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Der »Schuster« ist seit 65 Jahren verheiratet

»Mit dem Fahrrad fuhren ein Schulfreund und ich nach Woffelsbach freje, wo unsere Herzdamen in Anstellung waren«, erinnert sich Alois Kell. Das ist 68 Jahre her und das Radeln hat sich gelohnt, denn schon seit 65 Jahren ist die gebürtige Anna Toussaint seine Frau.
Vor oder auf ihrem Blumenhügel, liebevoll »Hövvel« genannt, verbringen Anna und Alois Kell, das »Schuster«-Ehepaar aus Eicherscheid, viele Stunden und genießen es, gemeinsam alt werden zu dürfen. Foto: T. Förster

Vor oder auf ihrem Blumenhügel, liebevoll »Hövvel« genannt, verbringen Anna und Alois Kell, das »Schuster«-Ehepaar aus Eicherscheid, viele Stunden und genießen es, gemeinsam alt werden zu dürfen. Foto: T. Förster

Es waren keine einfachen Zeiten, beide hatten früh die Mutter verloren und wurden durch den Zweiten Weltkrieg ihrer Kindheit beraubt. Die gebürtige Huppenbroicherin verdient sich in der Eicherscheider Molkerei etwas Geld und genau dort funkt es zwischen den 20-Jährigen. Anfangs lebt das Paar, das am Samstag, 1. Mai, Eiserne Hochzeit feiert, im Wohnhaus der Patentante in Eicherscheid. 1961 baut man in der Bachstraße ein Wohn- und Geschäftshaus, wo nicht nur die vier Kinder Udo, Heinz, Birgit und Bernd aufwachsen, sondern auch Werkstatt und Ladenlokal untergebracht sind, schließlich ist Alois Kell als Schumacher-Meister selbstständig. 33 Jahre repariert er Schuhe und betreibt Fußpflege, während seine Frau bis 1994 Schuhe und Sportartikel verkauft. »Wir durften den ganzen Tag - Berufliches und Privates - miteinander verbringen«, schmunzeln die Beiden.

Fußball, Garten und Reisen

Während die 89-Jährige in der Freizeit der Gartenarbeit nachgeht, gehört die zweite Leidenschaft des heute 88-Jährigen dem runden Leder: Alois Kell ist als aktiver Fußballer - sein letztes Spiel machte er mit 74 Jahren - weit über das Monschauer Land hinaus bekannt, er war 20 Jahre Jugendleiter seiner »Germania«, 15 Jahre Kreisauswahl-Trainer und auch im Kreisjugendausschuss - 2014 wurde er mit dem Ehrenamtspreis der Gemeinde Simmerath ausgezeichnet. Sonntags ist der Besuch des Heimspiels der Bezirksliga-Elf von Germania Eicherscheid eine Selbstverständlichkeit - die ganze Familie verbringt eine Menge Freizeit auf dem nahen Sportgelände an der Bachstraße. Mit dem Eintritt ins Rentenalter erfreut sich auch Alois Kell an der Blütenpracht in Garten, hegt und pflegt Pflanzen und Tiere im Garten und protokolliert akribisch, was im Treibhaus heranwächst.
Doch auch das Verreisen liebt das rüstige Rentnerpaar - oft ist man dem kalten Eifelwinter auf die Kanaren entflohen oder nimmt sich eine Auszeit an der holländischen Küste. Wenn nun der 65. Jahrestag der kirchlichen Trauung ansteht (standesamtlich wurde tags zuvor geheiratet), hätte man gerne mit den Kindern, acht Enkeln und drei Urenkeln gefeiert. »Groß sollte es eh nicht werden, aber Corona lässt nun gar nichts zu«, bedauern Anna und Alois Kell. Dass aber Sohn Heinz nicht mehr dabei sein kann, weil er vor einem halben Jahr plötzlich verstarb, schmerzt umso mehr.


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