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"Eine Kampagne der Lüge"

Die Gemeinde Treis-Karden nutzt ihr gesetzliches Vorkaufsrecht und wird die beiden historischen Burgen in der Moselgemeinde selbst kaufen. Das entschied der Gemeinderat vergangene Woche. Der eigentliche Käufer der Wildburg, Alexander Dragilev, schäumt vor Wut.

Es war eine kontroverse Diskussion im Gemeinderat von Treis-Karden. Zwar wurde in der öffentlichen Sitzung vergangene Woche der Tagesordnungspunkt in lediglich 13 Minuten abgehandelt, doch vorausgegangen waren mehrere nichtöffentliche Sitzungen und Arbeitskreistreffen. Gemeinde nutzt das verbriefte Vorkaufsrecht Dass die Meinungen im Rat auseinanderliegen zeigt auch das Ergebnis der öffentlichen Abstimmung. Neun Ratsmitglieder waren dafür, sechs stimmten mit Nein und ein Ratsmitglied enthielt sich der Stimme. Für Ortsbürgermeister Hans-Josef Bleser die richtige Entscheidung. "Es handelt sich um zwei denkmalgeschützte Objekte, die zu erhalten sind. Die Burg Treis ist vom Verfall bedroht. Die Idee des Gemeinderates ist es, die beiden Burgen für die Nachwelt zu erhalten und insbesondere der Öffentlichkeit zugänglich zu machen." Mit dem Entschluss des Gemeinderates, das Vorkaufsrecht zu nutzen, ist der Kaufvertrag zwischen der bisherigen Besitzerin der Burganlage und dem aus London stammenden Investor Alexander Dragilev (wir berichteten) geplatzt. "Unfair und gemein" Dragilev, ein aus Israel stammender Ukrainer mit Wohnsitz in England, wollte die Burg nach eigenen Angaben privat nutzen, um dort mit seiner Tochter und seinen Enkelkindern zu leben. Dragilev zeigt sich im Gespräch mit dem WochenSpiegel enttäuscht. "Ich bin sehr traurig über die Entscheidung des Gemeinderats. Ich weiß noch nicht genau, was ich als nächstes tun soll. Ich habe weder die Kraft noch den Einfluss auf die Öffentlichkeit. Ich weiß nur, dass man sich mir gegenüber unfair und gemein verhalten hat." Dragilev geht noch weiter und spricht von einer "organisierten Kampagne der Lüge gegen mich, um die öffentliche Meinung zu manipulieren und Stimmung zu machen." Damit sei Einfluss auf die Entscheidung des Gemeinderats genommen worden. Nach Meinung von Dragilev müsste nun erneut eine Sitzung abgehalten werden, an der die Bürger der Region teilnehmen können, die auch Rederecht haben, beziehungsweise die Möglichkeit haben, Fragen zu stellen, die für sie von Interesse sind. Nach Meinung von Dragilev seien viele Bürger mit dieser Entscheidung nicht einverstanden. "Die Treis-Kardener Bewohner sind gar nicht einverstanden, dass nun sie die Burgen auf eigene Kosten unterhalten müssen." Kaufpreis in Höhe von 1,688 Millionen Euro Die Gemeinde Treis-Karden tritt nach dem Ratsbeschluss des Gemeinderates vollumfänglich in den Kaufvertrag vom 12. Juni 2020 ein. Dieser sah vor, dass die beiden historischen Burgen und größere Waldflächen in einer Größenordnung von mehr als 100.000 Quadratmetern zum Preis von 1,688 Millionen Euro den Besitzer wechseln. In diesem Preis sind Inventar in Höhe von 20.000 Euro sowie ein Anteil von weiteren 20.000 Euro für ein eingebautes Blockheizkraftwert enthalten. Fotos: Archiv


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