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»Zeitschleife der Befreiung« längst überfällig

»Was haben wir noch damit zu tun?« fragen sich wohl oftmals junge Menschen, wenn es um Erinnerungskultur geht. Der Jugendbeirat der Gemeinde Roetgen ist da ganz anderer Meinung und fordert: »Das Ausstellungszentrum an der Wanderstation muss kommen!«
Auf dem Gelände der Wanderstation in Roetgen soll ein Infozentrum entstehen, das Teil der »Zeitschleife« werden soll. Doch über Kosten und Optik wird gestritten, auch der Spielplatz müsste weichen.

Auf dem Gelände der Wanderstation in Roetgen soll ein Infozentrum entstehen, das Teil der »Zeitschleife« werden soll. Doch über Kosten und Optik wird gestritten, auch der Spielplatz müsste weichen.

Jungen Menschen Gehör zu verschaffen ist in der politischen Landschaft immer noch eine Seltenheit. Doch bereits kurz nach der Kommunalwahl 2015 wurde ein Jugendbeirat der Gemeinde Roetgen gegründet, der sich für die Interessen und Belange Roetgener Kinder, Jugendlichen und junger Erwachsener einsetzt. Meist lautlos wurde WLAN an Roetgener Bushaltestellen etabliert, der Konzeptentwurf des Baus von #Youthunited - einem Jugendtreff mit Sportgera¨ten - vorgestellt, Bildungsveranstaltungen zu den Bundestags- und Europawahlen organisiert und die Verbesserung des O¨PNV eingefordert. Lautstark jedoch appellieren die 13 engagierten jungen Roetgener nun an den Gemeinderat, dass das Infozentrum an der Wanderstation direkt am Ortseingang des »Tor zur Eifel« kommen müsse: » Jetzt, wo in Roetgen ein einfaches Ja oder Nein im na¨chsten Gemeinderat daru¨ber entscheiden soll, ob das Projekt des historischen Museums an der Wanderstation im ersten befreiten Ort Deutschlands u¨berhaupt weiterverfolgt werden soll, ko¨nnen wir nicht la¨nger schweigen.« »Für rund 70.000 Euro Eigenbeteiligung erha¨lt Roetgen die einmalige Chance einen Neubau zu bekommen, der als »Zeitschleifen«-Museum und Veranstaltungsraum genutzt werden soll«, will der Jugendbeirat nicht eine Gelegenheit verstreichen lassen, Erinnerungskultur angemessen präsentieren zu können. »Wir sind der festen Überzeugung, dass der jetzige Ausstieg aus dem Projekt ein erneutes jahrelanges - und vielleicht sogar ewiges - Schweigen in Sachen Erinnerungskultur entstehen lassen wu¨rde.« Aufgewühlt von den Erinnerungen an eine Bildungsreise ins Konzentrationslager Sachsenhausen, seien doch bereits 76 Jahre vertan worden. »Wir sehen die Kosten, die zu 80 Prozent mit Fördermitteln abgedeckt werden, als vertretbar an«, erklären die junge Generation. Es gehebei der »Zeitschleife« um mehr als um Finanzen: Es gehe um die Aufarbeitung des Zweiten Weltkrieges, die Schandtaten der Nationalsozialisten und einen Beitrag zur Erinnerungskultur in der Bundesrepublik Deutschland. Die historisch-wissenschaftliche Aufarbeitung und Konzipierung des »Zeitschleifen«-Museums müsse in professionelle Hände, auch wenn das Wissen in Geschichts- und Heimatvereinen sicherlich Berücksichtigung finden sollte. Ob junge Menschen in politischer Diskussion tatsächlich Gehör finden, wird die nächste Gemeinderatssitzung zeigen.

Kosten steigen, Optik gefällt nicht

Im September 2020 war im Roetgener Gemeinderat der Beshcluss gefasst worden, ein Infozentrum am Pferdeweiher zu errichten.
Die Baukosten sind von geplanten 350.000 Euro auf 565.000 Euro gestiegen - für etwa 100 Quadratmeter großes Gebäude. Die Gemeinde müsste etwa 10 Prozent der Kosten tragen.
Auch der optische Entwurf gefällt der Politik nicht, zudem müsste der Spielplatz umgestaltet werden.


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