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Der Eifelkreis setzt auf Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit spielt auch regional eine große Rolle. Doch wie ist der Eifelkreis hier aufgestellt? Landrat Joachim Streit gibt dem Wochenspiegel darüber im Interview Auskunft.
Landrat Joachim Streit   Foto: Kreisverwaltung

Landrat Joachim Streit Foto: Kreisverwaltung

Wochenspiegel: Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind im Eifelkreis schon länger wichtige Themen. Was hat sich hier in den letzten Jahren im Eifelkreis getan? Joachim Streit: Der Kreistag hat im November 2019 die Bildung eines Klimaschutzpaktes, also eine Zusammenarbeit mit Verbands- und Ortsgemeinden, beschlossen. Es wurde auch ein Arbeitskreis Klimaschutz gebildet, der zusammen mit dem Ausschuss für Kreisentwicklung und Klimaschutz nachhaltige Projekte unterstützt. Die Sanierung der kreiseigenen Liegenschaften wird seit mehr als zehn Jahren durchgeführt, hier wurden mehr als 47 Millionen Euro investiert. Als Leuchtturmprojekt ist das regionale Verbundsystem Westeifel der Kommunalen Netze Eifel (KNE) AöR zu nennen, das neben der Sicherstellung eines hohen Qualitätsniveaus in der Wasserversorgung auch zu einer Erweiterung der Versorgung mit erneuerbaren Energien beiträgt. Bis zum Ende des Jahres werden wir zudem ein Klimaschutzteilkonzept für den Bereich Mobilität erstellt haben. Das TK Mobilität gliedert sich in die Bereiche Radverkehr, betriebliche Mobilität und Schülerbeförderung. Auch die Regionalmarke EIFEL leistet einen Beitrag zum Klimaschutz. Durch die Verwendung von regionalen und saisonalen Produkten der Regionalmarke werden nur kurze Transportwege benötigt und somit CO2-Emissionen eingespart. Welche Projekte stehen noch für die Zukunft an? Wir werden zeitnah mehrere Klimaschutzmanager einstellen, die in den kommenden zwei Jahren ein integriertes Klimaschutzkonzept erarbeiten werden. Da wir hier einen kooperativen Ansatz verfolgen, wird das Klimaschutzkonzept nicht nur für den Landkreis, sondern gemeinsam mit und für die Verbandsgemeinden Arzfeld, Bitburger Land, Speicher und Südeifel sowie deren Ortsgemeinden und die Stadt erstellt. Ziele sind die Erstellung eines Klimaschutzkonzepts mit konkreten und praxisorientierten Klimaschutzmaßnahmen und der Abschluss der energetischen Sanierung aller kreiseigenen Liegenschaften bis spätestens 2030, d.h. der klimaneutrale Betrieb aller kreiseigenen Liegenschaften und Einrichtungen sowie ein klimaneutraler Einsatz aller Betriebsmittel. Zudem wird die Herausforderung der kommenden Jahre in der Entwicklung geeigneter Speichermedien liegen, um den Strom auch dort verbrauchen zu können, wo er produziert wird, um Schwankungen bei Wind und Sonnenschein auszugleichen. Seit dem Jahr 2012 ist ein Klimaschutzmanager explizit mit der Betreuung mehrerer Klimaschutzkonzept-Aufgaben befasst. Wie sehen diese Aufgaben aus? In den Jahren 2012 bis 2014 wurden die teilnehmenden Verbandsgemeinden, verbandsfreien Gemeinden und Städte in der Region Trier in enger Zusammenarbeit mit der Energieagentur Region Trier (EART) bei ihren Klimaschutzaktivitäten unterstützt. Seit 2015 wurden mittels eines Prämiensystems Energiesparmodelle an Schulen und Kindertagesstätten in der Region eingeführt. Dabei wurden in den Einrichtungen Energieteams gebildet, die Energieeinsparpotenziale aufdeckten, erste eigene Aktivitäten entfalteten und zur Bewusstseinsbildung der Kinder beitragen haben. Erneuerbare Energien spielen auch im Eifelkreis eine große Rolle. Wie sieht hier die Bilanz des Kreises aus? Aus dem Eifelkreis werden 726 Millionen Kilowattstunden aus erneuerbaren Energien in das Stromnetz eingespeist, womit der Landkreis Spitzenreiter in der Region Trier ist und auch bezogen auf Rheinland-Pfalz mit an der Spitze steht. Mit dem aus erneuerbaren Energien erzeugten Strom wird im Eifelkreis auch mehr Strom produziert als die privaten Haushalte, das Gewerbe, die Industrie sowie die Kommunen hier insgesamt verbrauchen. Etwas mehr als die Hälfte des Stroms wird dabei aus der Windenergie gewonnen, während die Solarenergie sowie der mit Biogas erzeugte Strom in etwa gleich viel ausmachen. Vernachlässigbar gering ist der Anteil des aus Wasserkraft erzeugten Stroms. Der Eifelkreis ist ein ländlich geprägter Raum. Welche nachhaltigen Ideen gibt es für die Dörfer im Hinblick auf Mobilität und Dorfentwicklung? Was die Dorfentwicklung angeht, ist unser Zukunfts-Check Dorf zu nennen, bei dem es sich um die größte Bürgerbeteiligung in unserem Landkreis handelt. 50.000 Bürger erhalten die Möglichkeit, sich aktiv in die Gestaltung ihres Ortes mit einzubringen. Die Erfahrungen mit dem Dorfcheck zeigen, dass es oft die kleineren Projekte sind, die eine große Wirkung in den Gemeinden entfalten, vor allem im sozialen Bereich. Aber auch größere Projekte werden hier von den Gemeinden in Angriff genommen. Dazu zählt dann z.B. auch, wie mit leerstehenden Gebäuden oder ungenutzten Bauflächen umgegangen werden kann. Da schlummern oft noch ungenutzte Potentiale, die einen entscheidenden Beitrag zu einem reduzierten Verbrauch von Grund und Boden leisten können. Wie in vielen ländlich geprägten Räumen wurde das ÖPNV-Angebot der letzten Jahre dem Bedarf an Mobilitätsleistungen nicht gerecht. Daher wurde im Eifelkreis der ÖPNV neu aufgestellt. Mit dem neuen Angebot wird ein systematisch verknüpfter Taktverkehr eingeführt und das ÖPNV-Angebot ausgeweitet. Das neue Konzept wird bis 2023 im gesamten Kreis umgesetzt. Bezüglich nachhaltiger Ideen im Hinblick auf Mobilität kommt uns zugute, dass der Kreis vor kurzem als Modellprojekt "Smart Cities" des Bundesinnenministeriums ausgewählt wurde. Hierüber erhalten wir die Möglichkeit Lösungen zu entwickeln, wie wir die verschiedenen Mobilitätsangebote besser miteinander verknüpfen und den Bürgern digital zugänglich machen können. Ein Kernelement wird das neue ÖPNV-Konzept spielen. Dieses soll noch mit weiteren Mobilitätsangeboten ergänzt werden, die wir, auch im Rahmen des Projektes "land.leben.mobil im Eifelkreis" mit den Bürgern entwickeln möchten.


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