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Mit Solidarität heraus aus der Krise?

Wie kann in der heutigen, globalisierten Welt eine bäuerliche, vielfältige Landwirtschaft erhalten bleiben, die gesunde, frische Nahrungsmittel erzeugt und die Natur- und Kulturlandschaft pflegt?
Viele Hände, schnelles Ende: Wenn Not am Mann ist, packen die Mitglieder auch schon mal selbst mit an – wie hier bei der Kürbisernte in Hanf (Rhein-Sieg-Kreis). Foto: Diethelm Schneider

Viele Hände, schnelles Ende: Wenn Not am Mann ist, packen die Mitglieder auch schon mal selbst mit an – wie hier bei der Kürbisernte in Hanf (Rhein-Sieg-Kreis). Foto: Diethelm Schneider

Diese Fragen hat sich bereits vor einigen Jahren auch Josef Decker aus Bad Bodendorf gestellt. Für ihn liegt die Antwort in der »Solidarischen Landwirtschaft«, kurz Solawi genannt. Dabei werden die Lebensmittel nicht mehr über den Markt vertrieben, sondern fließen in einen eigenen, durchschaubaren Wirtschaftskreislauf, der von den Teilnehmern mit organisiert und finanziert wird.
»Solidarische Landwirtschaft fördert und erhält eine bäuerliche und vielfältige Landwirtschaft, stellt regionale Lebensmittel zur Verfügung und ermöglicht Menschen einen neuen Erfahrungs- und Bildungsraum«, erklärt Decker die Ziele der Idee.

Vorteile für die Erzeuger

»Außerdem bietet sie auch dem Landwirt etliche Vorteile, zum Beispiel die Unabhängigkeit von sinkenden Marktpreisen und ein planbares Einkommen.«
Als sich in der Region Bonn ein Solawi-Verein gründete, gehörte Decker zu den Männern der ersten Stunde. »In Bonn gehen wir bereits ins vierte Wirtschaftsjahr«, berichtet Decker. Die Zahl der Mitglieder ist in dieser Zeit von acht auf aktuell rund 150 Familien gestiegen. Nun will Decker auch an der Ahr eine ähnliche Initiative starten. Der Auftakt zum Jahresbeginn verlief vielversprechend: Zu einer ersten Info-Veranstaltung kamen rund 50 Besucher. In der kommenden Woche geht es mit einem Treffen in Sinzig weiter (Mittwoch, 27. April, ab 19 Uhr im Pfarrheim St. Peter in der Zehnthofstraße 11).
»Jetzt wollen wir zusammenfassen, was sich seitdem entwickelt hat und die nächsten Schritte angehen«, lädt Decker alle Interessierten ein.

Offene Fragen

Zum Beispiel muss noch geklärt werden, wer verbindlich als Konsument in den Verein einsteigt, welche Bauern und andere Erzeuger als Lieferanten in Frage kommen und welche Produkte angebaut werden sollen. »Fest steht, dass wir eine ökologische Wirtschaftsweise bevorzugen«, sagt Josef Decker. Aber was unterscheidet die »Solidarische Landwirtschaft« (Solawi) von einem verantwortungsbewussten Einkauf auf dem Bauernhof oder im Bioladen? – Landwirte und »Mitlandwirte« (die übrigen Mitglieder der Gruppe) bilden eine Wirtschaftsgemeinschaft, welche auf die Bedürfnisse der Menschen abgestimmt ist und die natürliche Mitwelt berücksichtigt, heißt es zur Erklärung auf der Internetseite des Solawi-Bundesverbands.

Monatsbeitrag

Auf Grundlage der geschätzten Jahreskosten der landwirtschaftlichen Erzeugung verpflichte sich diese Gruppe, jährlich im Voraus einen festgesetzten (meist monatlichen) Betrag an den Hof zu zahlen. »In Bonn sind das derzeit 115 Euro«, rechnet Josef Decker vor.
Der Betrag richte sich aber in erster Linie nach den örtlichen Gegebenheiten, hängt zum Beispiel davon ab, was angebaut werden soll. »Der Verein schließt darüber mit den Erzeugern einen Vertrag ab«, so Decker weiter. »Welche Ernte wird gewünscht? Gemüse, Kartoffeln, Spargel, Nüsse, Obst, Wein, Säfte, Fisch, Fleisch, Eier, Milch, Käse – das muss alles noch festgelegt werden«, sagt Decker.
Dann wird es spannend: Welche Produzenten, Landwirte, Gärtner, Fischer, Imker, Käsereien usw. können die zu gründende SoLaWi-Rhein-Ahr damit beliefern?
»Für Produzenten gesunder und nährstoffreicher Lebensmittel ist das Thema SoLaWi wahrscheinlich eine spannende Herausforderung und ein neues Thema«, meint Decker. Es hätten sich aber auch schon beim ersten Treffen im Januar Interessenten von der Erzeuger-Seite beteiligt. »Interessant ist das Modell auch für Gastronomen, die konsequent auf regional erzeugte Lebensmittel setzen, die sie oft gar nicht in ausreichender Menge auf dem Markt bekommen«, meint Decker.
Aus dem Solawi-Ansatz ergeben sich noch weitere Nebeneffekte: Da die Produkte allesamt aus der Region stammen, werden Transportwege minimiert. Auch der Umweg über den Großhandel fällt weg. »Das spart nicht nur Geld, sondern auch Verpackungsmaterial«, hat Josef Decker in den vergangenen Jahren festgestellt. Sein Antrieb, sich an dem Projekt in Bonn zu beteiligen und jetzt einen eigenen Verein an der Ahr aufzuziehen, war jedoch die eigene Gesundheit: »Meine Frau und ich wollen die Vorzüge einer gesunden Ernährung einfach nicht mehr missen«, verrät Decker.


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