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Sybille Schönhofen

Die Ruhe vor dem Sturm

Die Bilder aus Italiens Krankenhäusern erinnern an Krieg. Die Patientenversorgung steht auch in Deutschland vor großen Herausforderungen. In Krisenstäben bereiten sich die Kliniken in der Region auf den Kampf gegen das Corona-Virus vor.
Die Vorbereitungen in den Krankenhäusern laufen auf Hochtouren, um die erwartete Infektionswelle in Deutschland abzufedern. Symbolfoto: M. Bührke/Pixelio

Die Vorbereitungen in den Krankenhäusern laufen auf Hochtouren, um die erwartete Infektionswelle in Deutschland abzufedern. Symbolfoto: M. Bührke/Pixelio

Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Noch gibt es wenige Corona-Fälle auf den Stationen, aber die Krankenhäuser bereiten sich auf eine Infektionswelle vor. Beim Träger der Bitburger Marienhausklinik herrscht vorsichtige Zuversicht. Das Krankenhaus sei "gut aufgestellt", sagt Heribert Frieling, Sprecher der Marienhaus Unternehmensgruppe. Um die Covid-19-Fälle zu isolieren, hat der Krankenhausträger beschlossen, seine Klinik in Gerolstein zum "Corona-Haus" zu erklären, also alle Corona-Patienten aus den vier Kliniken des Trägers hier zu konzentrieren und alle anderen Patienten auf andere Häuser zu verteilen. Im Bitburger Krankenhaus ist somit kein Corona-Patient zu erwarten. Bislang wurde in Gerolstein erst ein Verdachtsfall stationär aufgenommen (alle Angaben zu Fallzahlen beziehen sich auf den Stand bei Redaktionsschluss am 25. März). Für Corona-Patienten stehen dort 40 Betten und sechs Beatmungsgeräte zur Verfügung. Die Kapazität könnte bis auf 80 Betten und elf Beatmungsgeräte hochgefahren werden, gibt Frieling an. "Wir stehen möglicherweise oder wahrscheinlich erst am Beginn", schätzt der Krankenhaussprecher. "Es geht jetzt darum sicherzustellen, dass die Welle nicht tsunamiartig über uns hereinbricht." Noch gebe es keine Materialengpässe, so Frieling, aber es sei eine große Herausforderung, den Nachschub sicherzustellen. Desinfektionsmittel und Schutzmasken wurden vor Diebstahl gesichert. "Wir sind gerüstet", meint Heribert Frieling.

Warten auf Beatmungsgeräte

Um zu verhindern, dass das Virus Krankenhäuser lahmlegt, herrschen überall verschärfte Vorsichtsmaßnahmen. Das Prümer Krankenhaus hat alle Zugänge bis auf einen gesperrt. Es herrschen verschärfte Hygieneregeln und von allen nicht zwingend erforderlichen Besuchen ist abzusehen, lautet die Maßgabe. Patienten mit Erkältungssymptomen werden in einen separaten Bereich gebracht. Geplante Operationen sind abgesagt und eine komplette Station ist für die Aufnahme von eventuellen Corona-Patienten vorbereitet worden. Dr. Thomas Beyer, ärztlicher Direktor am Prümer Krankenhaus: "Eine Isolation im Einzelzimmer mit allen entsprechenden Maßnahmen wird dort durchgeführt (...). Derzeit besteht die Möglichkeit, drei Patienten zu beatmen. Eine Erhöhung auf fünf Beatmungsplätze ist in Angriff genommen." Aktuell gibt es acht Intensivbetten. Derzeit sind zwei Covid-19-Patienten in Prüm stationär aufgenommen. "Ihnen geht es den Umständen entsprechend gut, keiner der bei beiden ist beatmungspflichtig", berichtet Kaya Erdem, Sprecher der Caritas Trägergesellschaft West. Er sieht das Prümer Krankenhaus "gut gerüstet" - unter der Voraussetzung, dass es keine weitreichenden Erkrankungen unter dem Krankenhauspersonal oder Materialengpässe gibt.

Reha-Kliniken bieten Hilfe an

Am Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich finden Aufnahme und Untersuchung bei Verdachtsfällen in einem separaten Gebäudeteil statt, um das Übertragungsrisiko zu reduzieren. Geplante Operationen sind auch hier verschoben worden, um die 18 Intensivbetten freizuhalten. Von ihnen bieten elf Beatmungsmöglichkeiten. Die Kapazität soll um weitere sechs Beatmungsplätze erweitert werden, so Krankenhaussprecherin Sabine Zimmermann. Aktuell sind zwei Corona-Erkrankte und zwei Verdachtsfälle auf der Isolierstation in Wittlich untergebracht. Das Reha-Zentrum in Bernkastel-Kues bietet Unterstützung an. "Da in den Krankenhäusern zurzeit kaum noch elektive Eingriffe stattfinden, und dadurch insbesondere in der Orthopädie Anschlussheilbehandlungen bei uns entfallen, werden Bettenkapazitäten frei", so Till Beier, kaufmännischer Leiter in Bernkastel-Kues. "Diese wollen wir im Bedarfsfall nutzen, um die Akuthäuser im Rahmen unserer personellen Möglichkeiten zu entlasten." Trier hat vergangene Woche ein Corona-Zentrum eingerichtet: Covid-19-Erkrankte werden zentral am Standort des Klinikums Mutterhaus Nord in der Theobaldstraße von Ärzten und Fachpflegern des Klinikums Mutterhaus und des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder betreut.


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