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Weitere Fälle von Virus-Mutationen im Kreis Cochem-Zell

Von Mario Zender Erschreckender Inzidenzwert, acht tote Bewohner im Koster Ebernach, und nun verbreitet sich auch die neuartige Virus-Mutation rasend schnell. In sämtlichen weiteren Landkreisen sind die Infektionswerte deutlich niedriger als im Kreis Cochem-Zell, teilweise um das Dreifache. Die Corona-Inzidenz auf Landesebene bewegt sich bei 45,3 und im Kreis Cochem-Zell liegt sie bei 125,46. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl der Neuinfektionen bezogen auf 100.000 Einwohner - ist deshalb so entscheidend, weil von diesem Wert die Politik weitere Lockerungsmaßnahmen abhängig macht. Der bundesweite Wert der Corona-Inzidenz liegt heute bei 59, also genau halb so viel wie in unserem Landkreis Cochem-Zell. Was den Verantwortlichen beim Cochem-Zeller Gesundheitsamt offenbar noch mehr Sorgen bereitet als die Inzidenz, ist die neuartige Virus-Mutation. Nachdem der erste Fall vergangene Woche in der Verbandsgemeinde Kaisersesch aufgefallen war (wir berichteten), greift die aggressive, mutierte Virus-Variante rasend schnell weiter um sich. Julia Altenweg von der Kreisverwaltung Cochem-Zell: „Es wurde bei vier Personen aus der Verbandsgemeinde Kaisersesch und bei zwei Personen aus der Verbandsgemeinde Cochem die Virusmutation B.1.1.7 (UK) festgestellt.“ Bei der Briten-Mutation soll das Risiko um 40 bis 60 Prozent erhöht sein, dass Infizierte im Krankenhaus behandelt werden müssen oder sogar sterben.

Wir haben die Kreisverwaltung Cochem-Zell mit den wichtigsten Fragen rund um die hohe Corona-Inzidenz konfrontiert. Nachfolgend die Antworten:

WochenSpiegel:  Wie ist es zu erklären, dass in sämtlichen Landkreisen in Rheinland-Pfalz der Inzidenzwert geringer ist als im Landkreis Cochem-Zell? Zu Beginn der Pandemie im März 2020 war der Landkreis Cochem-Zell schon einmal besonders betroffen. Dies war auf viele Fälle von Ischgl-Urlaubsrückkehrern zurückzuführen.  Dass der Inzidenzwert im Landkreis Cochem-Zell in den letzten Tagen enorm gestiegen ist, beunruhigt auch die Kreisverwaltung und insbesondere das Gesundheitsamt des Landkreises. Während wir bereits in der letzten Woche auf einem sehr guten Weg waren und der Inzidenzwert jeden Tag etwas niedriger wurde und unter 50 gelegen hatte, kam es gleichzeitig zu mehreren Ausbrüchen in Einrichtungen/ einem Krankenhaus im Landkreis. Hierunter auch ein Seniorenheim, was bislang noch gar nicht von Corona betroffen war. So hatten wir am 11.02.2021 insgesamt 24 Neuinfektionen, was den Inzidenzwert des Landkreises an einem Tag nahezu verdoppelt hat. Bereits in der Vergangenheit konnten wir feststellen, dass sich das Virus in einer Einrichtung leider sehr schnell verbreitet. So sind auch die Fallzahlen im Landkreis Cochem-Zell nach dem 11.02.2021 weiterhin hoch geblieben.  Zwar können die Bewohner/Patienten auf ihren Zimmern isoliert werden, doch auch bei Mitarbeitern wurden mehrfach Infektionen festgestellt. So kam es bei den neuen Fallzahlen nicht nur zu Infektionen, die unmittelbar in einer Einrichtung aufgetreten sind, sondern auch bei Personen im unmittelbaren Umfeld der infizierten Mitarbeiter. Weiterhin ist auch eine Einrichtung der Behindertenhilfe betroffen. Naturgemäß ist diesen Bewohnern nur schwer zu vermitteln, alle Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten. Dies begünstigt natürlich die Verbreitung des Virus in einer solchen Einrichtung. Vereinzelt treten auch noch Infektionen auf, die diffus im Landkreis verteilt sind und bei denen der Ursprung nicht nachvollziehbar ist. WochenSpiegel: Was tut der Landkreis aktuell dafür diese „Spitzenplatzierung“ kurzfristig zu verlassen? Die Kreisverwaltung steht bereits im Kontakt mit dem Gesundheitsministerium des Landes, um das Infektionsgeschehen entsprechend zu beobachten und zu bewerten und – sofern notwendig – einschränkende Maßnahmen zu ergreifen. Zudem werden auf Veranlassung des Gesundheitsamtes in den betroffenen Einrichtungen regelmäßig und häufig Testungen unter den Bewohner/innen und den Mitarbeiter/innen – zum Teil unterstützt durch Soldaten der Bundeswehr - durchgeführt. Für alle Einrichtungen liegen Hygienekonzepte vor, um die Infektionen nicht weiter in der Einrichtung zu verbreiten.  Das Gesundheitsamt steht im ständigen und engen Kontakt mit den betroffenen Einrichtungen und berät bei Fragen. Alle Indexpersonen werden - wie schon in der Vergangenheit - über mögliche Kontaktpersonen abgefragt. Alle uns gemeldeten Kontakte werden nachverfolgt, quarantänisiert und getestet. Zu allen Personen, die sich in Absonderung (Quarantäne oder Isolation) befinden, besteht ein täglicher Kontakt, entweder über E-Mail (Symptomtagebücher) oder telefonisch.  Auch wird auf hohem Niveau getestet. Allein durch das Gesundheitsamt wurden in der Kreisverwaltung 150 – 200 Personen pro Woche getestet. WochenSpiegel: Es wurde von Ihrer Behörde kommuniziert, dass der Anstieg des Inzidenzwertes auf die hohen Fallzahlen in Einrichtungen zurückzuführen sei. Wurde zum Schutz der Bewohner dieser Einrichtungen zu wenig getan? Im Kloster Ebernach sterben reihenweise Bewohner. Mittlerweile hat sich die Zahl offenbar auf acht erhöht. Gibt es Informationen dahingehend, wann die Bewohner solcher Einrichtungen geimpft werden? Während bei der ersten Welle im Frühjahr alle Alten- und Pflegeheime für den Besucherverkehr aufgrund der Verordnungen des Landes geschlossen waren, wurde bei den steigenden Zahlen im Herbst sowohl von Landes- als auch von Bundesseite auf eine solche Regelung verzichtet.  Viele Einrichtungen haben hier selbst Maßnahmen zur Regelung des Besucherverkehrs ergreifen müssen und auch ergriffen. Ob eine strengere Regelung dazu geführt hätte, dass weniger Infektionen in den Einrichtungen aufgetreten wären, kann nicht beurteilt werden. Die Bundesregierung hat in Abstimmung mit der STIKO (Ständige Impfkommission) die Impfpriorisierung festgelegt. Es war sicherlich eine richtige Entscheidung, die Impfungen gegen das Corona-Virus zuerst für die Personengruppen über 80 Jahre zu öffnen und mit den Mobilen Impfteams die Alten- und Pflegeinrichtungen zu impfen – denn hier wurden bislang die meisten Todesopfer gezählt. Wichtig ist nun, dass zeitnah die Einrichtungen der Behindertenhilfe, die sich in der Priorität 2 befinden, für die Impfung freigegeben werden. Denn auch hier sind in den vergangenen Wochen viele Infektionen aufgetreten und forderten einige Tote.  Wann hier eine Freigabe der Impfung erfolgt, liegt nicht in unserer Entscheidung. Die notwendigen Bitten hierfür haben wir bereits vorgetragen.


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