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Hat ein Mann rot gesehen?

Mit der Bierflasche zugeschlagen und die junge Frau gewürgt haben soll ein Mann aus der Gemeinde Simmerath. Die Sache schien klar, doch zunehmend traten bei der Verhandlung vor dem Amtsgericht Fragen auf.
Eine zerbrochene Bierflasche soll die Tatwaffe bei einer gefährlichen Körperverletzung auf dem Huppenbroicher Sportplatz sein. Viele Anwesende haben nichts gesehen, der Tatverdächtige schweigt, und so werden nun neue Zeugen geladen.

Eine zerbrochene Bierflasche soll die Tatwaffe bei einer gefährlichen Körperverletzung auf dem Huppenbroicher Sportplatz sein. Viele Anwesende haben nichts gesehen, der Tatverdächtige schweigt, und so werden nun neue Zeugen geladen.

Schockierende Bilder zeigen eine blutüberströmte Frau. Sie ist wohl kurz zuvor Opfer einer Gewalttat geworden, trägt nicht nur eine Platzwunde, sondern auch Würgemahle davon. Die Bilder verschickt sie aus dem Rettungswagen heraus an Freunde. Drei Stunden lang beharkten sich Richterin, Staatsanwältin und Verteidiger in der Frage, ob es erwiesen ist, dass ein junger Mann am Abend des 25. September 2020 wegen gefährlicher Körperverletzung zu verurteilen sei. Zunächst schien die Sache klar, denn das Opfer schilderte die Tat und eine Zeugin, ihre Schwester, bestätigte die Handlung. Weitere Zeugen gibt es jedoch nicht, obwohl sich die Tat auf dem Huppenbroicher Sportplatz während einer Party von rund 30 jungen Menschen abgespielt haben soll.
Stefanie O. aus dem Ruhrgebiet nimmt an einer Party junger Menschen teil, die in den vergangenen Jahren gemeinsam das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring besucht haben. Dort gerät sie mit der Freundin des mutmaßlichen Täters in Streit. Der Grund scheint Eifersucht zu sein. Täter und Opfer hatten eine kurze Beziehung, sind aber wieder vergeben. Dennoch macht Stefanie O. dem jungen Mann per WhatsApp eindeutige Avancen, die dieser jedoch abweist.

Warum hat niemand etwas bemerkt?

Schon im Vorfeld der Party soll Stefanie O. ihrer Nebenbuhlerin per Chat Drohungen ausgesprochen haben. Eine Nebensächlichkeit bringt die weiblichen Streithähne in Rage, es kommt zu verbalen Beschimpfungen, körperliche Auseinandersetzungen können Nebenstehende verhindern. Daraufhin verweist Marcel H., der die Party organisiert hat, das spätere Opfer und ihre Schwester des Geländes. Auf dem Weg zum Auto dann soll Stefanie O. von eben diesem jungen Mann mit einer Bierflasche niedergeschlagen worden und auf dem Boden liegend gewürgt worden sein. Während der Angeklagte schweigt, deckt der Verteidiger immer mehr Widersprüchlichkeiten auf. Er stellt die Frage, warum niemand der anderen Anwesenden etwas bemerkt haben will? »Zwei, drei Schritte entfernt von der Gruppe hat keiner etwas mitbekommen?«, fragt der Anwalt. er kann sich auch nicht erklären, warum so mancher Partygast gar völlig überrascht gewesen sein will, als wenig später Polizei und Rettungswagen eintreffen? Das Opfer und deren in Nideggen lebende Schwester sind seit der Tat arbeitsunfähig und in psychologischer Behandlung.  Der Verteidiger listet vorhergegangene psychische Probleme der beiden Damen auf und stellt den Antrag, weitere Zeugen und auch die Polizeibeamten anzuhören, die Ende September zum Sportplatz gerufen worden waren. Beim Tatverdächtigen wird ein Alkoholkonsum von 1,7 Promille festgestellt. Ein Grund für die Tat? Obwohl in den Augen von Staatsanwaltschaft und Richterin Britta Güldenberg die Indizien schwer auf dem Angeklagten lasten, geben sie der weiteren Anhörung statt und vertagen die Verhandlung auf den 10. Mai.


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