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Wittlicher Sopranistin auf dem Weg nach Rom

Sandra Kornhof, eine in Wittlich geborene Sängerin im Stimmfach Sopran, hat sich für das Halbfinale des in Rom stattfindenden Wettbewerbs "Sacred Music International Competition" qualifiziert. Wir haben mit der jungen Sängerin gesprochen.
Halbfinalistin Sandra Kornhof. Sie nimmt am größten Wettbewerb für geistliche Musik teil. Foto: FF

Halbfinalistin Sandra Kornhof. Sie nimmt am größten Wettbewerb für geistliche Musik teil. Foto: FF

Sandra Kornhof, eine in Wittlich geborene Sängerin im Stimmfach Sopran, hat eine große Leidenschaft - das Singen. Mit ihrer Videoaufnahme der Arie "Ich folge dir gleichfalls" von Bach hat sie sich für das Halbfinale des in Rom stattfindenden Wettbewerbs "Sacred Music International Competition" qualifiziert. Um dorthin zu kommen, arbeitete sie hart und wird seit drei Jahren von Angela vom Hoff im Gesang ausgebildet. Schon schnell zeigten sich erste Erfolge in Ihrer Ausbildung. Vom Mitwirken in Chören ging es  zu den ersten solistischen Auftritten. Heute kann die junge Sängerin auf viele Projekte zurückblicken und möchte mit ihren Erfahrungen auch andere Musikinteressierte ermutigen, ein Instrument oder das Singen zu erlernen. Wir haben mit Sandra Kornhof gesprochen und einen Einblick in ihre Arbeit und in ihr Leben geworfen: WochenSpiegel: Frau Kornhof, können Sie mir ein paar Eckdaten Ihres Lebenslaufs verraten? Sandra Kornhof: "Nach meinem Abitur in Wittlich studierte ich mit großer Begeisterung Filmwissenschaft und Philosophie. Neben dem Studium konzentriere ich mich seit drei Jahren ganz auf die Gesangsausbildung unter der Leitung von Angela vom Hoff. Dabei habe ich bereits nach kürzester Zeit als Solistin und als Chorsängerin an verschiedensten Konzerten mitwirken können. Besonders erwähnenswert sind bisher mein Debut als "Engel" in Händels Jephtha mit der Klassischen Philharmonie Bonn unter der Leitung von Prof. Heribert Beissel und meine Mitwirkung im Chorus Musicus Köln unter der Leitung von Christoph Spering, der schon mehrfach bei den Mosel-Festwochen zu Gast war und zweimal mit dem Echo Klassik ausgezeichnet wurde. Im Jahr 2020 und 2021 wollte ich mich nun zum ersten Mal bei internationalen Wettbewerben vorstellen. Jedoch hat, wie uns allen, die Corona Krise diese Pläne erst einmal durchkreuzt. Die meisten Wettbewerbe fallen aus oder werden verschoben. Doch ich glaube, in vieler Hinsicht ist es nun die Zeit umzudenken & erfinderisch zu werden. Wenn auch die klassische Musik immer etwas sein wird, das von der persönlichen Begegnung lebt, so glaube ich, dass die Klassik-Szene viel davon profitieren könnte, sich digitaler auszurichten. So kann durch diese Krise im kulturellen Bereich auch viel Neues geschaffen werden." Wie sind sie zum Singen gekommen und haben Sie eine professionelle Ausbildung genossen? "Die Musik war und ist für mich etwas ganz Essenzielles, ohne das ich nicht leben könnte. Trotz aller Leidenschaft für den Gesang, brachte ich jedoch nie den Mut auf, das Singen zu meinem Lebensziel zu machen. Noch vor etwa vier Jahren habe ich gar nicht daran gedacht, dass ich einmal eine professionelle Sängerin werden könnte. Dass ich selber auch einmal Musik machen könnte, habe ich mir zwar immer vorgestellt und davon geträumt, aber ich bin der Idee nicht nachgegangen. Erst als ich vor wenigen Jahren mit meinem Freund zusammengezogen bin, ist nach und nach der Gedanke entstanden, diesen Traum zu verfolgen. Da mein Freund mich zu Hause ständig singen hörte, hat er mich überhaupt erst davon überzeugt, doch einmal versuchsweise zu einer Lehrerin zu gehen, zunächst jedoch ohne damit irgendwelche Pläne zu verbinden. Meine erste Unterrichtstunde war direkt ein wirkliches Erlebnis und meine damalige Lehrerin hat sofort mit großem Staunen gesagt, dass ich ein großes Talent habe, was für mich zu diesem Zeitpunkt vollkommen überraschend war. So habe ich jetzt seit etwa dreieinhalb Jahren regelmäßigen Privatunterricht und bemühe mich mit meiner Lehrerin darum, meine Stimme auszubilden. Im klassischen Bereich ist das nur wenig Zeit, denn die Gesangsausbildung ist eine langsam fortschreitende Entwicklung und ein Prozess, der geistige und körperliche Kraft gleichermaßen in Anspruch nimmt. Dazu gehört zum Beispiel auch, Meisterkurse zu besuchen, in denen man Rückmeldung von renommierten Sänger*innen oder Lehrer*innen bekommt und klarer sieht, was man noch weiter verbessern kann. So war ich schließlich bei großartigen Musikerinnen wie zum Beispiel der US-amerikanischen Gesangslehrerin Klesie Kelly oder der Konzert- und Opernsängerin Christiane Oelze. Schließlich kam es zu ersten Mitwirkungen in Chören (wie zum Beispiel im Chur Cölnischen Chor), dann sehr schnell auch zu ersten solistischen Auftritten. So ist das Singen zu einem Projekt gewachsen, das mein ganzes Leben einnimmt. Dass ich jetzt das Halbfinale des Sacred Music International Competition in Rom erreichen konnte, ist einfach unglaublich und etwas ganz Großartiges. Für mich klingt das immer wieder wie ein Märchen, ist aber letztlich das Ergebnis von disziplinierter harter Arbeit. Jedoch möchte ich an dieser Stelle noch etwas betonen: Ich wünsche jedem, der Interesse an der Musik hat, ein Instrument zu lernen. Das ist auch keineswegs an irgendein Alter gebunden. Besonders persönlich und individuell wird es insbesondere dann, wenn dabei der eigene Körper und die eigene Stimme zum Instrument wird. Was ich erleben durfte, seitdem ich mit dem Singen begonnen habe, welche Fortschritte und welche persönliche Entwicklung durch das Musikmachen überhaupt möglich sind, wie es sich anfühlt, etwa Teil eines Chores oder einer Musikgruppe zu sein oder gar als Solistin auf der Bühne zu stehen, ist einfach unbeschreiblich und eine Erfahrung, die niemandem verwehrt bleiben sollte. So bin ich erst durch das Singen mehr und mehr zu mir selbst gekommen. Daher ist es mir auch Motivation beim Singen, dass ich durch mein Tun anderen Menschen vielleicht irgendwann einmal mitteilen kann, dass die klassische Musik etwas sehr Besonderes ist. Wenn man sich auf sie einlässt, kann sie unbeschreiblich berührend sein und uns, wie es bei Schubert heißt, "in eine bessre Welt entrücken". Gerade Kindern und Jugendlichen sollte man dies mehr vermitteln und ans Herz legen. Dazu würde ich auch gerne selbst etwas beitragen, zum Beispiel durch YouTube-Videos, die ich in der Zeit nach dem Wettbewerb vermehrt erstellen möchte." Wie bereiten Sie sich auf das Halbfinale vor? "Für das Halbfinale bereite ich mich im Grunde genommen so vor, wie ich seit drei Jahren übe. Das heißt, dass ich viel Sport mache, insbesondere Kraft- und Ausdauertraining. Als Außenstehender hat man oftmals gar keine Vorstellung davon, wie viel Muskelaktivität und Kondition zum klassischen Gesang dazugehören. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes ein großer Kraftakt, denn der Körper muss jeden Ton und jeden Konsonanten vor allem mit dem Zwerchfell und der Rippenmuskulatur stützen. Dazu kommt noch die Stimmbildung, das heißt verschiedene Übungen, die dazu dienen, die Stimme weiterzuentwickeln, sie beweglicher oder stärker zu machen, und Atemtraining. Außerdem übe und studiere ich natürlich die Arien, die ich beim Wettbewerb singen werde." Mit welchen Liedern werden Sie beim Halbfinale antreten? "Der diesjährige Wettbewerb in Rom ist ganz Haydns Schöpfung gewidmet, sodass ich die beiden Sopran-Arien aus diesem Oratorium vortragen werde. Zum einen: "Nun beut die Flur" - hier, in der Rolle des Erzengels Gabriel, besingt der Sopran die Erschaffung der Pflanzen und ihre heilenden Kräfte. Zum anderen die abwechslungsreiche und wundervolle Arie "Auf starkem Fittiche" - in der die Erschaffung der Vögel besungen wird - was ja für einen Sopran besonders passend ist. Wem Haydns wunderschönes Werk gar nicht bekannt ist, dem möchte ich sehr ans Herzen legen sich die Ouvertüre anzuhören, die das Chaos bis zur Erschaffung des Lichts verbildlicht. Hier spürt man die gewaltige Schönheit dieses weltfreudigen Meisterwerks, welches mit wirkungsstarken musikalischen Mitteln die verschiedenen Stufen der Schöpfungsgeschichte darstellt. Nicht ohne Grund nannte Leonard Bernstein die Schöpfung von Haydn einmal "eine der größten musikalischen Bearbeitungen aller Zeiten". Außerdem werde ich noch "Let the bright Seraphim" aus Händels Samson und "Zerfließe mein Herze" aus Bachs Johannespassion vortragen. Vor allem die Arien von Haydn und Bach kenne ich bereits gut, sodass in den letzten Wochen die Feinarbeit auf dem Programm stand. Gerade bei diesem Schritt sind auch noch viele andere Personen involviert. So haben sich Prof. Heribert Beissel, der sich seit über 50 Jahren weltweit für die Klassische Musik einsetzt, und Christoph Spering dazu bereit erklärt, mich bei meinen Vorbereitungen zu unterstützen. Beide sind unheimlich musikalische Menschen und gehören zu den renommiertesten Dirigenten des Landes. Ich bin ihnen zu großem Dank verpflichtet dafür, dass sie dazu bereit waren, sich mit mir auf den Wettbewerb vorzubereiten. Wenn ich dann am Ende vor der Jury stehe, wird es aber letztlich darum gehen, loszulassen und mich ganz der Musik hinzugeben." Sind Sie schon aufgeregt? "Ich denke, Aufregung gehört immer dazu, wenn man etwas, woran man lange und hart gearbeitet hat, schließlich als ein Ergebnis vorstellen muss. Das Gefühl kennt wahrscheinlich jeder, wenn es auf den Moment ankommt und man nur einen einzigen Versuch hat. Dazu kommt noch zusätzlich, dass im Fall des Singens die Anspannung steigt, weil es etwas ganz Persönliches ist, das man offenbart. Wenn man dann die eigene Stimme, die Gefühle, die man in den Gesang legt, und die eigene Interpretation der Arien einer internationalen Jury vorstellen soll, deren Kritik man erwartet, ist das natürlich beängstigend und macht meine Anspannung noch größer. Ein wenig beruhigend ist für mich jedoch der Gedanke, dass es ohnehin eine unglaubliche Ehre ist, neben erfahrenen Sängern und Sängerinnen in das Halbfinale des Wettbewerbs gekommen zu sein. Daher muss ich mich letztlich selbst ein Stück weit von der Last befreien und mich viel eher auf diese neue und großartige Erfahrung freuen. Bei allem, was die Gesangsausbildung von einem abverlangt, bleibt die Musik ein mehr als großes Glück, weil man sich mit den Meisterwerken der Menschheitsgeschichte befassen darf, sie verstehen lernt und zugleich auch etwas von der Welt und von sich selbst erkennt. Daher hoffe ich sehr, dass die Kultur und die Kunst nicht so sehr an der gegenwärtigen Krise zerbrechen. Wir dürfen nicht vergessen wie wichtig die Kunst ist - weil sie einen Teil unserer Natur bildet, ohne den wir doch letztlich nur Maschinen wären." Das Halbfinale des Wettbewerbs findet am Mittwoch, 2. September in Rom statt. Das Finale wird im italienischen Fernsehen und im Radio Vatikan übertragen. Die Aufahme, mit der Kornhof der Einzug ins Halbfinale gelungen ist, ist auf ihrer YouTube-Seite verfügbar.
Weitere Infos unter:

  • www.sacredmusicinternationalcompetition.org
(ju)/Das Interview führte Juliane Urban


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