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"Rosen statt Veilchen"

Was zunächst nach heiler Welt klingt, hat aber einen ernsten und wenig erfreulichen Hintergrund.
Zum zehnjährigen Bestehen der Beratungsstelle für Frauen, die von physischer, psychischer und sozialer Gewalt in engen sozialen Beziehungen betroffen sind, wurden

Zum zehnjährigen Bestehen der Beratungsstelle für Frauen, die von physischer, psychischer und sozialer Gewalt in engen sozialen Beziehungen betroffen sind, wurden "Rosen statt Veilchen" verteilt.

Eine Rose für jede Frau auf dem Weg zum Einkauf? Der erste Gedanke: Was für eine nette Aktion! Beim zweiten Hinsehen wurde es dann schon nachdenklicher. Das vorenthaltene "Veilchen" beschrieb nämlich ein "blaues Auge". Den Blumengruß unter dem Motto "Rosen statt Veilchen" gab es von der Interventionsstelle (IST), einer Beratungsstelle für Frauen, die von physischer, psychischer und sozialer Gewalt in engen sozialen Beziehungen betroffen sind, die unter dem Dach des Caritasverbands Mosel-Eifel-Hunsrück e.V, Geschäftsstelle Cochem, seit zehn Jahren betroffenen Frauen weiter hilft. "Mit der Aktion wollen wir, in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis ,Gewalt in engen sozialen Beziehungen im Landkreis Cochem-Zell‘, ein Zeichen gegen häusliche Gewalt setzen. Das ist schon etwas anderes, als Kugelschreiber zu verteilen. Wir sehen, dass es ein Thema ist, das die Menschen bewegt", so Caritasdirektor Frank Zenzen. Die Ursachen sind vielschichtig: Alkoholmissbrauch oder erlernte Verhaltensweisen erklären Gewaltexzesse, machen sie aber nicht besser. Und wenn Kinder betroffen sind, bekommen sie eine weitere Qualität. Das Thema "Gewalt in engen sozialen Beziehungen" war lange tabuisiert - im ländlichen Raum sicher noch mehr als in der Großstadt. "Wir beraten vielleicht 20 bis 25 Frauen im Jahr, die von der Polizei zu uns geschickt werden", erzählt eine Mitarbeiterin der Cochemer Interventionsstelle. Dass die Dunkelziffer sehr viel höher liegt, vermutet auch Norbert Puth, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Cochem. Da habe ich nichts mit zu tun, sei eine gerne genommene Ausrede, erzählt er, wenn beispielsweise in der Nachbarschaft ein Fall von häuslicher Gewalt vorliege. Aber auch die Angst vor einer wirtschaftlich unsicheren Zukunft führe dazu, dass die Hemmschwelle Gewalt von Betroffenen anzuzeigen hoch sei. "Alleine schon der Vergleich mit der Mayener Dienststelle, die jährlich dreistellige Fallzahlen hat, ist ein Indiz, dass es mehr Fälle gibt", so Puth. Die Angebote der Interventionsstelle sind vielschichtig. Vom Aufzeigen von Hilfsangeboten im Rahmen des Gewaltschutzgesetzes (Platzverweise, Kontakt- und Näherungsverbote) bis hin zur Unterbringung in Frauenhäusern. Eine Beratung für Männer gibt es in Trier. Hier liege, so die Einschätzung der Experten, die Schamgrenze noch höher. Die Interventionsstelle in Cochem, Herrenstraße 9, ist unter Telefon: 0 26 71 / 9 75 20 erreichbar - bundesweites Hilfetelefon (www.hilfetelefon.de): 0 80 00 / 11 60 16.  Foto: Pauly


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