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Von der Kurzarbeit in die Insolvenz?

Die Corona-Pandemie sorgt für eine erhöhte Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit auf Rekordniveau. Die Region Trier steht im Vergleich zum Rest des Landes gut dar – doch es gibt auch Probleme.
Kurzarbeit und Home Office haben im Jahr 2020 stark zugenommen. Rund 84 Millionen Euro an Kurzarbeitergeld zahlte das Arbeitsamt Trier aus.Foto: pixabay

Kurzarbeit und Home Office haben im Jahr 2020 stark zugenommen. Rund 84 Millionen Euro an Kurzarbeitergeld zahlte das Arbeitsamt Trier aus.Foto: pixabay

Alle Jahre wieder stellt die Agentur für Arbeit in Trier die Arbeitslosenstatistik für die vergangenen 12 Monate vor. 2020 war jedoch ein besonderes Jahr, dass auch an der Region Trier nicht spurlos vorbeigegangen ist.
Die regionale Arbeitsmarktentwicklung war maßgeblich von den Folgen der Corona-Pandemie geprägt. Lock-Downs im Frühjahr und zum Jahresende trafen verschiedene Branchen hart. Steigende Arbeitslosigkeit und ein nie zuvor verzeichneter Höchststand an Kurzarbeit waren die Folgen.
Die Bilanz zum Jahresabschluss falle jedoch positiver aus, als erwartet, sagt Heribert Wilhelmi, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Trier. »Die regionale Wirtschaft hat sich trotz der schweren Rahmenbedingungen robust gezeigt. Nachdem mit dem Lock-Down im März die Arbeitslosigkeit zunächst angestiegen war, folgte nach dem Sommer eine Aufschwung- und Erholungsphase. Von September bis November trotzte der hiesige Arbeitsmarkt der Krisensituation geradezu. Die Arbeitslosigkeit sank kontinuierlich, und die Nachfrage nach Arbeitskräften präsentierte sich im Landesvergleich relativ hoch,« bilanzierte Wilhelmi. Im Jahresdurchschnitt 2020 waren in der Region Trier 11.854 Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen. Die Quote kletterte um 0,7 Prozentpunkte über den durchschnittlichen Vorjahreswert und liegt bei 4,0 Prozent. Mit 13.079 Arbeitslosen verzeichnete die Arbeitslosigkeit im August ihren Höchststand. Am niedrigsten war sie im November mit 11.310 Menschen, die ohne Job. waren.
Damit ist die durchschnittliche Anzahl an Arbeitslosen im Vergleich zu den Vorjahren nicht dramatisch höher. Zwar ist seit 2013 ein Abwärtstrend zu erkennen, während der Finanzkrise lag im Jahr 2009 die Arbeitslosigkeit aber  mit 4,5 Prozent im Jahresdurschnitt wesentlich höher.

Kurzarbeit hat viele Jobs gerettet

»Dass es uns im Arbeitsmarkt so gut geht ist auch der Kurzarbeit zu verdanken«, so Wilhelmi.
Von März bis Dezember sind summiert 23.136 Anträge auf Kurzarbeitergeld für 209.493 Menschen gestellt worden. Die Auszahlungssumme des Kurzarbeitergeldes erreicht mit rund 84 Millionen Euro einen Rekordwert. Zum Vergleich: 2019 waren es lediglich 290.000 Euro.
Mit diesen Geldern konnten die Unternehmen viele Arbeitsplätze halten.  »Die Landkreise Eifelkreis Bitburg-Prüm und Trier-Saarburg verzeichnen mit 3,0 und 3,2 Prozent die niedrigsten durchschnittlichen Arbeitslosenquoten in Rheinland-Pfalz«, erklärt Heribert Wilhelmi. Auf Platz drei, mit einer Quote von 3,6 Prozent liegt der Kreis Bernkastel-Wittlich. Bitburg-Prüm Im Vergleich zum November sind im Eifelkreis 31 mehr Menschen (insg. 1.630) arbeitslos. Die Quote bleibt jedoch unverändert bei 3,0 Prozent. Unter den aktuell 856 arbeitslosen Männern und 774 arbeitslosen Frauen befinden sich 172 Jüngere zwischen 15 und 24 Jahren, 435 Ältere ab 55 Jahren und 391 Ausländer. 351 Menschen konnten im Dezember ihre Arbeitslosigkeit beenden, 389 Personen meldeten sich erstmals oder erneut arbeitslos. Nach der Hochrechnung haben im Juli 313 Unternehmen mit 1.530 Beschäftigten kurzgearbeitet (weitere Hochrechnungen liegen noch nicht vor). Stadt Trier Auch die Stadt Trier stehe mit einer Durchschnittsquote von 6,5 Prozent und damit Platz vier unter den zwölf rheinland-pfälzischen Städten vergleichsweise gut da. In der Stadt Trier ist die Zahl der Arbeitslosen von November auf Dezember leicht um 22 auf 3.884 Personen gefallen. Die Arbeitslosenquote liegt konstant bei 6,3 Prozent. Unter den aktuell 2.213 arbeitslosen Männern und 1.671 arbeitslosen Frauen befinden sich 491 Jüngere zwischen 15 und 24 Jahren, 710 Ältere ab 55 Jahren und 1.098 Ausländer. Der relativ hohe Anteil ausländischer Menschen an den Arbeitslosen ist mit 28,3 Prozent ein Sondereffekt in der Stadt Trier. Das liegt daran, dass Migranten aus dem Umland ins Oberzentrum Trier ziehen, um hier von der guten Infrastruktur zu profitieren und ihre Jobchancen zu verbessern. Die Hochrechnung der tatsächlich realisierten Kurzarbeit für Juli zeigt, dass zu diesem Zeitpunkt 503 Betriebe für 3.707 Beschäftigte Kurzarbeit in Anspruch nahmen. Bernkastel-Wittlich Im Dezember meldeten sich hier 570 Menschen arbeitslos. Damit waren 2.175 Bürger des Landkreises als Arbeitslos registriert – 114 mehr als noch im November. Unter allen Arbeitslosen befinden sich 1.112 Männer und 1.063 Frauen. Darunter wiederum befinden sich 218 Jüngere zwischen 15 und 24 Jahren, 661 Ältere über 55 Jahren und 479 Ausländer. Nach der Hochrechnung haben im Monat Juli 373 Betriebe mit 2.755 Arbeitnehmern kurzgearbeitet. 

Insolvenzpflicht bereitet Sorgen

Besonders auf die Abwicklung des Kurzarbeitergeldes ist Wilhelmi stolz. Die Arbeitsagentur habe das Team für die Bearbeitung der Anträge zügig seit Beginn der Pandemie aufgestockt und kein Betrieb hätte länger als eine Woche auf das Geld warten müssen. Auch in den Jobcentern hätte man sich auf die Situation eingestellt, erklärt Stefanie Adam, Operative Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit. Beratungen per Telefon oder über Skype seien von den Kunden gut aufgenommen worden. Trotz positiver Entwicklungen wird das Jahr 2021 für die Arbeitsagentur und die Jobcenter eine Herausforderung. Besorgt sei man über die steigende Anzahl der Langzeitarbeitslosen seit März, die im Schnitt um 440 auf 2.640 Personen im Bezirk der Arbeitsagentur Trier gestiegen ist. Hier will man mit Programmen wie dem Teilhabechancengesetz gegensteuern.
Des Weiteren wird Ende Januar die Antragspflicht für die Insolvenz wiedereinsetzen. »Sobald die Betriebe eine Insolvenz anmelden müssen, werden wir eine Verschiebung vom Kurzarbeitergeld hin zum Insolvenzgeld beobachten«, so Wilhelmi. Diese Verschiebung wird, so Stefanie Adam erst zeigen, wie schlecht es einigen Betrieben wirklich geht und ergänzt: »Es liegt ein anspruchsvolles Jahr vor uns.« Infos
  • www.arbeitsagentur.de/vor-ort/trier/startseite
  • www.jobcenter-trier-stadt.de


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