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Wer will, bekommt Arbeit

»Wir haben gute Quoten und doch wird es immer schwieriger unsere Kunden zu integrieren.« Ein gespaltenes Bild, das das Jobcenter der Städteregion Aachen für die Nordeifel zeichnet.
Jürgen Crombach (Bildmitte) und sein Team des Eifeler Jobcenters fühlen sich wohl in den neuen Räumlichkeiten in Simmerath. Den Umzug bezeichnen er sowie Geschäftsführer Stefan Graaf (r.) und Marcus Alt, Leiter der Geschäftsstelle Stolberg – Eifel als »Quantensprung«. Foto: T. Förster

Jürgen Crombach (Bildmitte) und sein Team des Eifeler Jobcenters fühlen sich wohl in den neuen Räumlichkeiten in Simmerath. Den Umzug bezeichnen er sowie Geschäftsführer Stefan Graaf (r.) und Marcus Alt, Leiter der Geschäftsstelle Stolberg – Eifel als »Quantensprung«. Foto: T. Förster

201 Menschen und damit 28,6 Prozent der erwerbsfähigen Kunden konnte 2018 eine Arbeitsstelle vermittelt - Rekord in der ganzen Städteregion. »Sprachbarrieren und schlechte Qualifizierung machen es uns schwer«, weiß Standortleiter Jürgen Crombach. Dankbar ist er den vielen Eifeler Arbeitnehmern, die sich sehr offen zeigen, Langzeitarbeitslosen eine Chance zu geben. »Wir probieren es einfach mal«, bekommt er besonders in vielen Handwerksbetrieben zu hören. Mit Erfolg!

Herausforderung von Kultur und Sprache

Ein deutlicher Zuwachs an den Eifelkommunen zugewiesenen geflüchteten Menschen sorgt aktuell dafür, dass die Arbeitslosenquote nicht noch besser ist. »Das braucht seine Zeit, weil man sich verständigen muss, Barrieren ab- und Verständnis aufbauen muss«, ist Jobcenter-Geschäftsführer für das hohe Engagement seiner Mitarbeiter sehr dankbar. Da gehe es von Menschen aus dem afrikanischen Kontinent, die völlig ohne Schulbildung seien über Syrer, wo es oft Tradition ist, dass eine Frau nicht arbeiten muss, bis hin zum politischen Flüchtling aus der Türkei, der eine hohe Bildung und Arbeitseifer mit sich bringt. Aktuell sind über 400 Menschen, die in Bedarfsgemeinschaften des Jobcenters leben, »nichtdeutsche Personen«. Das sind 34,2 Prozent aller Kunden - ein weiterer Rekordwert in der Städteregion Aachen. 1.022 Kunden zählen die 5,5 Mitarbeiter des Eifeler Jobcenters aktuell. Sie leben in 530 sogenannten Bedarfsgemeinschaften. 303 von ihnen sind Singles. »Oft haben diese Menschen gesundheitliche Probleme«, schränkt Crombach die Integrationsfähigkeit ein. Nachdenklich stimmt die Zahl von 155 Menschen, die »Arbeitslosengeld II« beziehen, obwohl sie arbeiten. Natürlich seien da viele Minnijobber bei. Ein zweifacher Familienvater müsse rund 2100 Euro netto verdienen, um nicht in den Leistungsbezug zu fallen, rechnen die Experten vor. »Da kann der Mindestlohn auch nur ein Kombilohn sein«, weiß Graaf, dass diese Rechnung nie aufgehen kann.
Grund für den Gang zum Jobcenter ist oft nach wie vor schlechte Schulbildung und eine geringe berufliche Qualifikation. Jeder zweite Leistungsbezieher hat keinen oder »nur« Hauptschulabschluss. Und zwei Drittel der Kunden sind ohne abgeschlossene Berufsausbildung.

Keine Bildung - keine Chance

4,73 Millionen Euro kostet die Wahrung des »sozialen Friedens«, wie es Stefan Graaf bezeichnet. Die Sanktionsquote gegenüber Unwilligen liege bei drei Prozent, räumt er mit einem Vorurteil auf, dass das Jobcenter eine Bestrafungs-Behörde sei. Hoffnung bereitet den Fachleuten das neue »Teilhabechancengesetz«. Dies animiert Arbeitgeber, Menschen, die seit vielen Jahren ohne festen Job sind, wieder einzustellen und dafür vom Staat finanziell unterstützt zu werden. »In den ersten beiden Jahren übernehmen wir 100 Prozent des Lohns«, so Graaf. Dafür müsse der Arbeitgeber sich seiner sozialen Verantwortung bewussst sein und regelmäßige Schulungsmöglichkeiten zulassen. »Da fangen unsere Mitarbeiter dabei an, die Kunden zu motivieren, wieder eine geregelten Tagesablauf zu leben«, weiß Graaf. Doch gerade in der Eifel bereitet dies den Jobcenter-Mitarbeitern wenig Sorgen. »Wir haben ein gutes Netzwerk und das soziale Gefüge ist hier noch in Ordnung«, weiß Crombach. »Unser Kundenkreis wird immer mehr ein harter Kern, aber wir geben nicht auf, jeden Kunden in Arbeit zu bringen.


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