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Gehobene Clownerie

Helge Schneider gastierte beim Monschau Festival und witzelte sich mit Musik und Geschichten durch den Abend.

Als Helge Schneider die Bühne verließ, stellte sich unmittelbar die Frage: Wie war die Zeit so schnell vergangen? Der Komiker hatte sich durch das dritte Konzert des diesjährigen Monschau Festivals gewitzelt. Wie er es schaffte, die rund zwei Stunden mit Nonsense so schnell vergehen zu lassen, ist kaum greifbar. Kaum zu erkennen war auch, wie viel Schneider auf der Bühne der Burg Monschau improvisierte und wie viel er zumindest ansatzweise vorbereitet hatte. Auch die Mienen seiner Bandmitglieder ließen kaum etwas erahnen. Vor allem Schlagzeuger Peter Thoms, der seit über 25 Jahren mit Schneider zusammenarbeitet, bestritt den Abend mit stoisch versteinerter Miene. Nur wenige Male gelang es Helge Schneider, ihn zum Lachen zu bringen. Das Gesicht von Gitarrist Henrik Freischlader, der tags zuvor noch mit seiner Bluescombo ein Konzert in Zülpich gespielt hatte, war unter dem schwarzen, mit Federn geschmückten Hut eh kaum zu erkennen. Auch Schneiders Erklärung mit schelmischem Grinsen war nicht erhellend: "Wir haben überlegt, was wir heute Abend spielen und uns gedacht: Ist doch egal." Fischstäbchen sind keine Raubfische Auf jeden Fall fühlte sich das Terzett scheinbar wohl in "Monschau in der Eifel", wie Schneider immer wieder betonte. Auch wenn es nicht seine bevorzugte Gegend zu sein scheint. "Ist es schön hier zu wohnen? Ja, ich denke schon. Zumindest für die, die nicht hier wohnen. Ich komme viel zu selten her. Die Eifel ist zu weit weg von mir. Was soll ich auch hier?", witzelte der Mülheimer. Weisheiten wie "Ich wäre auch geren Vegetarier, aber wenn man Heißhunger auf Fleischwurst hat, geht das nicht" oder "Es gibt Fische, die sind keine Raubfische, zum Beispiel Silberfische und Fischstäbchen" schüttelte Schneider in Monschau in der Eifel so einige aus dem Ärmel. Vor allem aber schüttelte er Musik aus dem Ärmel. Seinem Ruf als genialer Musiker wurde er ebenso gerecht wie seine Mitspieler. An den Tasten und Saiten wurde viel improvisiert - auch textlich. Zu einem Slow Blues, den er von Freischlader forderte, dichtete Helge Schneider tiefgreifende Zeilen wie: "I was born, I was born, I was born in a hospital. My mum and my dad were my parents."Sogar Tanzeinlagen wurden geboten. Volker Bertzky alias Sergej Gleithmann hatte sich diesmal für einen schwarzen, breitkrmpigen Hut, ein türkises Hemd, Cowboystiefel, schwarze Jogginghosen und darüber eine rote Turnhose, die er bis über den Bauchnabel hochgezogen hatte, entschieden und tanzte in diesem Outfit grazil wie ein Elefant im Porzellanladen. Geschichten bannten Zuhörer Vor allem aber die kurzen - anscheinend improvisierten - Geschichten bannten die Zuhörer. In die Ballade vom Meisenmann wob er den Dialog zwischen der Meise und einem Storch ein, in der der Storch verriet, dass er aus Mecklenburg-Vorpommern stammt: "Schöne Gegend - viele Kamine." Insbesondere die Geschichte vom Ehepaar, das in einem chinesischen Restaurant essen möchte und einen lebenden Hund serviert bekommt, den es rettet, amüsierte das Publikum. Dennoch überlebte der Hund nicht lange, da er im Park von einem größeren Hund gefressen wurde. Die Erkenntnis von Ehemann Helmut: "Dann hätten wir ihn auch selber essen können." Zum Schluss improvisierte das Trio eine ziemlich verhunzte Version des "Jailhouse Rock", für die manch andere Band von der Bühne gejagt worden wäre. Helge Schneider aber verwandelte sie in Clownerie, um schließlich die bewegenden Worte zu sprechen: "Das war's für heute. Schade, schade - aber egal."


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