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Gregor Eibes: Erstes Interview nach Impfgeständnis

Die vorzeitige Impfung von Gregor Eibes hat in der Region zu heftigen Diskussionen geführt. Für Viele ist es ein Unding, für andere vollkommen in Ordnung, dass der Landrat eine übrig gebliebene Impfdosis erhielt. Die Reaktionen der Bürgerinnen und Bürger sind kontrovers, emotional und werden teils auch unter der Gürtellinie ausgetragen. Wie geht der Mensch Gregor Eibes damit um? Welche Reaktionen haben ihn besonders getroffen? Was sagen Freunde und Familie? Das exklusive Interview mit dem Kreischef aus Bernkastel-Wittlich lesen sie hier.
Gregor Eibes: Seit dem Jahr 2011 ist er Landrat im Kreis Bernkastel-Wittlich. Foto: Foto Thewalt

Gregor Eibes: Seit dem Jahr 2011 ist er Landrat im Kreis Bernkastel-Wittlich. Foto: Foto Thewalt

Wochenspiegel: Herr Eibes, es gab ja viele Reaktionen. Welche hat Sie besonders getroffen?
Landrat Gregor Eibes: »Die Deutlichkeit der Reaktionen hatte ich in dieser Form nicht erwartet. So weiß ich seit Beginn der Woche aus eigener Erfahrung, wie sich ein Shitstorm in den sozialen Medien anfühlt. Ich erachte mich selbst als einen kritikfähigen Menschen. Die Wortwahl und die teils erfolgte Herabsetzung meiner Person, aber auch meines Amtes haben mich jedoch besonders betroffen gemacht.
Als Landrat bin ich seit fast einem Jahr mit der Bekämpfung der Corona-Pandemie befasst. Als Landrat bin ich Leiter der Kreisordnungsbehörde und des Gesundheitsamtes.
Ich habe den Aufbau der Corona-Test-Station ebenso veranlasst wie ich es zusammen mit einer tollen Mannschaft geschafft habe, binnen drei Wochen ein Impfzentrum aus dem Boden zu stampfen. Aktuell sind wir mit der Etablierung einer Schnellteststrategie befasst.
Wenn dann am Ende dieses Einsatzes als einziges hängen bleiben sollte, dass ich - ohne der Impfpriorität 1 zuzugehören - geimpft geworden bin, schmerzt das.«
Würden Sie die Entscheidung, sich »heimlich« vorab impfen zu lassen, heute so noch einmal treffen?
»Viele haben es mir übelgenommen, dass ich die Impfung im Nachhinein nicht als Fehler bezeichnet bzw. ich mich für das Verhalten nicht entschuldigt hatte. Aber ich empfand die Impfung vor dem Hintergrund des drohenden Verfalls der Dosis nicht als falsch. Zudem geschah die Impfung auch nicht heimlich, sondern im Impfzentrum unter Anwesenheit des üblichen Personals. Ob ich die Entscheidung nochmals so treffen würde? In Kenntnis der Reaktionen wohl eher nicht, obwohl ich an der Entscheidung an sich nicht zweifele.« Wie haben die Mitarbeiter in der Kreisverwaltung auf Ihre persönliche Erklärung reagiert?
»Direkte Reaktionen aus dem Kreise der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind nahezu ausgeblieben. Das dürfte bei einer direkten Betroffenheit des Chefs aber wohl nicht unüblich sein.« Gab es - unabhängig von Facebook -  auch direkte Resonanz aus der Bevölkerung? Wurden Sie oft angesprochen?
»Tatsächlich habe ich den Eindruck, dass man mehr über mich spricht als mit mir. So wurde ich bislang nur in seltenen Fällen direkt auf den Sachverhalt angesprochen. Auf dem Schriftwege haben mich einige kritische Briefe erreicht, von denen ich die sachlichen gerne beantworten werde.« Wie stehen Ihre Familie, Nachbarn und Freunde zu Ihrer Entscheidung?
»Meine Familie und viele meiner Freunde stehen zu mir. Dies bedeutet mir viel. Denn sie müssen letztlich ertragen, dass ich als Landrat und Person der Öffentlichkeit derart im Fokus stehe.« Ist Ihre Familie seit dem Vorfall irgendwelchen Repressalien ausgesetzt?
»Gott sei Dank bislang noch nicht.« Das Interview führte Stephanie Baumann


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