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Live-Stream im Namen Gottes

Durch Corona sind Gottesdienste nur eingeschränkt möglich. Deshalb werden im Kreis Cochem-Zell von einer Küsterin Gottesdienste nun via Facebook nach Hause übertragen. In beachtlicher Qualität.
Weihbischof Jörg Michael Peters und Pastor Peter Lönarz zeigten sich begeistert von der technischen Umsetzung durch Sandra Seidel. Die Gottesdienste sind in einer professionellen Bild- und Tonqualität via Facebook weltweit zu verfolgen.                                                                      Foto: Zender

Weihbischof Jörg Michael Peters und Pastor Peter Lönarz zeigten sich begeistert von der technischen Umsetzung durch Sandra Seidel. Die Gottesdienste sind in einer professionellen Bild- und Tonqualität via Facebook weltweit zu verfolgen. Foto: Zender


Von Mario Zender

Senheim. Als Weihbischof Jörg Michael Peters die Heilige Messe in Bruttig-Fankel eröffnet, sind nur wenige Gläubige in die Kirche gekommen. Jede zweite Bankreihe ist leer, die Vorschriften zum Schutz vor dem Corona-Virus geben es so vor. Doch als der Geistliche an diesem Tag zu seinen Gläubigen predigt, hören und sehen ihn deutlich mehr Menschen, als auf den jahrhundertealten Eichenbänken in der St. Margaretha-Kirche in Bruttig sitzen.
 Das liegt an modernen Medien und einer technisch versierten Küsterin. Sandra Seidel ist während der Messe nicht in der Sakristei oder in der letzten Bankreihe, sondern sie sitzt in der ersten Reihe. Sie trägt Kopfhörer und hat ein kleines iPad auf dem Schoß. Neben ihr blinkt ein LTE-Router und eine kleine Webcam.
 Die 38-Jährige nimmt den Gottesdienst an diesem Tag auf und spielt ihn in Echtzeit ins Internet aus. Zur gleichen Zeit schauen 30 Nutzer der Facebookseite »Pfarreien Cochem-Zell« zu. Und die Qualität der Übertragung hat nichts mehr mit wackelnden Bildern, undefinierbaren Hintergrundgeräuschen oder schlechter Tonqualität zu tun. Das technische Verständnis bei der Senheimer Küsterin kommt nicht von ungefähr. Die 38-Jährige war vor ihrem Job in Senheim in der Luft- und Raumfahrttechnik »unterwegs«. Als Diplom-Ingenieurin für eben diesen Fachbereich war sie vor ihrem Wechsel zur Katholischen Kirche bei der Bundeswehr tätig.
 Das technische Equipment haben sie und ihr Mann privat angeschafft, um so eine professionelle Übertragung aus den Gotteshäusern zu gewährleisten. »Besonders wichtig sind ordentliche Mikrofone, damit der Ton stimmt«, erzählt Sandra Seidel. An diesem Tag in der Pfarrkirche in Bruttig hat sie gleich sechs davon im Einsatz.
Manche sind drahtlos, wie etwa das am Handmikrofon, mit dem Weihbischof Peters heute predigt. Kabelgebundene Mikrofone befinden sich an der Orgel und am Saxophon von Künstler Dirko Juchem, der diesen Tag, an dem junge Menschen das Sakrament der Firmung empfangen, musikalisch untermalt.
 Dass das Bild und der Ton aus dem Gotteshaus zu Hause an den Bildschirmen auch gut ankommt, dafür sorgt nach Auskunft von Sandra Seidel ein LTE-Router und eine einfache Webcam, die sie in der Kirche aufgebaut hat. Früher sei mit einem normalen Handy gestreamt worden. »Im touristenstarken Sommer hatten sich dann in dieser Mobilfunk-Zelle zu viel Nutzer eingeloggt, was dazu geführt hat, dass das Bild ruckelte oder die Übertragung komplett abbrach. Doch das sind Probleme von gestern«, schmunzelt Sandra Seidel. Und dennoch ein Problem hat die engagierte Küsterin noch. »In Ernst haben wir enorme technische Probleme.« Hier besteht, so schildert es die Mutter dreier Kinder, eine enorm schlechte Mobilfunkverbindung.
 »Wir haben alles versucht, doch es ist bislang technisch noch nicht zu lösen.« Aus den anderen Gotteshäusern der Region Moselkrampen-Zell-Blankenrath überträgt Sandra Seidel aktuell zweimal die Woche die Heiligen Messen. »Regelmäßig die Vorabendmesse am Samstag um 18 Uhr und das Hochamt am Sonntag ab 10.30 Uhr«, so die 38-Jährige.
 Und die Resonanz ist durchweg positiv. Selbst Weihbischof Jörg Michael Peters zeigte sich bei seinem Besuch anlässlich der Firmung fasziniert von dem Angebot. »Das schafft Verbindung, die wir sonst wegen Corona nicht hätten. Für viele, die nicht selbst in den Gottesdienst kommen können, ist es ein großer Trost, trotzdem den vertrauten Seelsorger erleben zu können«, so Peters.
 Auch Pastor Peter Lönarz ist begeistert von der modernen Technik in seiner historischen Kirche: »Toll, wie das alles funktioniert.« Und so verabschiedete sich der Trierer Weihbischof an diesem Tag der Firmung nicht nur von den Anwesenden in der Kirche, sondern auch von Zuschauern an den Bildschirmen. »Schön, dass Sie Anteil nehmen an diesem Schritt.«
 Am Ende des Gottesdienstes geben die Zuschauerzahlen der Kirche und Sandra Seidel recht. 3.571 Mal wurde das Video geschaut. Himmlische Zahlen...


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