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Kriminelle Spurensuche im Ahrtal

Die in Ahrweiler lebende Autorin Karin Joachim hat kürzlich ihren ersten Kriminalroman vorgelegt. WochenSpiegel-Redakteur Thorsten Wirtz hat mit der Autorin gesprochen.

Als Autorin haben Sie sich bislang eher mit Sachthemen befasst. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, jetzt einen Krimi zu schreiben? Karin Joachim: Für jene, die mich als Sachbuchautorin kennen, mag das ein wenig überraschend sein. Doch das Schreiben von fiktiven Geschichten geht tatsächlich auf meine Jugendzeit zurück. Noch bevor ich mein Germanistikstudium aufnahm, habe ich bereits erste fiktionale Texte geschrieben – diese haben allerdings nie das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Und der aktuelle Roman? K.J.: Sie werden es vermutlich nicht glauben, aber diese Idee flog mir sprichwörtlich über Nacht zu. Dreh- und Angelpunkt ist ein historischer Fakt, auf den ich bei den Recherchen für meine Sachtexte über das Ahrtal gestoßen bin. Ich schob diesen Gedanken zunächst beiseite, aber der Gedanke besuchte mich immer wieder. Um diese historische Gegebenheit – die ich hier nicht verraten kann, ohne zu viel über den Inhalt von „Krähenzeit" preis zu geben – webte sich in meinem Kopf eine Handlung, Personen entstanden vor meinem geistigen Auge. Na, und dann musste ich mich hinsetzen und den Krimi schreiben. Haben sie große Vorbilder, denen Sie als Krimiautorin nacheifern wollen? K.J.: Mit Vorbildern ist es so eine Sache. Mir ist es wichtig authentisch zu sein und ich selbst zu bleiben, meinen eigenen Erzählstil zu finden. Natürlich gibt es Werke dieses Genres, die mich begeistern, das sind vor allem skandinavische Autoren. In erster Linie möchte ich gute Unterhaltung liefern, Geschichten erzählen, die Substanz haben und den Leser packen. In dem Buch steckt ja auch eine große Portion Lokalkolorit. Wie lange haben Sie recherchiert und wie lange hat das Schreiben gedauert? K.J.: Ich lebe seit 20 Jahren in Ahrweiler, bin häufig auf Entdeckungstour im Ahrtal unterwegs, dabei immer mit dem Fotoapparat auf der Pirsch. Außerdem konnte ich auf meine Sachbuchrecherchen zurückgreifen. Um die Polizeiarbeit möglichst zutreffend darzustellen, habe ich mich in die kriminalistische Fachliteratur eingearbeitet und darüber hinaus je nach Themenkomplex mit den verschiedensten Fachleuten gesprochen. Ich konnte nicht kontinuierlich am Krimi schreiben, da ich zu dem Zeitpunkt, als mir die Idee zuflog, noch etliche andere Aufträge zu bearbeiten hatte, sodass eine Aussage darüber, wie lange der eigentliche Schreibprozess dauerte, etwas schwierig ist. Insgesamt fiel mir das Schreiben sehr leicht. Für die erste Fassung brauchte ich wenige Monate. Gibt es Menschen aus dem Ahrtal, die sich in der Geschichte wiederfinden können, oder haben Sie alle Charaktere frei erfunden? K.J.: Die Figuren sind alle völlig frei erfunden. Allerdings habe ich bereits jetzt schon einige Anfragen von meinen Lesern erhalten, die unbedingt gerne im nächsten Krimi eine Rolle spielen möchten... Ihre Ermittlerin ist keine Kommissarin, keine Journalistin. Wie sind Sie auf die Tatortfotografin gekommen? Zunächst hatte ich tatsächlich eine Fotografin für die Rolle vorgesehen. Vielleicht eine Art Alter Ego, denn ich bin eine leidenschaftliche Hobby-Fotografin. Allerdings wollte ich keine Außenseiterin ermitteln lassen, sondern eine Angehörige der Polizeiberufe. So kam es mir sehr gelegen, dass ich aus einem meiner Netzwerke eine Tatortfotografin kenne, die ich natürlich über die konkrete Arbeit ausgehorcht habe. Wäre das am Ende vielleicht auch ein Job für Sie? K.J.: Ja, ein ganz früher Berufswunsch war Kriminalkommissarin und gepaart mit meiner Fotobegeisterung würde das sogar passen. Obwohl, wenn ich daran denke, was es da zu fotografieren gäbe… Da bleibe ich doch lieber bei meinen Landschafts- und Naturaufnahmen. Und meine Ermittlerfreude kann ich ja in meinen Geschichten ausleben. Können Sie sich vorstellen, mit der Figur Jana Vogt in Serie zu gehen? K.J.: Das muss ich mir gar nicht vorstellen, denn das ist schon eingeplant! Die Handlung für meinen zweiten Jana-Vogt-Krimi steht weitgehend fest und erste Ideen für einen dritten Fall liegen auch in meiner Schublade. Arbeiten Sie etwa schon an einem neuen Buch? K.J.: Ja, Janas zweiter Fall wartet schon darauf, erzählt zu werden. Außerdem recherchiere ich gerade für einen Roman, mal schauen, was daraus wird... ?

Zur Person

Karin Joachim war von 1995 bis 2009 Leiterin des Museums Roemervilla, seit 1996 lebt sie auch in Ahrweiler. Privat ist sie viel in der Natur unterwegs, wandert mit ihrem Hund, fotografiert, besichtigt Städte und Kunstausstellungen... www.karinjoachim.de


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