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Millionen-Bau soll Leben retten

Nach Trier oder Koblenz? Lange Anfahrtswege für die Strahlentherapie sind ab sofort vorbei. In Wittlich hat die neue Xcare Praxis eröffnet und die bietet modernste Technik im Kampf gegen den Krebs.

Fast wie in einem Science-Fiction Film fühlt es sich an, wenn man hinter den dicken Betonwänden in dem rundlichen »Bunker« steht. Ein blauer Lichtring erleuchtet eine futuristisch aussehende Maschine, Computerbildschirme an den Wänden flimmern, Kameras zieren die Decke und in der Mitte steht ein schwarzer Tisch mit merkwürdigen Markierungen. Wer nicht weiß, dass er sich in einem Krankenhaus befindet, könnte meinen, er wäre in einem Raumschiff auf dem Weg zum Mars.
Tatsächlich handelt es sich bei der Maschine aber um einen Linearbeschleuniger der neuesten Generation für die Strahlenbehandlung von Tumoren. Und diese fliegt nicht durch das Weltall, sondern befindet sich in der neuen Xcare Praxis für Strahlentherapie am St. Elisabeth Krankenhaus in Wittlich. Sie gehört zu der in Saarlouis ansässigen Xcare Gruppe, die mit über 55 Ärzten an aktuell zehn Standorten in Deutschland radiologische, nuklearmedizinische und strahlentherapeutische Praxen betreibt.
Die hochmoderne Praxis in Wittlich ist seit 1. Juli offiziell geöffnet und soll Krebspatienten aus der Region entlasten: Denn oft wartet auf diese eine regelrechte Tortur, weil sie weite Wege in eine Klinik zur Behandlung auf sich nehmen müssen, die bisher nur in Trier oder in Koblenz möglich war. Das Einzugsgebiet der Wittlicher Praxis umfasst den Landkreis Bernkastel-Wittlich, den Eifelkreis Bitburg-Prüm, den Hunsrück und sogar die Vulkaneifel. Damit wollen die Verantwortlichen eine Versorgungslücke schließen. Und die Praxis, die sich im Neuanbau des Wittlicher Krankenhaus befindet, kann sich sehen lassen: Durch einen eigenen Eingang mit kostenfreien Parkplätzen gelangen die Patienten direkt in die barrierefreien Räume. Gestaltet in Grüntönen, mit Holzelementen und dekorativen Lampen erinnert sie eher sie an eine Hotellobby als an ein Krankenhaus.  »Unser Ziel war es, den Klinikaspekt herauszunehmen. Wir wollten außerdem kurze Wege für die Patienten schaffen und die Räume so gestalten, dass ihre Privatsphäre gesichert ist«, sagt Dr. med. Guido Syré, ärztlicher Standortleiter und Facharzt für Strahlentherapie. Zusammen mit Tadeusz Domagalski, Chefarzt des Brustkrebszentrums und Cem Atamer, Chefarzt des  Darmzentrums sowie weiteren Vertretern des Krankenhauses gab er der Presse einen Einblick in das neue Gebäude für Strahlentherapie, die zusammen mit der Chirurgie und Chemotherapie nun die drei Säulen der Tumortherapie am Verbundkrankenhaus bilden wird.

Eine präzisere und schonendere Behandlung

Der Bau des zweigeschossigen Strahlentherapie-Gebäudes begann im Februar 2019. »Besondere bauliche Herausforderungen ergaben sich aus der Einhaltung der hohen Sicherheitsvorgaben für Strahlentherapeutische Einrichtungen«, so Jürgen Esch, Stellvertretender kaufmännischer Direktor zu den Baumaßnahmen. Wie hoch dieser ist, zeigt sich am Herzstück der Praxis – den zwei volldigitalen Linearbeschleunigern: Sie sind umgeben von je bis zu drei Meter dicken Betonwänden und je einem Strahlenschutztor. Rund 2,4 Millionen Euro kostet eines dieser schwedischen Geräte. Sie ermöglichen laut Klinikpersonal eine präzise und schonende Behandlung.
Der Kopf der Maschine rotiert dazu während der zweiminütigen Behandlung um den beweglichen Tisch mit dem Patienten herum. Per Computersoftware wird die Strahlungsposition präzise berechnet und die Stärke dosiert – selbst, wenn sich der Patient bewegt. So kann beispielweise die Atmung mithilfe der Kameras analysiert und genau im richtigen Moment eine hochdosierte Dosis abgeben werden, die die Krebszellen zerstört bzw. beschädigt.
Des Weiteren können die zwei Linearbeschleuniger miteinander kommunizieren: »Sollte eine Maschine ausfallen, kann die andere übernehmen«, erläutert Guido Syré.
Nicht nur für die Turmorbehandlung wird das Gerät verwendet, sondern auch bei Gelenkverschleiß. Rund 90 Prozent der Patienten werden hier aber zukünftig wegen ihres Krebsleidens behandelt – die meisten ambulant. Rund fünfmal pro Woche ist das nötig – wer bisher immer bis nach Trier oder Koblenz fahren musste, wird, so hoffen es die Ärzte in Wittlich, durch die neue Station deutlich entlastet.
Die Praxis in Trier Ehrang, die ebenfalls von der Xcare Gruppe betrieben wird, soll 2021 geschlossen werden. Sie wird in die Wittlicher Praxis und die noch im Bau befindliche Trierer Praxis im Brüderkrankenhaus, aufgehen. Weitere Infos
  • Baukosten: 6,1 Mio Euro
  • Gebäudefläche: 900 qm
  • Beton im Bunker: 1200 Kubikmeter
  • Gewicht je Strahlenschutztor: 31 Tonnen
  • Weitere Informationen zum Thema unter: www.x-care.de; www.verbund-krankenhaus.de
(ju)


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