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Klausen: Kunst nutzbar machen

Aus alt mach neu: Aaron Scheuer gestaltet aus recyceltem Material ganz individuelle Stücke ...

Nähen, hämmern, schleifen. In seiner Klausener Werkstatt ist immer was los: hier entwirft und baut Aaron Scheuer u. a. Taschen und Möbel aus recyceltem Material. »Ich finde es spannend mit offenen Augen durch die Gegend zu laufen und dabei auch brauchbares, gutes Material zu finden. Witzigerweise finde ich (fast) immer, was gerade gebraucht wird. Natürlich muss ich Material aber auch kaufen – am liebsten natürliches und regionales«, sagt der 39-jährige Österreicher, der 15 Jahre lang an der Elbe in Hamburg lebte und dort eine Ausbildung zum Kommunikationsdesigner absolvierte.
Gleichzeitig gründete er 2005 sein Taschenlabel »Ragit« und fertigte zwischen den Jahren 2006 und 2011 Entwurfsarbeiten für Museen und Ausstellungen an.
Seit etwa neun Jahren lebt er nun schon mit seiner Familie an der Mosel. Hier startete er mit der Umsetzung individueller Einzelstücke.
Das »Schaffen« scheint dem Künstler und Designer ein Stück weit in die Wiege gelegt worden zu sein »Ich bin in eine echten Künstlerfamilie hineingeboren und aufgewachsen«, so Scheuer.

Kunst, die man benutzen kann

Was ihm wichtig ist: seine Kunst solle gebraucht werden. In seiner Recyclingwerkstatt »Moselier« malt er daher keine Gemälde, sondern baut aus altem Holz kleine Tablets und große Tische, näht Umhängetaschen aus übriggebliebenem Material von Firmen und Produktionsstätten. Der Gedanke der Nachhaltigkeit treibt ihn an: »Kaufen kann jeder – dann sieht’s aber auch immer gleich aus und kommt meistens von irgendwo. Und die Qualität ist meistens nicht genügend. Außerdem haben wir die Welt schon zu genüge verschmutzt und ausgebeutet! Durch schon mal gebrauchtes Material, Freude an Ästhetik und präzises Handwerk entstehen bei mir ungewöhnliche und praktische Einzelstücke (auch auf Bestellung), die es garantiert nur einmal gibt.«
Das handwerkliche Wissen hat er sich zu großen Teilen selbst beigebracht, als er noch Entwurfsarbeiten anfertigte: »Erstmal wurden meine Entwürfe für irgendwelche Bauten gekauft. Die wurden dann in Werkstätten gebaut und da musste ich dann auch immer mehr Zeit verbringen. Dort habe ich Schritt für Schritt gelernt mit Maschinen zu hantieren und mit verschiedenen Materialien zu arbeiten.«

Nachhaltig kann jeder

Und sein Wissen gibt Scheuer gerne weiter. Er bietet Workshops für alle Altersgruppen an, darunter ein Kurs zum Bauen von individuellen Messern aus altem Stahl und Holz sowie ein passender Workshop zum gestalten einer Messerscheide aus Leder, Feuerwehrschläuchen oder Autoreifen. »Meine Recycling-Workshops sollen den Teilnehmern die Möglichkeit geben, ihre Kreativität zu fördern und sich handwerklich auszuprobieren. Es bedarf nicht viel und es sind so viele Dinge möglich, selber etwas Schönes herzustellen. Werkzeug und Material plus Anleitung stelle ich. Den Rest müssen die Teilnehmer machen. Gerne entwickle ich auch neue und passende Workshops auf Anfrage«, erklärt Scheuer. Doch auch ihm setzt die Pandemie zu: »Im Moment sind durch die Corona-Auflagen Workshops leider sehr schwierig und nur bedingt möglich.«
Auch schmerze ihn die Absage von Märkten, Festen und Veranstaltungen, auf denen er sonst häufig mit seiner Arbeit zu sehen ist.
Doch anstatt die Füße hochzulegen, packt er auch jetzt kräftig an und hat seine Energie in das Bauernhaus gesteckt, dass er und seine Familie vor etwa 1,5 Jahren in Klausen gekauft und von Grund auf saniert sowie umgebaut haben: »So natürlich und nachhaltig, wie es nur geht. Ganz viel Lehm und Holz – einfach traumhaft für ein rundum gesundes Zuhause«, erklärt Scheuer.
Aktiv werden und etwas Neues zu versuchen – dazu muss man in Scheuers Augen kein Künstler mit großen handwerklichen Fähigkeiten sein: »Ich kann nur jedem empfehlen, mal ein paar Dinge selbst zu machen. Etwa ein Kleidungstück zu flicken oder einen Stock zu schnitzen. Durch das ganze ‚Online-sein‘ haben wir viel verlernt und arbeiten sehr einseitig.
Es gibt so viele schöne Dinge, die wir mit unseren Händen schaffen können – probiert euch aus – ihr könnt das!« Aaron Scheuers Arbeit und seine Worshops unter: www.aaronscheuer.net (ju)


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