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Schnäppchen oder Kuckucksei?

Der niederländische Ferienparkbetreiber "Roompot" will seinen Golfplatz oberhalb von Cochem loswerden. Grund: Der Platz am Ferienpark macht offenbar jede Menge Verluste. Nun prüft die Verbandsgemeinde den Platz zu übernehmen. Das stößt nicht überall auf Zustimmung.

Manche Sachen sind auch geschenkt zu teuer. An diese Tatsache dürfte auch so mancher Beteiligter denken, der in die aktuellen Verhandlungen um die Übernahme eines defizitären Golfplatzes auf den Höhen über Cochem dabei ist. Das rund 75 Hektar große Areal, einst Aushängeschild des direkt angrenzenden Ferienparks, will dessen Eigentümer offenbar loswerden. Der niederländische Ferienparkbetreiber "Roompot" bietet nun der Verbandsgemeinde das Grundstück zum Schnäppchenpreis für einen symbolischen Euro an. Dazu ist das Unternehmen nach WochenSpiegel-Informationen offenbar auch noch bereit, tief in die Tasche zu greifen, damit sie das ungeliebte "Green" losbekommt. Angeblich sind die Niederländer bereit, bis 700.000 Euro dafür zu zahlen, dass man ihnen die "Last" des Golfplatzes abnimmt. Der Verbandsgemeinderat hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, entsprechende Gespräche mit "Roompot" zu führen. Doch das "Schnäppchen" könnte sich zum "unmoralischen Angebot" entwickeln. Denn nicht wenige fragen sich, wie die Verbandsgemeinde es schaffen soll, eine Golfanlage wirtschaftlich erfolgreich zu betreiben, wenn das schon ein Großkonzern wie "Roompot" nicht schafft. Einer der Kritiker ist der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans Bleck: "Golfsport ist keine zentrale Aufgabe der Daseinsvorsorge der Verbandsgemeinde." Unabhängig davon ist Bleck der Meinung, dass ein Wirtschaftsunternehmen wie "Roompot" nicht einfach Land verschenkt, ohne dass dabei, so Bleck wörtlich, ein "Pferdefuß" dranhängt. "Roompot rechnet wie alle Großkonzerne mit der dritten Stelle hintern Komma. Und nun sind sie offenbar zu dem Entschluss gekommen, dass dieser Golfplatz nicht wirtschaftlich betrieben werden kann", so Bleck. Ähnlich sieht es auch der Ortsbürgermeister der Gemeinde Dohr, Toni Göbel: "Die Holländer sind clevere Kaufleute und wenn diese eine Chance sehen würden, dass der Golfplatz ohne oder nur mit einem geringen Defizit betrieben werden könnte, würden sie ihn weiter betreiben. Aber das Defizit wird so groß sein, dass man sich von dem Golfplatz trennen muss." VG-Bürgermeister Wolfgang Lambertz scheint auch kein Anhänger einer Übernahme des Golfplatzes durch die Verbandsgemeinde zu sein: "Wir können nicht händeringend daran interessiert sein, einen Golfplatz zu bekommen. Auch nicht für einen symbolischen Euro. Das oberste Ziel muss sein, dass die Golfanlage in privaten Händen bleibt und dort erfolgreich geführt wird. Das wäre für alle Beteiligten das Beste", so Lambertz. Sollte im Rahmen eines privaten Betreibers die "Übernahme von Grund und Boden durch die öffentliche Hand von Nöten sein", stelle sich aber für Lambertz die Frage, ob das dann gegebenenfalls die Verbandsgemeinde oder doch besser die Ortsgemeinde tun solle. Manfred Ostermann, Präsident des Golfclubs Cochem, kann hingegen die Verbandsgemeinde nur ermutigen, den Platz zu übernehmen. "Warum denn nicht, hier bekommt sie doch über 70 Hektar tolles Land geschenkt. Und das ohne großes Risiko." Archiv-Foto: Pauly Kommentar von Mario Zender Finger weg vom Geschenk Eine VG als Eigentümer eines Golfplatzes? Warum nicht, könnte man sagen. Wenn die öffentliche Hand umsonst ein solches Grundstück erhalten kann und obendrauf noch einen Betrag von 700.000 Euro bekäme, dann wäre das doch ein echter »Deal«, oder? Ich bin der Auffassung dass dies nicht vereinbar ist! Auch nicht unter dem Deckmantel der Stärkung des Tourismus oder Ähnlichem. Solange in unseren Grundschulen oder Sporthallen noch Toiletten wackeln oder Brandschutzauflagen nicht auf dem neuesten Stand sind, verbietet sich ein solches Projekt! Einen wirtschaftlich am Boden liegenden Golfplatz zu übernehmen birgt zu viele Risiken für die Kommunen. Denn die einzelnen Ortsgemeinden zwischen Moselkern und Bremm und zwischen Greimersburg und Lieg zahlen mit ihrer Umlage irgendwann die »Zeche«. Spätestens wenn die Verluste einer angeblich möglichen »Prämie« von rund 700.000 Euro aufgefressen wären. Und das kann schnell gehen. Nach unbestätigten Informationen soll der Platz im Jahr rund 300.000 Euro Verlust »einfahren«. Erste Vertreter von Ortsgemeinden in der Verbandsgemeinde haben schon Widerstand gegen die mögliche Übernahme angekündigt. Deshalb wären die Verantwortlichen gut beraten, wenn sie die Finger von dem Angebot lassen würden! @Mail an den Autor: mzender@weiss-verlag.de


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