnte für die Menschen aus dem Ahrtal und aus der Eifel doch einen Urlaub organisieren, damit sie einmal frische Luft schnappen können«, erzählt sie. Also sicherte sie sich zunächst die Unterstützung des Bad Brückenauer Alt-Bürgermeisters Hans Rohrmüller, der ohne Zögern sein Mitwirken zusagte, und nahm den Telefonhörer in die Hand. »Ich hätte es aber auch alleine gemacht«, stellt sie mit Bestimmtheit fest. Sie wählte die Nummern von etlichen Hotels, Pensionen, Restaurants, Eisdielen und mehr rund um das Bayerische Staatsbad, um für ihr Vorhaben zu werben. Und tatsächlich gelang es ihr, dass der Großteil der Betriebe sofort dabei war, um den Betroffenen in Ahrtal und Eifel, aber auch den Helfern, die seit Wochen unermüdlich anpacken, einige Tage kostenfreien Urlaub in dem kleinen Städtchen, das - eingebettet in grüne, bewaldete Hügel - mit dem vielversprechenden Slogan "Quelle für Lebenskraft" wirbt, zu ermöglichen. Sogar ein Unternehmer aus Mainz meldete sich bei ihr, um die Menschen kostenfrei mit einem Bus aus dem Ahrtal abzuholen und auch wieder nach Hause zu bringen. »Wir werden den Gästen auch Programm bieten. Wir werden sie mit dem Bus an den Hotels abholen und dann vielleicht auf die Wasserkuppe, den Kreuzberg oder sogar mal nach Fulda fahren«, plant Claudia Wawerzinek. Eines liegt ihr auf jeden Fall am Herzen: Egal ob Übernachtung, Restaurantbesuch oder Programm: die Gäste sollen nichts bezahlen müssen. »Sie sollen auch schön empfangen werden«, verspricht Claudia Wawerzinek. Bad Brückenaus Bürgermeister Jürgen Vogel hat bereits zugesagt, die Gäste empfangen zu wollen. Auch das Datum für die Aktion steht inzwischen. Von Montag bis Samstag, 20. bis 25. September, freuen sich die Bad Brückenauer Unterstützer darauf, den Gästen aus Ahrtal und Eifel einige schöne Tage zu bereiten. »Wenn es klappt, werden wir Platz für ungefähr 50 Leute haben«, so die Organisatorin. Zudem hofft sie, Kontakt zu Bürgermeistern oder Kirchen im Ahrtal zu finden, denn diese könnten ihr sagen, welche Gebiete betroffen seien. So könne sie sicher gehen, dass wirklich Betroffene unterstützt werden. Im Blick hat Claudia Wawerzinek vor allem ältere Menschen und junge Familien mit kleinen Kindern. Auch eine zweite Urlaubsaktion ist bereits in der Planung. Sie soll sich vor allem an Familien mit Schulkindern richten, da sie in den Herbstferien stattfinden soll. »Da suchen wir noch ein Busunternehmen – vielleicht auch aus der Region um das Ahrtal –, das die Menschen bringt und abholt«, sagt sie. Auch wenn Claudia Wawerzinek schon viel organisiert und auf die Beine gestellt hat, sind die Planungen noch nicht beendet: »Ich denke jeden Tag neu und überlege, was ich den Leuten bieten kann.« Anmelden können Interessierte sich unter Tel. 09741-6090115 oder Tel. 0151-56304142. Anmeldeschluss ist der 7. September.


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