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Johannes Mager

Tourismus zwischen 2025 und sofort

Der Ahrtal-Tourismus e.V. schiebt die »Tourismusstrategie 2025« an. Gleichzeitig müssen aber schnelle Maßnahmen erfolgen.

Ahrtal. "Gerne hätten wir direkt nach der Hochwasserkatastrophe mit einem Tourismuskonzept gestartet. Aber es gab keins", sagte Christian Senk, Geschäftsführer der Ahrtal und Bad Neuenahr-Ahrweiler Marketing GmbH bei der Mitgliederversammlung des Ahrtal-Tourismus e.V., die am Dienstag im Kurparkzelt stattfand. Nun gilt es, den Spagat zu schaffen. Einerseits wollen – und müssen – die touristischen Betriebe im Ahrtal bald wieder an den Start gehen. Spätestens am 15. Juli, wie Gastronom Hans Stefan Steinheuer zu bedenken gab. Denn dann laufen die finanziellen Unterstützungen der Betriebsunterbrechungsversicherung aus. Andererseits will der Ahrtal-Tourismus e.V. die künftige Ausrichtung des Tourismus zwischen Blankenheim und Sinzig auf einheitliche und solide Füße stellen. Deshalb hat sie die Kölner ift Freizeit- und Tourismusberatung GmbH mit der Erstellung der "Tourismusstrategie Ahrtal 2025" beauftragt. Eine solches Konzept sei außerdem ausschlaggebend dafür, später Fördermittel zu erhalten, betonte Senk.
Landeswirtschaftsministerin Daniela Schmitt hatte am Montag bei einem Besuch in der Kurstadt für den Tourismus im Ahrtal schon ein Unterstützungspaket von über einer Million Euro in Aussicht gestellt. Wie die Ausgestaltung des Paketes aussehen wird, stehe allerdings noch nicht fest. »Dass das Wirtschaftsministerium uns Unterstützung ankündigt, gibt uns Rückenwind – auch wenn wir uns beim Termin konkrete Zusagen gewünscht hätten«, so Senk. Nicht alle Wünsche aus dem Ahral werden vom Land erfüllt. Wie Senk darstellte, hatte der Verein ein Positionspapier entwickelt und um finanzielle Unterstützung in den Bereichen »Beratungsprogramme für Betriebe«, »Nachhaltiges Tourismuskonzept 2025« und »Kommunikationsmanagement, Besucherlenkung & Re-Start-Kampagne« gebeten. Für die letzten beiden Punkte werde man vom Land »gut ausgestattet«, für das erste Anliegen jedoch nicht, so Senk. Dabei sei gerade dieser Punkt aktuell für die ansässigen Betriebe wichtig. Aus eigener Kraft aber könne man die Beratungen nicht stemmen.v Auch vor Ort hat die Entwicklung der Tourismus-Strategie Unterstützer gefunden. So stellt die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler für 2022 und 2023 insgesamt 260.000 Euro zur Verfügung. Mit weiteren möglichen Unterstützern sei man noch in Gesprächen, so Senk. Fest stehe, dass das Projekt nun mit der schon zugesagten finanziellen Hilfe in die Umsetzung gehen könne.
Der mit der Begleitung des Strategie-Prozesses beauftragte Jan-F. Kobernuß von der ift Freizeit- und Tourismusberatung GmbH erläuterte in seinem Vortrag die nächsten Arbeitsschritte. Zunächst starte die Analysephase, in der jede Kommune besucht werde. »Wir müssen die Einheimischen mitnehmen und brauchen deren Wohlwollen«, betonte Kobernuß. Auch gelte es, die Helfer an der Ahr einzubeziehen, denn sie seien die künftigen Touristen und vielleicht Existenzgründer vor Ort. Außerdem sollen 1.000 Menschen im Umkreis um das Ahrtal befragt werden. In der zweiten Phase werden die Ziele formuliert. Wofür soll das Ahrtal in Zukunft stehen? Hilfsbereitschaft und Nachhaltigkeit seien glaubwürdige Werte. Dazu sollen Workshops angeboten werden. In der dritten Phase schließlich werden unter anderem konkrete Maßnahmenwerkstätten initiiert. Ein besonderes »Forum Zukunft« soll speziell für Menschen aus dem Ahrtal bis 25 Jahre angesetzt werden. Insgesamt sei es wichtig, Touristen mit ihren Sehnsüchten ins Ahrtal zu locken - insbesondere durch die Inszenierung von Naturerlebnissen und das Erzählen von Stories, die es nach den vergangenen Monaten in Vielzahl gebe - Stichwort Hilfsbereitschaft. "Wir brauchen den Schluterschluss aller. Es muss ein Ahrtal wie aus einem Guss sein", so Kobernuß": Dafür brauchen wir Sie und Ihre Ideen." Der Tourismus im Ahrtal habe vor der Flut eine Wertschöpfung von 140 Millionen Euro erbracht. "In zwei bis drei Jahren werden es mehr als 140 Millionen sein. Das muss das Ziel sein", so Kobernuß.
Gleichzeitig aber gelte es zu gucken, wo Dinge schon jetzt umgesetzt werden können. Wichtig sei zum Beispiel, den Touristen gegenüber zu kommunizieren, was im Ahrtal möglich ist und was noch nicht möglich ist, so Kobernuß. "Während wir an der Strategie für die Zukunft arbeiten, dürfen wir nicht das Hier und Jetzt vernachlässigen", ergänzte Christian Lindner. Schließlich benötige das Ahrtal, um wieder Fuß im Bereich Tourismus zu fassen, auch jetzt schon Gäste. Der aktuelle Marketingplan des Ahrtal-Tourismus richtet sich daher unter dem Motto "Dein Besuch im Ahrtal ist gelebte SolidAHRität" sowohl an Stammgäste als auch an neue Gäste, die als Helfer im Tal waren oder vom Ahrtal in den Medien gehört haben. Senk: "Unser Ziel ist, den Gästen zu vermitteln, dass das Ahrtal nach wie vor viele schöne Seiten hat, es immer mehr Möglichkeiten im Bereich Freizeit, Genuss und Outdoor gebe und dass sie herzlich willkommen sind im Ahrtal." So stehe etwa eine digitale Karte zur angestrebten Besucherlenkung kurz vor Fertigstellung.
Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurde auch der neue Vorstand des Ahrtal-Tourismus e.V. gewählt. Vorsitzender bleibt Christian Lindner. Als Vertreter von Gastronomie, Hotellerie und Ferienwohnungen wurden Ute Körtgen, Denis Hüttig, Andreas Carnott und Sebastian Kniel gewählt. Maternus Fiedler schied an dieser Stelle aus. Vertreter der Winzerschaft ist weiterhin Peter Kriechel. Als Vertreter des Einzelhandels löst Patrick Küpper nun Henrik Geschier ab. Dr. Ulrich Bauer folgt auf Dr. Gerhard Kreuter als Vertreter der Kliniken und Fachärzte. Als geborene Mitglieder komplettieren Bürgermeister Guido Orthen als Vertreter der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler und Sandra Berns als Vertreterin der Spielbank Bad Neuenahr den Vorstand.


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