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Sybille Schönhofen (bil)

Die große Macht der Vornamen

Die alte Volksweisheit »Nomen est omen« sagt es: Unser Name bestimmt unser Leben. Man kann auch sagen, Namen prägen Image. Daher tragen Eltern eine große Verantwortung bei der Wahl des Namens ihres Kindes. Am häufigsten haben sie sich 2017 für Emma und Ben entschieden. In der Region gibt es Abweichungen vom Deutschlandtrend.
Ein Name ist viel mehr als ein Wort, er beeinflusst das Leben. Ben und Mia zählen aktuell zu den Favoriten. Überhaupt sind kurze Namen für Babys in Mode.  Foto: S. Schönhofen

Ein Name ist viel mehr als ein Wort, er beeinflusst das Leben. Ben und Mia zählen aktuell zu den Favoriten. Überhaupt sind kurze Namen für Babys in Mode. Foto: S. Schönhofen

Alpha-Kevin und Voll-Horst – Namen haben große Strahlkraft. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass sie sich zu Schimpfwörtern entwickeln. Klar ist, dass Eltern eine große Verantwortung tragen, wenn sie den Vornamen ihres Kindes auswählen. Trotzdem gibt es Versuche, das Baby Rumpelstilzchen oder Porsche zu nennen. Einzelfälle. Die meisten Deutschen haben sich 2017 für Emma und Ben entschieden. Ben fanden auch die Rheinland-Pfälzer am schönsten. Bei den Mädchen setzten sie Marie auf Platz eins (Auswertung der GfdS - Gesellschaft für deutsche Sprache). Die meisten Kinder, die im Bitburger Krankenhaus zur Welt kamen, hießen Ella und Mia, hat das Standesamt Bitburg verzeichnet. Bei den Jungs gefielen Elias, Jonas und Maximilian am besten, direkt gefolgt vom allseits beliebten Ben, der auch in der Stadt Prüm Spitzenreiter war, wie das dortige  Einwohnermeldeamt auf WochenSpiegel-Nachfrage ausgezählt hat. In der gesamten Verbandsgemeinde Prüm machten Jonas und Mila das Rennen.

Universität Leipzig

berät deutschlandweit

Die einen nennen ihr Kind nach ihrem Idol, andere nach der Oma, wieder andere wälzen Bücher über Namensbedeutungen oder horchen Namen nach einem angenehmen Wohlklang ab. Wer gar nicht weiter weiß, kann sich vom namenkundlichen Zentrum an der Universität Leipzig beraten lassen.
Hier arbeitet Gabriele Rodriguez seit 1994 als Namenberaterin und eine der führenden Vornamenforscherinnen. 2017 hat sie das Buch »Namen machen Leute. Wie Vornamen unser Leben beeinflussen« veröffentlicht. Im Gespräch mit dem WochenSpiegel führt die Spezialistin aus, wie ein Mensch mit seinem Namen verwurzelt ist. Ein Beispiel macht es deutlich: »Eltern, die die Tradition der Cheyenne auch in Deutschland in Indianervereinen leben und ihren Sohn mit Zweitnamen Monevata (Cheyenne-Name) nennen, führen ihren Sohn schon in frühester Kindheit an diese Kultur. Dieser wächst damit auf und wird sich wohl auch als Erwachsener dafür begeistern, zumal er auch einen Namen aus dieser Kultur trägt.«
Der Vorname sei sozusagen identitätsstiftend. Seinem Namen gerecht werden zu wollen, könne zum Problem werden. Rodriguez nennt ein Beispiel: Unter Isabella oder Carmen stelle man sich eine rassige Schönheit vor. »Die Namensträgerinnen versuchen dem zu entsprechen.« Gelinge das nicht, könnten innere Konflikte die Folge sein.

Vornamen entscheiden mit über

Erfolg und Misserfolg

Rodriguez hat auch herausgefunden, dass heute Namen mehr mit Vorurteilen verknüpft werden als früher und Menschen häufig rein nach ihren Namen beurteilt werden. Wer einen englischsprachigen Namen trägt, wird den sozial schwächeren und bildungsferneren Schichten zugeordnet.  »Ein Alexander hat bei einer Bewerbung bessere Chancen als ein Kevin«, folgert Rodriguez und ergänzt, dass Namen automatisch Assoziationen wecken, die mit einem Attribut verknüpft werden - bewusst oder unbewusst. In den Köpfen der Gesellschaft gilt Finn demnach als lustig, Katharina als erfolgreich, Emilia ist ein Name für gut Aussehende und ein Jan hat sportlich zu sein.

Alte Namen

kommen wieder in Mode

Die Auswahl aus der Eltern heutzutage Vornamen schöpfen, war noch nie so groß. Die Palette kennt keine kulturellen Grenzen mehr und in ihrer Wahl waren Eltern nie so frei. Meist fällt die Entscheidung heute nach dem Klang und dem Zusammenspiel von Vorname und Familienname, erzählt die Expertin.
Am häufigsten wählten Eltern zeitlose traditionelle Namen. Zusätzlich machen sich Trends bemerkbar: Eine Rückbesinnung auf altdeutsch-germanische Namen sei erkennbar, also auf Namen von Heiligen oder Namen mit kriegerischen Elementen, die ursprünglich mit dem Wunsch verknüpft waren, die Kinder mögen tapfere Krieger werden (z.B. Siegfried, Mechthild).
Durch den Einfluss der Medien haben sich zudem Namen aus dem englisch-amerikanischen etabliert. Weitere ausländische Namen breiten sich durch Eltern mit Migrationshintergrund aus.
Besonders beliebt sind kurze Vornamen. Gleichzeitig sind wieder Namen der Großelterngeneration in Mode gekommen im Sinne einer Rückbesinnung auf die Familientradition. Otto, Karl, Frieda und Karla sind zurück. Sybille Schönhofen


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