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Testen bis zum Ruin?

Wie ein engagierter Mediziner, der an vielen Stellen gegen das Coronavirus kämpft, offenbar von der Kassenärztlichen Vereinigung hängen gelassen wird. Mittlerweile fürchtet Dr. Marcus Ackermann um seine Existenz, weil Rechnungen für tausende Tests noch nicht bezahlt sind. Es geht um einen Millionenbetrag.
Am Samstag impfte Dr. Marcus Ackermann im Bauhof in Cochem. Gleichzeitig testeten seine Mitarbeiter auf dem Endertplatz hunderte von Bürgerinnen und Bürgern. Auf die Zahlung der Rechnungen für die Testungen wartet der Mediziner seit Monaten. Die »KV« verzögere, so Ackermann, die Zahlungen.                                  Foto: Zender

Am Samstag impfte Dr. Marcus Ackermann im Bauhof in Cochem. Gleichzeitig testeten seine Mitarbeiter auf dem Endertplatz hunderte von Bürgerinnen und Bürgern. Auf die Zahlung der Rechnungen für die Testungen wartet der Mediziner seit Monaten. Die »KV« verzögere, so Ackermann, die Zahlungen. Foto: Zender

Von Mario Zender Seit Mai hat Dr. Marcus Ackermann in Cochem mehr als 25.000 Coronatestungen durchgeführt. Der Zuspruch ist so groß, dass sich an manchen Tagen bis zu 1.000 Menschen auf dem Endertplatz untersuchen lassen. Der engagierte Arzt aus Neuwied hilft so den Bürgerinnen und Bürgern im Kreis Cochem-Zell im Kampf gegen das Corona-Virus. Vergangene Woche unterstützte er außerdem die Stadt Cochem auch noch beim Impfen. Über 1.000 Impfdosen hatte der 51-Jährige organisiert, um damit pragmatisch im Bauhof der Stadt Cochem-Zeller zu impfen. Über 300 Menschen erhielten den Impfstoff von ihm allein am vergangenen Samstag in Cochem.
Für Stadtbürgermeister Walter Schmitz ist das Engagement des Neuwieder Arztes ein enormer Beitrag für die Sicherheit der Bevölkerung. Er ist dankbar, dass der Mediziner sich so stark in Cochem engagiert. Doch dieses Engagement könnte schon bald vorbei sein. Nicht etwa weil Mediziner Ackermann nicht mehr testen möchte, sondern weil er wirtschaftlich dazu gezwungen wird.

Denn der Arzt, der eigentlich als Orthopäde tätig ist, hat Außenstände in Millionenhöhe. Grund dafür sind offenbar die langwierigen Abläufe bei der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV).  Die ist in Rheinland-Pfalz als Körperschaft des öffentlichen Rechts für die Abrechnung der Testungen zuständig. Seit Juni wartet Mediziner Ackermann auf die Zahlung seiner Rechnungen. Von ihrem Leitmotto, das die KV auf Ihrer Webseite aufführt (Die KV RLP vertritt die Interessen ihrer Mitglieder und unterstützt sie in Angelegenheiten des Praxisalltags), kann Dr. Marcus Ackermann aktuell nichts feststellen. Denn die offenen Rechnungen, die von der Kassenärztlichen Vereinigung, laut Ackermann zu bezahlen seien, belaufen sich mittlerweile auf einen Millionenbetrag.
Doch statt Geld hat Mediziner Ackermann von der KV lediglich einen Fragenkatalog bekommen. »Die dort gestellten Fragen habe ich dann umgehend beantwortet. Dann wurde mir gesagt, dass es ein Gespräch zur Klärung der Angelegenheit geben soll.« Doch auf dieses Gespräch wartet der Arzt bis heute. »Ich kann es nicht fassen, dass die KV die Sache so verzögert. Klar muss intensiv geprüft werden, denn im Bereich Testungen gab es auch Betrüger. Aber wir können alles genau belegen, jeden einzelnen Test.«
Für den 51-jährigen Mediziner wird es nun langsam kritisch. »Wir können nicht mehr lange die ganzen Kosten vorfinanzieren«, so Ackermann gegenüber dem WochenSpiegel. Nun hat der resignierte Arzt einen Rechtsanwalt eingeschaltet, der sich um seine Forderungen kümmern soll. Testen will er auch weiterhin. »Solange es eben geht«, wie er mit Kopfschütteln sagt.
Auf Anfrage des WochenSpiegel wollte sich die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz nicht zu dem Fall äußern.


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