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»Roetgener Schleife« ist das neue Fahrradtour-Projekt

Was bei der Versammlung der Roetgen-Touristik als neue Planung kurz vorgestellt wurde, hat bereits großen Anklang gefunden. In der Vorbereitung befindet sich das Fahrradtour-Projekt »Roetgener Schleife«, das derzeit zur wohlwollenden Prüfung bei der Städteregion Aachen vorliegt. Im Vorfeld müssen noch einige naturschutzrechtliche Fragen geklärt werden. Eine endgültige Entscheidung zur Umsetzung wird erst im Herbst diesen Jahres fallen, mit der Umsetzung liebäugelt man 2018.

von Günter Sander Die interessante Projektidee wurde von Franz Schroeder, Gerhard Kristan, Bernhard Müller, Rolf Wilden, Rainer Hülsheger und Manfred Adrian erstellt. Der vorliegende ausführliche Projektplan liest sich nicht nur gut, er verspricht in der Tat ein touristisches Highlight von großer Bedeutung. Den vier Ortsvereinen (Heimat- und Geschichtsverein Roetgen, Roetgen-Touristik, Heimat- und Eifelverein Rott, Bürgerverein Mulartshütte) schwebt vor, eine geschichtlich und landschaftlich äußerst interessante Fahrradschleife als touristische Attraktion auf den Weg zu bringen. Beteiligt daran sind aber auch die Städteregion Aachen und die Bezirksregierung Köln. Die Gemeinde Roetgen steht der ganzen Sache wohlwollend gegenüber.

Spuren der Amis

Eine Gedanke dabei ist, die sogenannte »Liberation Route« auf deutschem Gebiet fortzuführen. Ausgehend vom ehemaligen Roetgener Bahnhof folgt man radelnd den Ereignissen vom September 1944 und fährt dabei eine Schleife von Roetgen über Rott, Mulartshütte, bis hin zum Ravel-Radweg in Schmithof. Von dort besteht die Möglichkeit, über das belgische Raeren oder auch über eine Abkürzung zum Ausgangspunkt der Wanderstation am Roetgener Pferdeweiher wieder zurückzukehren. Durch die Vielzahl der interessanten Dinge aus den verschiedensten Zeitepochen, die man am Wege entdecken kann, fand man es notwendig, ein »Streckenthema« zu definieren. Hier bot sich die »Liberation Route« geradezu ideal an. Darunter versteht man den Weg, den hauptsächlich amerikanische Eroberer am Ende des Zweiten Weltkrieges von der Landung in der Normandie bis ins Deutsche Reich genommen haben. Die »Roetgener Schleife« ist auch ein geschichtlicher Weg von großer Bedeutung, die Attraktionen des Roetgener Gemeindegebietes werden dabei gezielt in den Vordergrund gestellt. Insbesondere soll die jüngere Roetgener Geschichte eine Rolle spielen, nicht vergessen werden jedoch auch die natürlichen Schönheiten.

Wanderstation

Der »Rundkurs« ist 33 Kilometer lang, angefahren werden können 15 interessante Stationen. Los geht es ab Wanderstation am Pferdeweiher, von dort zum Rathausplatz (Rathaus, Wilmsplakette), weiter nach Rott, Mulartshütte (alte Nagelschmiede), Schmithof (Höckerlinie), zurück nach Roetgen, kürzester Weg über die Himmelsleiter, vorbei an Relais Königsberg (ebenfalls eine Höckerlinie). Wie Perlen an einer Schnur reiht sich historisch und touristisches Potential jüngster Vergangenheit für den Ort aneinander. Der Pferdeweiher war bis Ende des 19. Jahrhunderts die Wasserversorgung für die Relais-Pferde der anliegenden Poststation. In diesem denkmalgeschützten Gebäude befindet sich heute die Roetgen-Therme. Vor dem Roetgener Rathaus, dem zweiten Halt, erinnert auf dem Platz die Weber-Statue von Hermann Pier an Roetgens alte Weber-Tradition. Interessant auch die Wilms-Plakette, sie zeigt Hermann Wilms, von den Nazis verfolgt und inhaftiert. Noch während des Krieges gründete er 1945 im befreiten Aachen den Deutschen Gewerkschaftsbund und wurde dessen erster Vorsitzender.

Besonderheiten

Bewusst wurden auf der Route auch Abkürzungen eingebaut. Wer die Waldstrecke durch die Gemeinde Roetgen nicht attraktiv findet, der kann vom Filterhaus in Roetgen aus direkt nach Rott radeln. Das ist auch der Weg der Amerikaner von 1944, die dort in der heutigen Gaststätte »Maus« das Hauptquartier der 28. Infanterie-Division eingerichtet hatten. Ähnlich kann man auch von Relais Königsberg aus verfahren, entweder auf dem direkten Weg nach Roetgen über die Himmelsleiter (B 258), oder aber man folgt von Schmithof aus dem NRW-Radweg durch den Münsterwald. In beiden Fällen trifft man im Norden von Roetgen wieder auf den Ravel-Radweg, der zum Ausgangspunkt an der Wanderstation zurückführt.

Vielfalt

Was ist von der Kreation »Roetgener Schleife« zu erwarten? Wird es tatsächlich gelingen, Touristen und Radfahrer dazu zu bewegen, die topologisch optimal in die Landschaft geplante ehemalige Vennbahntrasse zu verlassen? Einen anderen Weg einzuschlagen? Und nur wegen einiger alten Geschichten, die Mühen der gebirgigen Eifellandschaft auf sich zu nehmen? Fakt ist: Die Gegend in weitem Umkreis der Roetgener Talsperre ist ausgesprochen schwierig, mit vielem Auf und Ab gepflastert. Aber: Die Wege sind zumindest teilweise sehr »naturnah«, bei schlechtem Wetter nicht jedermanns Sache. Alles ganz im Sinne der Naturschützer. Führt man sich die topologische Karte der Gegend vor Augen, ahnt man im Voraus die sportliche Herausforderung, in die man sich begibt und auf sich nehmen muss. Belohnt wird man allerdings durch das Flair einer wahrhaft urtümlichen Landschaft, wie sie in Europa einmalig ist. Insgesamt sind für die Verwirklichung der »Roetgener Schleife« 105 000 Euro einkalkuliert worden. So für Grunderwerb, für Beseitigung von Schadstoffen und Müll (rund 4000 Euro). Stolze 20 000 Euro verschlingt der Fußweg an der Höckerline. Das Freischneiden der Punkte ist mit 5 000 Euro veranschlagt worden, sechs Infotafeln schlagen mit 12 000 Euro zu Buche, Bänke und Tische mit 10 000 Euro. Ein Grillplatz mit WC an der Höckerlinie kostet 24 000 Euro, hinzu kommen 10 000 Euro für Prospekte, (Wanderstation) sowie 10 000 Euro für die Präsentation und Kommunikation (Hompage). Für die zu entwickelnde aktive Info-Komponente sind 10 000 Euro eingesetzt worden.

Kommune dabei

Für Annika Thelen, Fachbereichsleiterin »Allgemeine Verwaltung«, ist das Projekt »eine wohl einmalige und gute Sache«, die man nur befürworten und unterstützen könne. Zumal der Ausschuss Umwelt und Tourismus diesbezüglich einen Beschluss gefasst habe. »Wir werden die Roetgener Schleife positiv und aktiv begleiten«, so Thelen. Für den Haushalt 2018 seien finanzielle Mittel dafür vorgesehen. Annika Thelen weiß, dass dieses Angebot für Roetgen besonders wichtig ist, aber auch für die gesamte Eifel und Städteregion Aachen. Es gebe noch einiges zu tun, man dürfe sich jetzt bereits schon auf den Start im kommenden Jahr freuen.


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