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Ein Mekka für Fotokunst

Das Kunst- und Kulturzentrum der Städteregion Aachen lockt jährlich bis zu 35.000 Besucher nach Monschau. Gezeigt werden dort Ausstellungen renommierter Fotografen, die sonst in Deutschland kaum zu sehen sind. Das Live-Magazin hat die Einrichtung besucht.

Bei einer guten Fotografie erzählt schon die Komposition eine Geschichte. „Sie hat nicht nur einen rein dokumentarischen Charakter“, erläutert Dr. Nina Mika-Helfmeier.
Beispiele für Bilder, denen genau das gelingt, gibt es im Kunst- Kulturzentrum der Städteregion Aachen zu sehen. Diese Einrichtung mitten in Monschau zeigt regelmäßig Ausstellungen weltbekannter Fotografen von Anton Corbijn über Henri Cartier-Bres-son bis hin zu - ganz aktuell - Bruce Davidson.
Mit der Kuratorin Mika-Helfmeier einen Rundgang durch die Ausstellung zu machen, heißt einen neuen Blick auf die Fotografie zu lernen. Anhand von Davidsons Bildern erklärt Mika-Helfmeier den besonderen Blick des Fotografen. Eine Fotoserie Davidsons folgt einen Liliputaner und Zirkusclown vor und hinter die Kulissen. Ohne erhobenen Zeigefinger zeigen die  Werke, dass der Fotografierte am Rande der Gesellschaft lebt. Auf den Bilder zu sehen ist er alleine im Restaurant, alleine im Bett mit einem Radio und in Kostüm und Schminke vor großem Publikum, das sich über den Kleinwüchsigen amüsiert.
Besonders eindringlich sind die Bilderserien „Time of Change“ und „East 100th Street“, die 1963 Teil einer Davidson-Ausstellung im Museum of Modern Art in New York waren.
Humanist und Fotograf Für „Time of Change“ hat Davidson die schwarzen Bürgerrechtler fotografiert, die zwischen 1961 und 1965 für Gleichberechtigung gekämpft haben. Friedlicher Protest, begleitet von Soldaten der Nationalgarde, Aufnahmen von Martin Luther King und Malcolm X finden sich neben Fotografien, die den alltäglichen Rassismus dokumentieren, und Bildern von Ku-Klux-Klan-Ritualen. Es ist ein eindringliches Porträt einer gespaltenen Gesellschaft und einer Zeit im Wandel. „Davison war stiller Beobachter und Humanist“, so Mika-Helfmeier.
Die Ausstellung mit Davidsons Werken wurde zuvor in Wien, Rotterdam und Bilbao gezeigt. Dass sie ihren Weg ins KuK nach Monschau gefunden hat, verdankt die Einrichtung dem Netzwerk von Dr. Nina Mika-Helfmeier. In den letzten zehn Jahren hat die Kuratorin das KuK von einem Atelierhaus zum Forum für Fotografie entwickelt. Kein leichter Weg. „Anfangs wurden meine Anfragen an Fotografen und Kuratoren nicht einmal beantwortet“, erinnert sie sich. Heute sei es andersrum und die Anfragen landen auf ihrem Schreibtisch. Lange Netzwerkarbeit war dafür nötig. Mittlerweile kennt Mika-Helfmeier die Fotografen persönlich und das KuK hat sich etabliert. Die Liste an berühmten Fotografen, deren Werke gezeigt wurden, ist lang. „Die Aussteller wissen, dass die Bilder hier angemessen präsentiert werden“, so Mika-Helfmeier. Zur Eröffnung der Bruce-Davidson-Retrospektive waren Besucher aus Berlin gekommen eigens um die Bilder zu sehen. „Die Fotografen bekommen teils Dankesnachrichten von den Besuchern, die die Bilder hier gesehen haben“, sagt Mika-Helfmeier. Das sei wahrscheinlich in Großstädten nicht üblich, vermutet die Kuratorin. All das hat dazu beigetragen, dass das KuK ein besonderer Anlaufpunkt für Freunde anspruchsvoller Fotografie und für Aussteller geworden ist.
Ehemaliges Finanzamt Gegründet wurde das KuK im Jahr 2002 in einem 150 Jahre alten Gebäude. „Das Haus war damals richtig heruntergekommen“, erinnert sich Mika-Helfmeier. Das ehemalige Finanzamt in direkter Nachbarschaft zum Aukloster wurde saniert und dann erst als Atelierhaus für zwölf Künstler aus der Städteregion Aachen genutzt. „Dieses Konzept haben wir fünf Jahre lang gefahren“, erzählt Mika-Helfmeier. Danach lief die Förderung aus und eine neue Idee musste her. So begann die Kuratorin damit, das KuK zu einem Haus für Fotografie aufzubauen.
Die Aufteilung der Räume, so Mika-Helfmeier, sei prädestiniert für diese Nutzung. Viele Räume, allesamt mit dem richtigen Licht ausgestattet, machen es möglich  Fotografien ansprechend zu präsentieren und einzelne Foto-Serien in den Räumen zu zeigen.
Doch nicht nur internationale Künstler stellen im KuK aus, auch für regionale Fotografen ist Platz im Programm. Die Projektgruppe „Shift“ - 14 Fotografen aus der Städteregion Aachen - arbeitet eng mit dem KuK zusammen. Im Rahmen des Projektes wurden mehrere Einzelaussellungen und Anfang des Jahres eine gemeinsame Ausstellung gezeigt. Das SHIFT-Projekt soll künftig erweitert und fortgeführt werden.
Bis 2022, so sagt Mika-Helfmeier, ist das Programm schon gesetzt bei vier bis fünf Ausstellungen im Jahr.
Der Anspruch, den Dr. Nina Mika-Helfmeier dabei hat, ist es den selbst geschaffenen Erwartungen gerecht werden.
 www.kuk-monschau.de Das Jahresprogramm im KuK 7. April – 23.Juni
Bruce Davidson - Retrospektive
Die Retrospektive zeigt erstmals in Deutschland den Facettenreichtum von Bruce Davidsons Werk.
30. Juni– 22. September

Howard Greenberg - From Archive to History
Das Archiv der Howard Greenberg Gallery umfasst 30.000 Abzüge der wichtigsten Vertreter des Kunstgenres Fotografie im 20. Jahrhundert. Die Ausstellung im KuK iste eine Deutschlandpremiere und zeigt Arbeiten von 60 Fotografen, unter ihnen Edward Steichen, Man Ray, Walker Evans, Sarah Moon und Berenice Abbott.
29. September– 15. Dezember
Bilder aus einem vergangenen Land - Fall der Berliner Mauer
Der Fall der Berliner Mauer  jährt sich zum 30. Mal. Das nimmt Dr. Nina Mika-Helfmeier zum Anlass, exklusiv für das KuK eine Ausstellung zu konzipieren. Mithilfe der FAZ-Fotografin Barbara Klemm sowie einigen Berliner Kulturinstitutionen stellt sie rund 130 Fotografien so zusammen, wie sie nirgendwo anders zu sehen sein werden.


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