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Der Spruch vom Ernst des Lebens ist keine leere Phrase

Am Montag beginnt das neue Schuljahr. Was für die Einen Routine ist, bedeutet für I-Dötzchen und Fünftklässler einen großen Einschnitt, der mit viel Ungewissheit, Neuem, Vorfreude, aber auch Ängsten verbunden ist. Was ist zu beachten und wer kann bei Startschwierigkeiten helfen?
Der Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule ist für Kinder enorm einschneidend. Foto: Fotolia/Contrastwerkstatt

Der Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule ist für Kinder enorm einschneidend. Foto: Fotolia/Contrastwerkstatt

»Die Einschulung eines Kindes ist für eine Familie ein einschneidenderes Ereignis als die Geburt eines weiteren Kindes«, so zitiert Anette Müller-Bungert vom Schulpsychologischen Beratungszentrum in Trier einen Bitburger Kinderarzt. Als Schulpsychologin weiß sie, wovon der Mediziner spricht. »In der Tat ist es so, dass sowohl die Einschulung als auch der Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule sehr einschneidende Ereignisse sind.«

Angst  - eine normale Reaktion

Sie berühren die gesamte Familie und laufen selten reibungslos ab. Der neue Tagesablauf bringt Schwierigkeiten,  ebenso wie die Hausaufgaben, mit denen Erstklässler neuerdings konfrontiert sind, was nicht selten zu Konflikten mit den Eltern führt, die dafür sorgen müssen, dass sie auch erledigt werden. Hier gelte die Regel »so viel Hilfe wie nötig, so wenig wie möglich«. Andere Stressfaktoren sind die neue Umgebung und der Schulweg, den Kinder alleine bewältigen müssen oder die Situation, zum ersten Mal mit öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs zu sein. Besonders beim Schulwechsel  treffen Kinder auf eine Menge Fremde, zu denen sie eine Beziehung herstellen müssen. Müller-Bungert vergleicht diese Herausforderung  mit einem Umzug vom Dorf in die Großstadt. Eine ganz normale Reaktion sei Angst, sagt die Psychologin. Diese führt nicht selten zu psychosomatischen Beschwerden. Kinder klagen morgens über Bauchweh oder Kopfschmerzen. Bei jeder Befindlichkeitsstörung den Schulbesuch abzusagen schwäche das Kind eher als es zu stärken, macht Müller-Bungert klar. Was die Übergangszeit erleichtere, sei die Kinder zu ermutigen und ihnen zuhause Stabilität, Sicherheit und Orientierung zu geben. »Es ist wichtig, dass sich Eltern bewusst Zeit für den Übergang nehmen und aufmerksam sind, wie es ihrem Kind geht.«  In seiner schlimmsten Ausprägung führt der Stress dazu, dass Kinder sich weigern in die Schule zu gehen. Die Psychologin warnt: »Nachgeben führt zu Folgeproblemen.« Auf jeden Fall sollte das Signal ernst genommen werden und Lehrer, Eltern und Schüler  an einen Tisch führen, um gemeinsam über Lösungen nachzudenken. Ist das nicht erfolgreich, ist es vernünftig, externe Hilfe hinzuzuziehen (siehe Extra). Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit helfen, den Übergang zu bewältigen. Das können Eltern mit ihren Kindern trainieren. »Schrittweise  Räume erobern und Verantwortung für kleine Aufträge im häuslichen Umfeld zu übernehmen, halte ich für eine gute Vorbereitung«, sagt die Schulpsychologin.
Weitere Tipps zum Schulstart: Zum Wochenbeginn kommt auf viele Kinder etwas ganz Neues zu. Manche schultern zum ersten Mal einen Ranzen, fahren zum ersten Mal alleine Bus.  Wie sind dabei Fehler zu vermeiden? Und was hat es eigentlich mit der Schultüte auf sich?

Der Schulranzen

Schulranzen haben häufig ein enormes Gewicht. Falsches Tragen oder Packen kann zu Rückenschäden führen. Daher rät Physiotherapeut Patrick Simon von Bit-Reha Krankengymnastik in Bitburg auf vier Dinge zu achten: Das Gewicht des Ranzens sollte zwölf bis 15 Prozent des Körpergewichts  des Kindes nicht überschreiten. Bei Grundschulkindern ist das nicht leicht einzuhalten. Aber als maximale Obergrenze gelten für sie fünf Kilogramm.  Beim Packen des Ranzens sollte die Last gleichmäßig verteilt werden. Schwere Bücher gehören in Rückennähe. »Sonst wird das Kind ins Hohlkreuz gezogen«, warnt der Physiotherapeut.
Gleiches passiert auch, wenn der Ranzen nicht am Rücken anliegt. Also: Tragegurte straff ziehen.  Schüler tragen ihre Ranzen auch gerne mal nur über eine Schulter geworfen. Physiotherapeut Simon rät davon ab. Für einen gesunden Rücken sollte das Gewicht auf beide Schultern verteilt werden.

Der Schulweg mit dem Bus

Viele Kinder sind möglicherweise zum ersten Mal alleine mit dem Bus unterwegs. Dann kommt es darauf an, sich richtig zu verhalten, um sicher anzukommen. Denn das Ein- und Aussteigen und das Verhalten im Bus können Gefahrenquellen sein. Das Busunternehmen Walscheid Reisen aus Dudeldorf, das auch kostenlos Busschulungen für Grundschulen anbietet, hat dazu einige Tipps. Erste Regel: Nicht vor oder hinter dem Bus auf die Straße laufen. Stattdessen warten, bis der Bus wieder abgefahren ist, bevor man die Straße überquert.
Als sehr gefährlich stuft das Busunternehmen auch ein, wenn während der Fahrt im Bus gestritten oder getobt wird, weil es den Fahrer ablenkt. Eine weitere Regel: Unbedingt festhalten, wenn es keinen Sitzplatz mehr gab.
Der richtige Platz für die Schultasche im Bus ist nicht der Rücken oder der Mittelgang, lautet ein weiterer Hinweis. Die Ranzen sollten vielmehr zwischen den Beinen abgestellt oder auf den Schoß genommen werden, damit sie nicht zur Stolperfalle werden. Unbedingt vermieden werden sollte das Drängeln am Eingang. Ein Trick: Schulranzen in der Reihenfolge des Eintreffens an der Haltestelle abstellen. Den Kindern sollte zudem klar gemacht werden, dass die Haltestelle kein Spielplatz ist, denn andernfalls gerät allzu leicht jemand auf die Fahrbahn, so die beiden Schulungsleiter Ernst Weber und Patrick Declercq aus dem Hause Walscheid.

Gute Schulverpflegung

Der anfangs spielerische Umgang mit Buchstaben und Zahlen wird langsam zu konzentriertem Lernen und stellt neue Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der jungen Schüler.
Um fit durch den Schulalltag zu gelangen, weißt die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz darauf hin, dass eine gute Verpflegung das A und O ist. Der Tag sollte mit einem Frühstück starten, das groß oder klein ausfallen kann. Ideal ist eine Kombination von Vollkornprodukten, Obst oder Gemüserohkost, Milchprodukten und einem zuckerfreien Getränk. Gleiches gilt auch für das Pausenfrühstück in der Schule.
Ein gemeinsames Frühstück mit anderen Familienmitgliedern macht mehr Spaß, erfordert allerdings auch etwas Zeit, die vorher eingeplant sein will.
Eine gute Pausenverpflegung mit einem belegten Brot und Rohkost oder Obst hilft, die lange Zeit bis zum Mittag zu überbrücken. Das schafft ausreichend Energie, um alle Schulstunden aufmerksam zu verfolgen.
Immer mehr Kinder essen am Mittag in der Schule. Daher ist es wichtig, nach der Gestaltung und Qualität des Essens zu fragen und gegebenenfalls Einfluss darauf zu nehmen.

Die Schultüte

Am Tag der Einschulung allerdings ist gesunde Ernährung kein Thema. Die Zuckertüte ist ein Muss für die I-Dötzchen. Woher kommt eigentlich die Schultüte, die den Schuleintritt so genüsslich versüßt?
Der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar kam bei seinen Nachforschungen zu dem Ergebnis, dass der Brauch im 19. Jahrhundert in Ostdeutschland entstand. Die Zuckertüte sollte dabei helfen, den Tag an der Schwelle zu einem neuen Lebensabschnitt für die Schüler möglichst angenehm zu gestalten – den Ernst des Lebens quasi schmackhaft machen. Waren es zu Beginn dieser typisch deutschen Tradition süße Leckereien, hat sich der Inhalt bis heute gewandelt. Heinz Lehnert vom Bürohaus Pohl in Bitburg weiß, dass nach wie vor Süßigkeiten darin stecken. Hinzu füllen Eltern aber »jegliches Zubehör für die Schule wie Wachsmalstifte, Spitzer, Buntstifte, Lineal, eben alles, was die Kinder in der Schule brauchen«. bil


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