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Neue Gemeinschaft für Himmerod gesucht

Als spiritueller und kultureller Ort soll das Kloster trotz der Auflösung des Konvents bestehen bleiben. Bistum und Förderverein skizzieren Zukunftsvisionen.
Der Himmeroder Kreuzgang ist verwaist: Geht es  nach dem Willen der Verantwortlichen, sollen hier irgendwann auch wieder Mönche wandeln. Foto:  A. Koch

Der Himmeroder Kreuzgang ist verwaist: Geht es nach dem Willen der Verantwortlichen, sollen hier irgendwann auch wieder Mönche wandeln. Foto: A. Koch

Still war es schon seit Monaten in der Abtei, die vor 900 Jahren von Bernard von Clairvaux gegründet wurde. Der Konvent wurde im Oktober aufgelöst. Still soll die Abtei jedoch nicht bleiben, wie auf einer Pressekonferenz u.a. mit dem emeritierten Abt Johannes Müller, dem VG-Bürgermeister Dennis Junk als Vertreter des Fördervereins Himmerod sowie dem Domkapitular Reinhard Bohlen deutlich wurde.
Vielmehr soll sich die Geschichte wiederholen: Bereits 1923 wurde in der seit 1802 säkularisierten und dann gar als Steinbruch benutzten Abtei das mönchische Leben durch die Zisterzienser aus Marienstatt im Westerwald wiederbelebt.

Sanierung wird 10 Mio Euro kosten

»So etwas kann auch jetzt wieder geschehen«, zeigte sich Bohlen überzeugt. Gesucht wird eine Gemeinschaft, die den Konvent neu aufbaut. Nach Bohlens Aussage sind fünf bis acht Mönche und eine Suche von drei bis fünf Jahren realistisch. »Länger darf es nicht dauern«. Denn bevor neue Bewohner gefunden sind, wird es keine etwa 10 Millionen Euro umfassende Sanierung geben. Dach, Heizung oder Sanitäranlagen, Leitungen und Rohre sind reparaturbedürftig.
»Die künftig hier lebenden Menschen müssen entscheiden, was konkret gebraucht wird«. Bis dahin wird es nur die notwendigsten Erhaltungsmaßnahmen am Konventgebäude geben. Die werden finanziert aus den Erträgen, welche Gärtnerei, Fischerei, Buchhandlung und Gaststätte erwirtschaften. Sie arbeiten weiter wie gehabt, auch für die Angestellten gibt es keine Änderungen.

Kirche soll Herzstück bleiben


Bohlen stellte in Aussicht, dass die künftigen Abtei-Bewohner eine »moderne geistliche Gemeinschaft« mit Strahlkraft zum Wachsen sein könne, kein strenger Orden. Und VG-Bürgermeister Junk, dem der Erhalt des kulturellen Zentrums Himmerod ebenfalls am Herzen liegt, betonte, dass es keine »rote Linie« bei der Auswahl einer solchen Gemeinschaft gebe: »Wir müssen abwarten, wer Interesse zeigt.« Klar ist jedenfalls: Himmerod soll weder eine Sekte noch eine Wellnessoase beherbergen, ein Großinvestor mit solchen Absichten sei nicht willkommen. »Die Kirche soll das Herzstück bleiben«.
Mit anderen Worten: Für diejenigen, die Himmerod als Anziehungspunkt für eine besinnliche Auszeit vom Alltag oder für intellektuelle Anregungen erlebten, bleibt vorerst alles wie gehabt. Pater Stephan Senge, den viele als »das Gesicht« des Klosters kennen, wird seine Angebote im Gäste- und Exerzitienhaus aufrechterhalten. Das Himmeroder Forum für Führungskräfte wird weiter diskutieren. Die Betriebe werden weiterhin Ausflügler, Gartenfans oder Liebhaber meditativer Literatur anlocken.

Keine Liquidation, kein Besitzerwechsel

Zivilrechtlicher Träger des Klosters bleibt bis auf weiteres der Trägerverein, dem nun auch das Bistum beitritt. Insofern erfolgt auch keine Liquidation des Klosters und kein Besitzerwechsel.
Doch für den Förderverein heißt es Umdenken. Der Verein mit rund 1000 Mitgliedern wurde 2011 angesichts damaliger gravierender Finanzengpässe des Klosters gegründet, viele Unternehmer der Region oder Menschen, die sich dem Kloster verbunden fühlen, traten ihm bei. »Dank der erfolgreich geführten Klosterbetriebe ist die wirtschaftliche Notlage besser«, schilderte Junk die Ausgangslage. »Nun jedoch entfällt das satzungsgemäße Ziel, die Mönche des Konvents zu unterstützen«.  Darum muss nun über eine Satzungsänderung nachgedacht und diskutiert werden.

Eröffnung am 10. Juni

Am Sonntag, 10. Juni, eröffnet Bischof Stephan Ackermann um 10 Uhr die nach einem Brand renovierte Abteikirche mit einem Festgottesdienst. Voraussichtlich bereits im Mai wird die Sanierung der Orgel beendet sein. In der Folge steht die Abteikirche wieder für alle Aktivitäten wie Konzerte und Gottesdienste zur Verfügung. (ako)


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