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Zahlreiche eBay-Kunden dreist abgezockt

Großverfahren vor dem Cochemer Amtsgericht /Wie ein mutmaßliches Cochem-Zeller Betrügerpärchen bundesweit gutgläubige Ebay-Kunden übers Ohr haute / Richter deutete harte Strafe an / Mehrere Verhandlungstage angesetzt

Mal waren es Luxusuhren der Marke »IWC«, mal Märklin-Eisenbahnen, gut liefen auch historische Militärabzeichen oder Luxus-Füller der Marke »Montblanc« sowie Ersatzteile für Oldtimer oder seltener »Star Wars-Figuren«. Was Katja H. und Mario F.  (Namen geändert) auf Plattformen wie ebay.de anboten, fand schnell einen Käufer. Doch die Hoffnung der Käufer, ein »Schnäppchen« zu machen, wurde enttäuscht. Der Werbeslogan des Auktionshauses »Drei, zwei, eins Meins« traf nur für die Verkäufer zu, denn die sackten das Geld per Überweisung oder Paypal ein. Die Käufer aber warteten vergebens auf die Übersendung der Luxusartikel.
Immer wieder und über viele Monate hinweg soll das Pärchen aus der Eifel gutgläubige Käufer abgezockt haben. Bis die Polizei den beiden das »Handwerk« legte. Monatelang ermittelte die Polizei und die Staatsanwaltschaft listete akribisch - unter dem Aktenzeichen 3 LS 2060 JS65754/16 - auf, was den beiden vorgeworfen wird.
Als die Ermittler Mario F. unter die »Lupe« nahmen und feststellten, dass sein Zentralregisterauszug 16 Eintragungen (einschlägig) aufweist, wurde er umgehend in Untersuchungshaft genommen. Seine Freundin ließ sich davon offenbar nicht beeindrucken. Nach Angaben von Prozessbeteiligten soll sie auch nach der Festnahme ihres Freundes weiter Betrügereien übers Internet begangen haben.
Die Staatsanwaltschaft ist der Auffassung, dass sich das Paar durch die gewerblichen Betrügereien eine dauerhafte Einnahmequelle verschaffen wollte. Insgesamt werden Katja H. 50 Fälle des gewerblichen Betruges vorgeworfen, ihrem Freund Mario F. sogar 60 Fälle.
Aber das ist offenbar noch lange nicht alles. Im Prozess wurde bekannt, dass noch weitere 76 Betrugsfälle anhängig sind, die derzeit noch ausgewertet werden. Allein die Verlesung der aktuellen Anklageschrift dauerte 53 Minuten.
Wie kam der 40-Jährige auf die schiefe Bahn? Mario F. ist kein dummer primitiver Kleinkrimineller, sondern gilt als hochintelligent. Nach der Hauptschule machte er  sein Abi nach, studierte Biologie mit Stipendium. Doch dann kam er offenbar auf die schiefe Bahn. Vermutlich wegen seiner Spielsucht gab er viel mehr Geld aus, als er eigentlich zur Verfügung hatte. Bis zu acht Stunden täglich soll er in Online-Casinos gezockt haben, bis er schließlich im vergangenen Jahr in Untersuchungshaft kam.
Vor dem Amtsgericht Cochem versuchten vergangene Woche seine Anwälte einen Kompromiss mit dem Gericht zu schließen. So müssten nicht 70 Zeugen vernommen und viele Tage verhandelt werden. Als »Gegenleistung« erwarteten die Anwälte des mutmaßlichen Betrüger-Pärchens offenbar eine milde Haftstrafe. Doch dieser Vorstellung machte der Vorsitzende des Schöffengerichts, Amtsrichter Sven Kaboth, keine Hoffnung. Er sprach nach einer Besprechung mit den Schöffen von Strafen um die drei Jahre für Katja H. und für deren Freund Mario F. sogar von über fünf Jahre. Eigentlich kann das Amtsgericht lediglich bis zu einer Höchststrafe von vier Jahren verurteilen, allerdings liegt hier ein besonderer Fall vor. Da Mario F. in Heidelberg für Betrugstaten zur Bewährung verurteilt worden war und während dieser Bewährungszeit weitere Betrügereien beging, müssen zwei Strafen gebildet werden. Diese könnten um die fünfeinhalb Jahre liegen, gab Richter Kaboth bekannt - zum Entsetzen der beiden Angeklagten, die daraufhin keine Angaben mehr zur Sache machen wollten. Der Prozess wird am 6. April fortgesetzt. Bericht folgt! So schützen Sie sich bei eBay: Wenn man sich für einen bestimmten Artikel auf der Auktionsplattform ebay.de interessiert, sollte man nicht gleich zuschlagen, sondern zunächst den Preis mit anderen Anbietern vergleichen. Ist der Preis einer Anzeige beispielsweise extrem niedrig, ist das schon einmal verdächtig und könnte ein Hinweis darauf sein, dass jemand betrügen will. Wenn man sich unsicher ist, sollte man auf jeden Fall Kontakt mit dem Käufer aufnehmen. Hier insbesondere auch auf den Tonfall achten, in dem der Gesprächspartner mit Ihnen kommuniziert. Freche oder unfreundliche Antworten sind ein schlechtes Zeichen, dann lieber Abstand von dem Angebot nehmen. Am sichersten ist es, wenn man die Ware selbst abholt und das Geld erst vor Ort bezahlt. Fotos: Zender


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