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»In der Eifelklinik sind Sie sicher«

»Viele Menschen halten es nicht mehr aus«, weiß Gesundheitsdezernent Dr. Michael Ziemons. Er warnt vor Lockern in eine dritten Welle und versteht doch die sozialen Nöte. Der WochenSpiegel hat Mediziner wie Dr. Guido Schneiders, Leitender Arzt der Zentralambulanz der Eifelklinik, und Hausarzt Dr. Bernhard Jung befragt, wie sie die aktuelle Corona-Lage einschätzen.

Kritisch beäugt Allgemeinmediziner Dr. Bernhard Jung aus Simmerath die aktuelle Corona-Strategie im Land:
»Ich begrüße die Ausweitungen der Impfungen und auch, dass der Astra Zeneca-Impfstoff nun doch für über 65-jährige verwendet werden kann. Insgesamt finde ich, dass in diesem Prozess von staatlicher Seite vieles zu bürokratisch und behäbig abläuft. Es sollte nun so schnell und so viel wie möglich geimpft werden, um dann auch wieder Lockerungen zu ermöglichen und den Menschen ihre Grundrechte zurückgeben zu können. Da nachweislich auch bereits eine Imfpdosis sehr wirksam ist, halte ich es für klug, möglichst viele Erstimpfungen zu verabreichen.« Den aktuellen Stufenplan sehe er kritisch, denn viele Maßnahmen sind für den Bürger nicht nachvollziehbar. So ist es möglich, dass Schüler in Bussen dicht gedrängt zum Unterricht fahren, aber drei Personen aus drei Haushalten dürfen sich nicht mit Abstand treffen. In den Schulen werden die Abstandsregeln dann wieder gut umgesetzt. Dr. Jung will beim Impfen mithelfen: »Schnelltests führen wir bereits seit Monaten in unserer Praxis durch. Für uns wäre es auch kein Problem die Impfmaßnahmen zu unterstützen, da wir als Hausärzte nah am Patienten sind und die Impfzentren allein dies nicht stemmen können. Wir haben noch gar keine Informationen, um irgendetwas planen zu können.«

Interview mit Dr. Guido Schneiders

Wie bewerten Sie die aktuelle Impfpolitik bezogen auf die Impfstoffbeschaffung, die Impfreihenfolge und die Informationspolitik dahinter?
Dr. Schneiders: Die Beschaffung über die Gremien der EU war etwas zögerlich, allerdings bin ich als überzeugter Europäer davon überzeugt, dass dies grundsätzlich richtig war. Es muss unser Ziel sein, möglichst viele Menschen zu impfen. Wenn Deutschland alleine eine hohe Impfquote hätte, würde es uns nicht nutzen, da das Virus sich nicht an Grenzen hält. Keiner weiß dies besser als wir im Dreiländereck.
Die Organisation zur Vergabe der Impftermine war anfänglich schlecht. Dass der Server und das Personal eines Impfzentrums am Anfang überlastet sein würde, war vorauszusehen. Hätte man gesagt, dass Montags nur Menschen anrufen dürfen deren Namen mit dem Anfangsbuchstaben A-D beginnen und Termine bekommen, Menschen deren Namen mit dem Anfangsbuchstaben E-I beginnen Dienstags usw., dann wäre der Ansturm kanalisiert gewesen. Manche Lösungen sind einfach. Inzwischen läuft es ganz gut.
Jetzt müssen die Hersteller den Impfstoff liefern und Arztpraxen, evtl. auch Krankenhäuser ins Impfen einbezogen werden.
Die Impfreihenfolge ist gut definiert und sollte möglichst nicht aufgeweicht werden, weil einzelne Interessengruppen Druck machen. Wenn genügend Impfstoff zur Verfügung steht, braucht man keine Impfreihenfolge mehr einhalten. Können Selbsttests und Schnelltests wirklich die gewünschten Erfolge liefern?
Dr. Schneiders: Schnelltests sind nur eine Momentaufnahme, können aber Infektionsquellen erkennen. Der Zugang zu diesen Tests muss einfach und kostenfrei sein. Insbesondere wenn Menschen Symptome haben, muss schnell getestet werden. Die Städteregion  plant zurzeit intensiv eine umfassende Schnellteststrategie, die kostenlose Angebote für Schnelltestungen vor Ort in sämtlichen Kommunen, aber beispielsweise auch in den Schulen und Kitas vorsieht. Mit den umfassenden Testungen soll voraussichtlich in der Breite ab dem kommenden Freitag, 12. März, begonnen werden. Mit welchen wirtschaftlichen Auswirkungen hat die Eifelklinik auf Grund der aktuellen Corona-Lage zu kämpfen? Ist eine Normalisierung in Sicht?
Dr. Schneiders: Der Rettungsschirm, der den wirtschaftlichen Verlust durch vermehrte Kosten in der Hygiene und Beschaffung, aber auch durch verminderte planbare stationäre Behandlungen verursacht hat, war für das Krankenhaus sehr wichtig. Aber die Eifelklinik macht gute Medizin, sodass wir trotz Corona Zulauf von Patienten hatten, was letztlich dazu geführt hat, dass die Geschäftsführung die staatliche Corona-Prämie sogar aufstocken konnte.
Und die Patienten, die aus Angst vor einer Infektion nicht ins Krankenhaus wollten, denen möchte ich die Angst nehmen, denn sie sind bei uns sicher. Kämpft auch die Eifelklinik mit einer Überbelastung auf Grund der Corona-Krise, oder wie stellt sich die Situation in ihrem Haus dar?
Dr. Schneiders: Am Anfang der Pandemie waren wir täglich im intensiven Gespräch. Geschäftsführung, Pflegedienstleitung, Ärzte der Intensivstation und Ambulanz haben jeden Morgen auch an den Wochenenden Telefonkonferenzen durchgeführt. Die erste Welle im Frühjahr 2020 war schwieriger zu bewältigen. Es ist uns gelungen die Pandemie im Krankenhaus zu bekämpfen. Trotz vieler Covid 19 Patienten hatten wir keinen internen Ausbruch.
Inzwischen fahren wir als Krankenhaus nicht mehr auf Sicht. Schon lange sind wir in der Lage einen Normalbetrieb zu führen. Dies liegt auch an unserer intensiven Teststrategie im Krankenhaus. Wir testen jeden stationären Patienten mindestens zweimal und sind so in der Lage Corona-Patienten rechtzeitig herauszufiltern.
Die zweite Welle haben wir deshalb besser überstanden. Wir sind nicht überlastet und froh alle Patienten, die zu uns kommen wollen, behandeln zu können.


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