Seitenlogo

Victor Neels: Europa muss handeln

Der ehemalige Kommandant des Camps Vogelsang fordert die Staatengemeinschaft auf
Victor Neels sorgt sich um die Gefahren, die von der Atomkraft ausgehen und kritisiert den Umgang. Foto: mn-Foto

Victor Neels sorgt sich um die Gefahren, die von der Atomkraft ausgehen und kritisiert den Umgang. Foto: mn-Foto

Victor Neels musste sich in seinem Leben immer wieder mit der Gefahr der Atomkraft auseinandersetzen. Zehn Jahre war er Kommandant der belgischen Truppen auf Camp Vogelsang. »Während dem wohlbekannten Kalten Krieg hatte ich öfters »Ground Zero« in unseren taktischen Übungen einplanen müssen«, berichtet Neels. Unter »Ground zero« wird in der Sprache der Militärs der Ort verstanden, an dem eine Atombombe explodiert. Mit Übungs-Atombomben habe er der deutschen Bevölkerung bei einigen Übungen die Gefahren der Kraft demonstrieren wollen. »Die Reaktionen war dann auch wie immer menschlich und unbeteiligt«, erinnert er sich.Manche hätten die simulierte Explosionswolke als »eine schöne, tolle Wolke« gesehen, andere empfanden sie bedrohlich. Skepsis
Die Gefahr, die aus atomaren Kettenreaktionen resultieren kann, hat Victor Neels also lebenslang begleitet. Und somit sieht er auch die belgischen Atommeiler mit Skepsis. In der Verantwortung sieht der bekennende Europäer insbesondere die EU. Schon beim Bau der ersten Meiler hätte es den Eingriff einer supranationalen und unabhängigen Instanz gebraucht. »Jedes Land wollte seine eigenen Reaktoren und die Standorte wurden nach eigenem Belieben gewählt – irgendwo auf dem eigenen Gebiet«, so Neels: »So hat mein Land Belgien seinen größten Meiler in Doel gebaut, ein paar Kilometer von der großen und internationalen Hafenstadt Antwerpen entfernt und nahe an der holländischen Grenze. Ein zweiter Atom-Riese fand seinen Standort in Tihange, in der Nähe der Städte Lüttich und Aachen.« Man hätte schon damals die Gefahren der Atomkraft für den Mensch besser einschätzen müssen, »um den egoistischen Wirtschaftsprofit zu bändigen«, sagt Victor Neels: »Man hätte wohl die Gefahren besser über größere Flächen verteilen müssen, um so möglichst wenig menschliches Leid zu verursachen im Fall der Fälle.« Tschernobyl
Er kritisiert, dass die Katastrophe von Tschernobyl doch wohl eigentlich neue Ansichten zum Wohl der Bevölkerung hätte ergeben müssen. »Es muss gewählt werden zwischen der Sicherheit der Bevölkerung und den wirtschaftlichen Nöten der Industrie«, fordert Neels. Dies aber könne ein Staat nicht: »Jeder Staat wird leider nach eigenem Profit handeln.« Deshalb könne diese Frage nur durch Europa geregelt werden. Mittlerweile hätte die EU bereits mehrfach eingreifen können und müssen, so Neels. Tihange werde in der Geschichte weiterleben - im Zusammenhang mit den Gedanken an Tschernobly und Fukushima. »Noch nicht als dritte Katastrophe, aber als Warnung für Regierungen«, appelliert Neels. Denn damit, dass die Bevölkerung im Fall der Fälle ein »Pardon« oder »Excuses«  akzeptiere, könne eine Regierung mit Sicherheit nicht rechnen.


Meistgelesen