Handwerk ist nicht typisch deutsch
Das zumindest ist das Ergebnis der Konjunkturumfrage der Aachener Handwerkskammer, an dem 335 Betriebe aus der Städteregion Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg teilgenommen haben. »Unsere Handwerker trotzen den Konjunktur-Pessimisten und sind damit gar nicht typisch deutsch. Wo wir doch gerne mal etwas vorschnell schwarz malen«, erklärt Peter Deckers, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Aachen. Sehr zufrieden vermeldet er einen Rekordwert nach dem anderen: Seit 2014 befinde sich das Handwerk in der Region im Dauerhoch und dabei steche das Baugewerbe noch einmal heraus. So sind 92 Prozent der Handwerker mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden und nur sieben Prozent erwarten keine positive Entwicklung in den kommenden Monaten. 8,6 Wochen dauere es mittlerweile, ehe ein Handwerker seine vereinbarte Leistung erbringen können. Auf dem Bau muss gar mit einer Vorlaufzeit von vier Monaten gerechnet werden. »Die Auftragsbücher sind voll und Fachkräfte stehen nicht auf der Straße«, stellt Deckers klar. Daher betrübt ihn auch ein wenig der Blick auf den Lehrstellenmarkt. Mit 2200 Lehrverträgen stiegen zwei Prozent weniger junge Menschen in eine Berufsausbildung des Handwerks ein. »Die reinen Handwerksberufe liegen noch im Plus, der kaufmännische Bereich hat Probleme«, stellt Deckers heraus. Dennoch würden gerade Elektroinstallateure, Heizungsbauer und -installateure, Tischler, Kfz-Mechaniker und Friseure gesucht.
Höhere Preise - mehr Umsatz
Die gute Auftragslage hat den Gesamtumsatz und die Verkaufspreise im Handwerk steigen lassen. Dies wiederum befeuert die Investitionsbereitschaft der Unternehmer in neue Maschinen, Räumlichkeiten und digitale Ausstattung, aber auch in zusätzliches Personal, das jeder Fünfte erhöhen möchte.Die Gesamtzahl der Handwerksbetriebe ist um 0,2 Prozent auf 16.612 im Kammergebiet gesunken. Dies hat zwei Gründe: »Die Zahl meisterfreien Betriebe sinkt kontinuierlich und einige Handwerker finden keinen Nachfolger für ihren Betrieb«, weiß Hauptgeschäftsführerin Nicole Tomys. 2200 Betriebe suchen in den nächsten fünf Jahren einen Nachfolger. Tomys: »Daher haben wir ein Übergabecenter eingerichtet, das alle Handwerker über 55 Jahren berät und unterstützt.«