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Alles deutet auf sehr hohe Wahlbeteiligung hin

Super-Wahl-Sonntag: Neben der Bundestagswahl wird in Cochem und Ulmen auch ein neuer Verbandsgemeindebürgermeister gewählt. Spannend ist es eigentlich nur in der VG-Cochem. Eine Einschätzung von Redaktionsleiter Mario Zender.

Die Nachfolge von Helmut Probst ist hart umkämpft. Eine Frau und vier Männer wollen Bürgermeister der Verbandsgemeinde Cochem werden. 16.447 Wahlberechtigte sind kommenden Sonntag zur Wahl aufgerufen. Sollte im ersten Wahlgang einer der Kandidaten mehr als die Hälfte der abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen können, wäre er oder sie zum neuen Bürgermeister gewählt. Davon ist bei fünf Kandidaten aber nicht auszugehen. Deshalb wird es aller Voraussicht nach am 15. Oktober eine Stichwahl der beiden Bestplatzierten geben. Eines steht jetzt bereits fest: Die Wahlbeteiligung wird extrem hoch werden. Waren bei der letzten Bürgermeisterwahl 2014 63 Prozent der Wahlberechtigten zur Wahlurne gekommen, werden diesesmal mehr als 70 Prozent erwartet. Das lassen auch die Briefwahl-Zahlen erkennen. 2014 nutzten 3.625 Wählerinnen und Wähler Briefwahl. Bis vergangenen Montag - also sechs Tage vor der Wahl - waren es bereits 3.510. Ausgezählt werden diese ebenfalls am Wahlabend. Für Interessierte gibt es die Möglichkeit, das »Einlaufen« der einzelnen Ergebnisse live zu verfolgen. Dafür wird es im Kapuzinerkloster in Cochem eine Wahl-Ergebnis-Präsentation geben. Ab 18 Uhr laufen in Echtzeit die Wahlergebnisse der Bürgermeisterwahl ein. Es wird davon ausgegangen, dass das Endergebnis gegen 19.15 bis 19.30 Uhr feststehen wird. Wir haben die Kandidatin und die Kandidaten, die Nachfolger von Bürgermeister Probst werden möchten etwas genauer unter die Lupe genommen. Stephanie Balthasar-Schäfer: Kandidatin der CDU mit besten Kontakten zu den CDU-Größen Bleser und Beilstein. Hat in der CDU-Basis Freunde, da sie mit wenigen bislang angeeckt ist. Das liegt sicher auch an ihrer zurückhaltenden Art. Eher ein Wohlfühlwahlkampf; keine Angriffe auf Mitbewerber. Wenige eigene öffentliche Veranstaltungen, dafür aber bienenfleißig beim »Häuserwahlkampf«. Lief durch alle Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde und stellte sich in jedem Haus vor. Vorteil Balthasar-Schäfer: Große Erfahrungen in der Kommunalpolitik, aktuell mächtige Position als Chefin der CDU-Kreistagsfraktion. Gilt als fleißige »Schafferin«, hat bereits an zwei Fusionen der VG mitgearbeitet. Seit Jahren Beigeordnete der Verbandsgemeinde Cochem. Nachteil Balthasar-Schäfer: Ihr hängt als Schatzmeisterin der CDU immer noch der Spendenskandal um Agent Mauss nach. Außerdem haben ihr viele, auch in der eigenen Partei, nicht verziehen, dass sie im vergangenen Jahr im Verwaltungsrat der Sparkasse für die massive Filialschließungen gestimmt hat. Peter Michels: Hat bereits Verwaltungserfahrung, kennt die Verbandsgemeinde-Verwaltung in Cochem, da er vor seinem Job als City-Manager in Mayen bereits bei der VG Cochem beschäftigt war. Gute Kontakte zu Unternehmern und Winzern; könnte dort erheblich Punkten. Unabhängiger Kandidat der mit dem »bestehenden Parteienmuff« aufräumen möchte. Führte einen aggressiven Wahlkampf gegen Parteien - insbesondere gegen CDU-Kandidatin Balthasar-Schäfer. Vorteil Michels: Beste Kontakte in viele Unternehmen und Verbände. Gilt als sehr durchsetzungsfähig; sehr kommunikativ und auffassungsstark. Fit in neuen Medien, führt einen engagierten und aufwendigen Wahlkampf in Print und sozialen Medien. Nachteil Michels: Manchmal etwas zu »radikale« Forderungen und etwas zu übermotiviert. Wolfgang Lambertz: Keiner seiner Mitbewerber kann solche Verwaltungserfahrung aufweisen, wie Lambertz. Seit fünf Jahren führt er erfolgreich die größte Stadt im Kreis. Tritt trotz CDU-Mitgliedschaft als freier Bewerber an. Gilt als bestens vernetzt, ist seit zwei Jahren bereits 1. Beigeordneter der Verbandsgemeinde Cochem und somit 1. Stellvertreter des amtieren Bürgermeisters Probst. Lambertz gilt als ruhiger, sachlicher Verhandlungsführer. Wegen seines großen Fachwissens und seiner fairen Art ist er auch beim politischen Gegner geschätzt. Gilt als »Arbeitstier«, immer bestens vorbereitet bei Sitzungen. Den CDU-Oberen offenbar etwas zu unbequem, deshalb legten sich diese bereits frühzeitig auf Stephanie Balthasar-Schäfer fest. Der volksnahe Lambertz trat trotzdem an und zwar als freier Kandidat. Sachlicher Wahlkampf, auch bei Facebook. Vorteil Lambertz: Umfassende Verwaltungserfahrung sowie Erfahrung als Stadtbürgermeister. Könnte auch zahlreiche Stimmen von CDU-Wählern erhalten. Nachteil Lambertz: Wahlkampf etwas zu ruhig und zurückhaltend geführt. Hans Bleck: Der volksnahe Volljurist ist für die SPD ein Glücksfall. Wobei Bleck die Partei, deren Mitglied er ist, nicht auf sein Wahlplakat lässt. Bewusst ohne SPD-Logo präsentiert er sich im Wahlkampf. Bleck hat jahrzehntelange Ratserfahrung in Stadt- und Verbandsgemeinderat. Viel Erfahrung in Verwaltungsthemen, gut vernetzt in der Region. Er ist gefürchtet für seinen messerscharfen Verstand und gute (aber ruhige) Rhetorik. Insbesondere bei jungen Wählern dürfte Bleck punkten; gilt als »cooler Typ«. Von seiner Ausbildung her hat er sicher die »beste« Voraussetzung für ein Bürgermeisteramt. Bleck hat einen engagierten Wahlkampf mit zahlreichen Vor-Ort-Gesprächen geführt. Auch bei Facebook ist er sehr aktiv. Vorteil Bleck: Volljuristische Ausbildung, langjährige kommunalpolitische Erfahrung Nachteil Bleck: Der schlechte Bundestrend der SPD könnte Bleck zum Verhängnis werden. War kurze Zeit Beigeordneter der VG, legte Amt bereits kurz danach wieder nieder. Daniel Schawo: Jüngster Kandidat mit keinerlei kommunalpolitischer Erfahrung. Bezeichnet sich selbst als der »Kandidat aus der Wirtschaft«. Politische Heimat ist die CDU, er ist auch Parteimitglied. Viele fragen sich, warum will er, wenn er so erfolgreich unternehmerisch unterwegs ist, in einen eher spröden Verwaltungsjob, der aufgrund leerer Kassen auch noch fast ohne Gestaltungsmöglichkeiten ist. Kommt bei Veranstaltungen sehr sympathisch rüber, brillanter Redner, ausgezeichnete Rhetorik. Führte einen modernen Wahlkampf mit Facebook, YouTube und Banner an einem Flugzeug. Verrät in einem selbst gedrehten Video bei dem er von seinen Kindern »interviewt« wird, dass er Bürgermeister noch nicht »kann«, aber lernen will. Beobachter vermuten, dass er sich bei dieser Wahl »warmlaufen« möchte um dann im Frühjahr 2019 in Zell als Stadtbürgermeister beziehungsweise 2024 als VG-Bürgermeister in Zell anzutreten. Angesprochen darauf zitiert er seine Oma die immer gesagt habe: »aane Kluß nach dem annere«. Vorteil Schawo: Fundierte betriebswirtschaftliche Ausbildung, Studium und Erfahrungen in Mitarbeiterführung. Rhetorisch erstklassig aufgestellt, Moderationserfahrung. Nachteil Schawo: Die gute Rhetorik kann nicht über fehlende Verwaltungskenntnisse hinweg täuschen. Ergebnisse der Bürgermeisterwahl in der Verbandsgemeinde Cochem sowie erste Reaktionen der einzelnen Kandidaten gibt es am Sonntag, ab 18 Uhr, online auf www.wochenspiegellive.de sowie auf unserer Facebookseite.


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