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Im Namen des Volkes...

Wenn ein Jugendlicher Kugeln vom Weihnachtsbaum reißt und sie zerstört, ist das sicherlich eine Sachbeschädigung. Wenn daraus ein Streit entbrennt, der mehrere Knochenbrüche im Gesicht zur Folge hat - dann spätestens ist das eine Angelegenheit für das Monschauer Amtsgericht.

»Vier bis zehn Verfahren bearbeiten meine beiden Richter-Kollegen und ich wöchentlich«, weiß Katja Maxrath-Brang. Sie ist seit August offiziell Direktorin des Amtsgerichts Monschau, dem Drittkleinsten in ganz Nordrhein-Westfalen. Beschäftigt ist sie in der Laufenstraße aber bereits seit November 2018.
»Rechtsstaatlichkeit hat seinen Preis«, erklärte Katja Maxrath-Brang, die seit 1998 als Richterin tätig ist und reichlich Erfahrung, unter anderem aus dem benachbarten Amtsgericht in Schleiden mitbringe. Jeden Rechtssuchenden ernst zu nehmen, habe oberste Priorität in ihrer täglichen Arbeit und der ihrer Mitarbeiter. Gerichtliche Urteile werden »im Namen des Volkes« verkündet. »Aus diesem Grund sind Gerichtsverhandlungen in der Regel öffentlich, das heißt jeder Bürger hat die Möglichkeit als Zuschauer an einem öffentlichen Gerichtstermin teilzunehmen und das Verfahren zu verfolgen«, lädt Maxrath-Brang interessierte Bürger ein. Gerade Straftaten seien von Interesse, aber auch das Ergebnis eines Verkehrsunfalls oder aber ein ausufernder Nachbarschaftsstreit betreffe nicht nur Beteiligte, sondern auch Außenstehende. Die Richterin: »Bislang machen wenige Bürger von dieser Möglichkeit Gebrauch«.

Knochenbrüche im Gesicht - 90 Tagessätze

Im konkreten Fall nun, den Richterin Britta Güldenberg zu verhandeln hatte, waren zwei Gruppen von Jugendlichen am Rande des Monschauer Weihnachtsmarktes 2018 aneinander geraten. »Einige junge Männer hatten wohl Christbaumkugeln vom Tannenbaum genommen und diese zerstört«, erklärt Katja Maxrath-Brang. Dies habe zum Streit - zunächst verbal, später auch handgreiflich - zwischen den Gruppen aus dem Altkreis Monschau geführt. Eine weitere Gruppe aus Bergisch Gladbach wollte schlichtend eingreifen und konnte die Situation deeskalieren. Als ein weiteres Trio zur Hilfe eilte, habe dies wohl der Angeklagte falsch interpretiert und einem Monschauer einen gezielten Faustschlag versetzt. »Der Mann erlitt Knochenbrüche im Gesicht und leidet bis heute unter den Folgen des Angriffs«, so die Richterin. Der Beschuldigte bestreitet die Tat, wurde aber durch Zeugenaussagen belastet. Güldenberg verhängte für vorsätzliche Körperverletzung ein Strafmaß von 90 Tagessätzen á 20 Euro über den nicht vorbestraften Mann. »Der Betrag sagt etwas über die finanziellen Verhältnisse des Verurteilten aus - einem Dreißigstel des Nettoeinkommens entspricht dies«, erklärt Maxrath-Brang. Die Tagessätze beschreiben hingegen die Schwere der Schuld. »90 Tagessätze sind da schon deutlich.« Neben Strafverfahren widmen sich die Richter und Rechtspfleger am Monschauer Amtsgericht auch zivilrechtlichen Angelegenheiten und Familienstreitigkeiten, aber auch Fragen rund um Nachlass, Grundbuch, Betreuung oder Vollstreckung. Insolvenzen gehen ans Amtsgericht Aachen, Mahnbescheide nach Euskirchen. »Bis zu einem Streitwert von 5000 Euro oder bis zu vier Jahren Freiheitsstrafe kann das Amtsgericht richten, darüber hinaus ist das Landgericht zuständig«, erklärt Maxrath-Brang. Dorthin kann sich auch der Verurteilte wenden, wenn er in Berufung gehen möchte.

Kontakt

Das Amtsgericht Monschau ist das kleinste im Landerichtsbezirk Aachen.
Der Zuständigkeitsbereich umfasst die Stadt Monschau und die Gemeinde Simmerath.
Darüber hinaus ist dem Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Monschau die Gemeinde Roetgen zugeschlagen.
Auf www.ag-monschau.nrw.de finden Interessierte tagesaktuell die im Amtsgericht Monschau stattfindenden Termine. Maßgeblich ist jedoch nur der Aushang vor dem jeweiligen Sitzungssaal.
Amtsgericht Monschau, Laufenstraße 38, 52156 Monschau, Tel. 02472 9907-0, Fax: 02472 9907-40, E-Mail poststelle@ag-monschau.nrw.de


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