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Nicht länger von den Nachrichten abgehängt

Besuch beim Wochenspiegel: Mit großer Begeisterung erzählten die Mitarbeiter der Medienprojektgruppe der Westeifel-Werke der Wochenspiegel-Redakteurin Sybille Schönhofen wie sie werksintern Menschen mit Handicap informieren.  Foto: Schröder

Besuch beim Wochenspiegel: Mit großer Begeisterung erzählten die Mitarbeiter der Medienprojektgruppe der Westeifel-Werke der Wochenspiegel-Redakteurin Sybille Schönhofen wie sie werksintern Menschen mit Handicap informieren. Foto: Schröder

In den Westeifel-Werken schaffen Mitarbeiter für Menschen mit Handicap einen Zugang zu Nachrichten. Beim Wochenspiegel informierten sie sich, wie dort Zeitung gemacht wird.  Im globalisierten Medienzeitalter, in dem immer und überall Nachrichten aus aller Welt abrufbar sind, gibt es immer noch Menschen, die von ihnen abgeschnitten sind. Das sind häufig Menschen mit Handicap. In dem Westeifel-Werk in Gerolstein hat sich vor zwei Jahren eine Gruppe zusammengefunden, die das ändern möchte. Die Idee dazu hatte Yasmin Klein aus Lissendorf, damals in der Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin. „Der Prokurist unserer sozialen Dienste, Hermann Dahm, hat mit dem Werkstattrat den Touch-Computer Cabito, ein barrierefreies Informationssystem der Caritas, angeschafft“, erzählt sie, wie es dazu kam, dass sich seitdem vier Mitarbeiter mit Handicap um die Aufbereitung von Nachrichten kümmern. Diese stellen sie abrufbar in einen Terminal, den jeder der behinderten Werkstattmitarbeiter nutzen kann. „Unsere Leute haben einen erschwerten Zugang zu den Medien. Ich wollte ihnen zeigen, wie sie sich Nachrichten beschaffen können und wie man mit Medien umgeht.“ Und davon profitieren nun alle Mitarbeiter in den Werken. Einmal in der Woche füttert die Medien-Gruppe das Informationssystem Cabito mit aktuellen Nachrichten. 80 Prozent der rund 540 Mitarbeiter in den drei Westeifel-Werken in Gerolstein, Wißmannsdorf-Hermesdorf und Weinsheim rufen sie ab.

Nachrichten für Blinde und Gehörlose

Bevor es soweit ist, wählen Patrick (29), Stefan (41), Kurt (32) und Manuela (38) aus, worüber sie berichten wollen. Dabei nutzen sie sorgfältig ausgesuchte Quellen aus dem Internet. Im nächsten Schritt schreiben sie die Nachrichten in eine verständliche Sprache um. Zweimal pro Woche unterbrechen sie dafür ihre Werkstattarbeit und treffen sich für zwei Stunden im Computerraum. Nachrichten machen statt Dichtungsringe aufschrauben oder Teile für Fahrzeuggangschaltungen zu montieren. Eine Abwechslung, die die Teilnehmer sehr schätzen. Damit alle Mitarbeiter der Westeifel-Werke die Nachrichten abrufen können, werden sie von ihnen nicht nur schriftlich und bildlich übermittelt, sondern auch eingesprochen. So können sich auch Blinde und Gehörlose informieren. Am Donnerstag besuchten die Medienleute der Westeifel-Werke die Wochenspiegelredaktion in Bitburg, um sich zu informieren, wie dort Zeitung gemacht wird.  Manju Rouzaud, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit bei den Westeifel-Werken, erklärt, dass das Erlangen von  Medienkompetenz ein weiterer wichtiger Schritt in der Aufgabe der Westeifel-Werke sei, Menschen mit Handicap die Teilnahme am Arbeitsleben und dem Leben in der Gesellschaft zu ermöglichen. Alle vier Teilnehmer der Projektgruppe haben viel dazu gelernt: Sie können mit dem PC und dem Internet umgehen und sie gehen kritisch und aufmerksam mit dem um, was dort geschrieben ist. „Im Betrieb achtet man sie sehr hoch, denn sie können Nachrichten lesen und verstehen“, macht Yasmin Klein bewusst, dass das längst keine Selbstverständlichkeit ist. Ihre Mediengruppe steuert dazu bei, dass mehr Menschen mit Handicap trotzdem nicht von Informationen abgehängt werden. bil


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