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Einfach Kind sein dürfen

Mit Spenden und viel Engagement ermöglich der Wittlicher Verein UCC Orphanage Kindern eine bessere Zukunft in Sierra Leone.

Sierra Leone ist nicht gerade das Urlaubsland Nr. 1. Das Westafrikanische Land gehört zu dem ärmsten der Welt, Gewalt gegen Minderheiten und politische Konflikte sind keine Seltenheit. Der letzte große Bürgerkrieg von 1991 bis 2002 kostete tausende Menschen das Leben und die Ebola-Epidemie von 2014 verschlimmerte die Lage weiter. Was bleibt zurück? Ein Großteil der Bürger lebt in Armut, viele Kinder haben ihre Eltern verloren, können nicht zur Schule und haben nicht einmal eine ausreichende Wasserversorgung.
Damit zumindest ein Teil dieser Kinder die Chance auf ein besseres Leben bekommt, engagieren sich Marcel Juchhoff und sein Team von UCC-Orphanage mit Sitz im Wittlich in Sierra Leone. Der Verein, der im April 2019 gegründet wurde, holt die Minderjährigen von der Straße und ermöglicht ihnen das sichere Aufwachsen in einem eigenen Haus, das von sechs Mitarbeitern geleitet wird. »Wir betreuen derzeit 20 ehemalige Straßenkinder. Außerdem sind wir dabei ein Kinderdorf zu bauen,« erzählt Juchhoff.

Betteln, Diebstahl und Prostitution

Marcel Juchhoff kam durch seinen Stiefvater, Günther Mück, Facharzt für Allgemeinmedizin in Wittlich, zu der Entwicklungshilfe. »Er begann ein paar Jahre zuvor ein Entwicklungshilfeprojekt für Straßenkinder zu finanzieren. 2018 hatte ich die Idee, dieses Vorhaben zu unterstützen, indem ich eine Internetseite erstellte um auch andere auf diese Arbeit, das Land und die Menschen aufmerksam zu machen«, sagt Juchhoff.
Um mehr über die Menschen vor Ort zu erfahren reiste er 2018 zum ersten Mal nach Sierra Leone. »Seitdem ist die Arbeit für die Menschen, zusammen mit Günther Mück, zu einem Herzensprojekt geworden.«
Aus der Homepage wurde dann ein handfestes Projekt, an dem sich heute elf Mitglieder aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich beteiligen. Die Mädchen und Jungen, denen sie helfen, haben ganz individuelle Schicksale: »Zum einen gibt es viele hungernde und kranke Kinder, die alleine auf den Straßen Freetowns um Essen und Trinken kämpfen müssen. Sie überleben nur durch Betteln, harte Arbeit, Diebstahl und auch Kinderprostitution.«
Für die 20 Kinder, um die sich der Verein kümmert, bedeutet die Unterstützung aus der Region Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

1,4 Tonnen Reis für die Einwohner

An anderer Stelle unterstützte der Verein kürzlich auch die Einheimischen: »Wir haben einen Slum besucht, in dem Ende März ein Feuer ausgebrochen ist, welches 16.000 Menschen alles genommen hat. Und das Alles war schon nicht viel. Sie leben in notdürftig aufgebauten Zelten und überleben nur durch die Hilfe von verschiedenen Organisationen.«
Marcel Juchhoff, sein Bruder Florian Juchhoff und die Fotografin Anjuscha Wörmann waren bei ihrem Besuch erschüttert: »Wir alle hatten das Gefühl, dass uns die Hände gebunden sind. Wir mussten beide Besuche abbrechen, da uns jedes Mal über 150 Kinder folgten und und um Essen anbettelten.«
Dank Günther und Michaela Mücks Unterstützung konnten sie später 1,4 Tonnen Reis kaufen und in dem Slum verteilen. »Das war für mich der emotionalste Erfolg während meiner Arbeit dort«, erinnert sich Juchhoff. Unterstützt wurde die Wittlicher Gruppe dabei von der örtlichen Organisation »Good Deeds« die den Kontakt in den Slum vermittelte und bei der Spendenausgabe half.
Doch Juchhoff befürchtet, dass viele Kinder aus den Slums die nächste Regenzeit wohl nicht überleben werden. Ihnen könne nur mit weiteren Spendengeldern geholfen werden. »Wir würden uns über weitere Projektpatenschaften freuen, um sowohl den Bau des Kinderdorfes als auch den Lebensunterhalt zu fördern. Zusammen mit Helfern können wir es schaffen mehr Kindern eine Kindheit zu schenken, wie sie jedes Kind verdient.« (ju)


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