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Heilmittelerbringern droht der finanzielle Ruin

Ob Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden oder Podologen – unter den Heilmittelerbringern wächst in diesen Tagen allerorts die Verzweiflung. Grund ist, dass wegen der Corona-Krise immer mehr Patienten ihre Behandlungstermine absagen.
Das Team der

Das Team der "Physioos" ist weiter für seine e Kunden da. Dennoch gehen die Behandlungen in Zeiten von Corona zurück - die Politik lässt die Heilmittelerbringer aber nicht mit unter den Rettungsschirm.

Die selbstständigen Praxisinhaber und deren Angestellte bringt das immer näher an den Rand des wirtschaftlichen Ruins. Sollten die Praxen aus finanziellen Gründen schließen müssen, wird dies auch bei uns nicht nur jetzt in der Krise, sondern auf Dauer massive Versorgungsprobleme bringen, was am Ende allen Patienten schadet, weil es Heilungsprozesse verzögert oder unmöglich macht. "Wir wissen um die Probleme durch die Corona-Pandemie", so Stefan Lennartz, der gemeinsam mit Jens Küpper eine Praxis für Physiotherapie in Simmerath betreibt. "Einerseits sollen wir offen bleiben, um notwendige Behandlungen durchführen zu können, womit wir natürlich auch uns und unsere Mitarbeiter trotz aller Schutzmaßnahmen aussetzen. Andererseits gibt die Politik kein Signal, dass sie uns in Krisenzeiten unterstützt, weil auch wir von vielen Absagen unserer Kunden betroffen sind."

Hohe Umsatzrückgänge - viele Mitarbeiter

Die Politik nehme wissentlich die Insolvenz von vielen tausend Heilmittelerbringern in Kauf und gefährde damit hunderttausende von Arbeitsplätzen und die Gesundheit der Bevölkerung, stellt der Landesverband NRW des Deutschen Verbandes für Physiotherapie klar. Die Heilmittelbereiche leiden seit Jahren unter sehr geringen Vergütungssätzen. Und bei den derzeitigen Umsatzrückgängen um 60 bis 90 Prozent sind die finanziellen Rücklagen dann schnell aufgebraucht, wenn es sie überhaupt gibt. Grund für die Umsatzrückgänge ist einerseits, dass zahlreiche Patienten aus Angst vor der Corona-Welle ihre Termine absagen. "Viele unserer Patienten gehören zur Risikogruppe und bleiben nun lieber zuhause", hat Lennartz Verständnis. "Viele glauben aber auch, dass die Praxen aufgrund der verhängten Kontaktverbote geschlossen sind." Das ist aber nicht korrekt. Physiotherapeuten sind systemrelevant, d.h. sie gehören ausdrücklich zum Kern der Gesundheitsversorgung wie Krankenhäuser, Ärzte und Apotheker auch. Sie dürfen – und müssen – weiterhin Patienten behandeln. Deshalb muss ein weiterer Rettungsschirm ganz selbstverständlich auch für uns Physiotherapeuten gelten. "Dass bei uns alles normal weiterläuft, ist ein Trugschluss", stellt Stefan Lennartz klar, der mit seinem Partner in zwei Praxen mehr als ein Dutzend Mitarbeiter beschäftigt. "Wir kämpfen nicht um unsere Existenz, aber die finanziellen Einbrüche sind deutlich spürbar."

Krankenversicherung muss Löcher stopfen

Der Verband fordert finanzielle Soforthilfen von der Gesetzlichen Krankenversicherung in Form von Ausgleichszahlungen. "Wenn wir keine Leistung erbringen können, entstehen den Krankenkassen keine Kosten. Ganz im Gegenteil: Sie profitieren finanziell von dieser Situation, denn die Kosten für Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Podologie sind im Haushaltsplan der Krankenkassen bereits eingeplant", so der Verband. Es bringt sie also nicht in finanzielle Schwierigkeiten, den Heilmittelerbringern eine Soforthilfe auszuzahlen, um deren Umsatzeinbußen auszugleichen. Für die Krankenkassen ist das ein Nullsummenspiel. Den Heilmittelerbringern rettet das aber deren Existenz– und darauf kommt es im Moment mehr denn je an. Andernfalls ist die Versorgung mit Heilmitteln in der Zukunft gefährdet.


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