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Bad Kreuznacher kandidiert für 1. FCK Aufsichtsrat

18 Kandidaten treten am 3. Dezember beim 1. FC Kaiserslautern zur Wahl des neuen Aufsichtsrates an – und unter denen ist auch ein Bad Kreuznacher. Michael Bohn, Bürokaufmann aus der Nahestadt, bewirbt sich um einen der fünf zu vergebenden Plätze im FCK-Aufsichtsrat. Warum, das fragten wir den 31-Jährigen im WochenSpiegel-Interview.

Herr Bohn, was motiviert Sie dazu, für den Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern zu kandidieren? Seit dem Jahr 1993 und dem ersten Spiel des FCK an der Seite meines Opas ist meine Leidenschaft für den Verein geweckt. In all den Jahren habe ich die Spiele teils im TV oder im Stadion durch meine Dauerkarte in Block 9.2 oder auch auf Auswärtsfahrten verfolgt. In dieser Zeit haben mir der Fußball und der FCK viel gegeben, und nun möchte ich die Chance nutzen, etwas zurückzugeben. Mit den Jahren habe ich mir einen kritischen Blick auf den Fußball und den FCK angeeignet, welcher mich in Verbindung mit meiner beruflich angeeigneten Fähigkeit, Strukturen und Prozesse zu analysieren und Fehler auszumerzen, bevor diese zu kritischen Problemen führen, in die Lage versetzt, selbst in guten Zeiten die schwierigen Situationen zu erkennen und zu beseitigen, bevor Schäden auftreten. Wie könnte es der FCK schaffen, eine breitere Masse zu begeistern. Wie und in welche Richtung muss sich der Verein aus Ihrer Sicht bewegen? Ich bin dafür, den Mitgliedsbeitrag deutlich zu senken und dafür zu sorgen, dass der FCK für jeden erschwinglich ist, der sich mit ihm verbunden fühlt. Der Mitgliedsbeitrag darf nicht als Finanzierungsbeitrag des Vereins gewertet werden, sondern als Nullsummengeschäft. Es geht darum, Menschen emotional an den Verein zu binden und so Zusammenhalt zu schaffen. Mein Ziel als Aufsichtsratsmitglied wäre es, den Mitgliedsbeitrag auf einen Betrag von 3 Euro (ermäßigt 2 Euro) zu senken. Parallel sollten wir Fördermitgliedschaften anbieten, welchen den Mitgliedern, die bereits jetzt mit Freude 96 Euro zahlen, die Option bieten, sich weiterhin finanziell wie bisher in den Verein einzubringen. Der als Fördermitglied gezahlte Beitrag könnte beispielsweise beim Kauf einer Dauerkarte als Ermäßigung angerechnet werden, sofern dies vom Mitglied gewünscht wird. Für einen weiteren wichtigen Schritt halte ich es, die 4er-Blöcke auf der Südtribüne wieder zu öffnen, da es - gerade in unserer Situation - nicht sein kann, dass wir die günstigen Südplätze aus Kostengründen schließen und so Anhängern die Möglichkeit nehmen, den FCK zu erleben, nur weil diese ein geringes Einkommen haben und nicht mehr lange stehen können. Weiterhin vergraulen wir damit Zuschauer, denen zwei Tickets für 56 Euro als günstigste Alternative auf der Südtribüne einfach zu viel sind. In der aktuellen sportlichen Situation, in der wir uns bereits vergangene Saison befanden, die günstigen Blöcke zu schließen, kommt einer Farce gleich. Herr Bohn, der Spruch »Der Betze brennt« ist bei FCK-Fans ja ein geflügeltes Wort. Die einst von Fußballfans nicht nur auf dem Betze gerne entzündeten bengalischen Feuer sind heute in allen Stadien verboten. Wie stehen Sie zu den „Bengalos“? Ich bin dafür, die bereits in Dänemark getesteten - und durch ihre geringe Brenntemperatur als ungefährlich befundenen - bengalischen Fackeln als FCK in Deutschland mit einer Sondergenehmigung zu testen, sodass wir den Betzenberg wieder in die Atmosphäre tauchen können, die bereits Anfang der 90er Jahre gegen Barcelona herrschte. Die Bengalos waren ein fester Bestandteil dieser Stimmung, und wir sollten uns dafür einsetzen, diese Option zu nutzen. Wir müssen bestrebt sein, eine Lösung mit dem DFB zu finden und eine Pionierrolle in Deutschland einzunehmen. Was ist aus Ihrer Sicht wichtig, um den Verein wieder auf sichere Füße zu stellen? Der FCK muss weiterhin auf der Suche nach einem Investor sein, der allerdings nicht mehr als 25 Prozent der Anteile zum aktuellen Zeitpunkt erhalten sollte. Ziel des Vereins muss es sein, den finanziellen Verpflichtungen - wie der Rückzahlung der Fananleihe - nachkommen zu können. Weitere Anteilsverkäufe sollten zum aktuellen Wert nicht stattfinden. Ziel muss es sein, einen Investor zu finden, der Aktien ohne Stimmrecht, dafür aber mit einer höheren Dividende akzeptiert. Weiterhin halte ich es für richtig und wichtig, über einen möglichen Mietkauf des Stadions mit der Stadt zu sprechen. So haben wir die Möglichkeit, wieder der Eigentümer unserer Heimat zu werden und parallel Werte aufzubauen. Da die Stadt Kaiserslautern über einen horrenden Schuldenberg verfügt, ist diese sicher für Gespräche offen. Im Bereich der Vereinsstruktur stehe ich für die Einführung eines Sportlichen Beirates. In diesem sollten verdiente Ex-FCKler wie Hans-Peter Briegel, Otto Rehhagel, Klaus Toppmöller oder Karl-Heinz Feldkamp zu finden sein. Der Beirat hat das Ziel, dem Aufsichtsrat beratend zur Seite zu stehen, sodass es zu keinem erneuten Defizit an sportlichem Sachverstand im Verein kommt. Idealerweise kommt der Beirat einmal im Monat zusammen und stellt dem Aufsichtsrat Lösungsvorschläge für offene sportliche Fragen vor. Der Sportliche Beirat hat keine Weisungsbefugnis für den Sportlichen Leiter. Was qualifiziert Sie für einen Aufsichtsratsposten? Was können und wollen Sie für den Verein leisten? Ich bin kein Kandidat, der bereits enge Kontakte zu den Verantwortlichen hatte oder gar Teil deren Netzwerkes ist. Ich stehe für ein eigenständiges Denken, für Ideen, welche teils jenseits der üblichen Muster liegen und so immer wieder Denkanstöße geben. Und genau das ist es, was ein Verein braucht, der am Boden liegt: Impulsgeber und Freigeister. Neben meiner Leidenschaft für den FCK möchte ich meine Qualitäten in der Prozessoptimierung und Restrukturierung einbringen. Meine berufliche Laufbahn habe ich in großen Bundesbehörden und auch in kleinen aufstrebenden Unternehmen verbracht. Deshalb ist mir bekannt, wie man größere Unternehmen strukturiert und wie man Strukturen und Prozesse anpassen muss, wenn ein Unternehmen wächst oder sich verändert. Ich möchte helfen, den FCK wieder aufzurichten und dort die Vorarbeit zu leisten, dass der FCK in der Lage ist, auf neue Situationen umgehend zu reagieren und nicht, wie im Falle Uwe Stöver, auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. Alternative Pläne und Strategien müssen bereit liegen, bevor die Situation ernst wird - und dafür werde ich eintreten. Interview und Foto: Kai Brückner


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