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Vom Börsenparkett in die Greifvogelwarte

Der Journalist Rainer Nahrendorf war Chefredakteur des "Handelsblatts". Der bekennende Eifelfan schreibt nun Bücher, die Kindern Natur näher bringen.

Vom Saulus zum Paulus? Für beinharte Ökofreaks könnte der Lebenslauf des Wahl-Eifelers, der viel seiner freien Zeit mit Fliegenfischen in der Birresborner Kyll verbrachte, so aussehen. Nach erfolgreichen Business-Ratgebern wie "Die Chancengesellschaft" oder "Der Unternehmer-Code" erfindet Rainer Nahrendorf nun Geschichten für Kinder und Jugendliche, in denen die Eifeler Tierwelt die Hauptrolle spielt. "Nein, ich glaube noch immer daran, dass wir Fortschritt und Wohlstand brauchen. Ich bin wertekonservativ und ein Altliberaler", sagt der langjährige Chefredakteur und Chefkorrespondent des "Handelsblatts". "Aber ich habe so viele Koalitionsverhandlungen, Tarifverhandlungen und Fusionsverhandlungen miterlebt… da war es nach vier Jahrzehnten genug. Man bleibt ja bei seinen eigenen Maßstäben, und irgendwann wird es für den Autor langweilig."

Fledermäuse haben es ihm angetan

Jetzt genießt er – ursprünglich angeregt durch die eigenen Enkelkinder – sehr viel größere Freiheiten und ganz neue Themen. Die Inspiration für sein neuestes, mit multimedialen Elementen angereichertes Buch "Geier Georg auf der Flucht" erhielt er im Adler- und Wolfspark Kasselburg, wo er viele Informationen vom dortigen Falkner bekam. Mit integrierten QR-Codes werden die jungen Leser auf Websites gelenkt, auf denen sie zum Beispiel spannende Videos über das reale Leben von Mönchsgeiern oder Naturschutzprogramme sehen können.  Sein zuvor veröffentlichtes "Kalle und die Nachtjäger der Eife" umfasst Spannendes für kleine Fledermausfans. Fledermäuse haben es Rainer Nahrendorf angetan: Gern würde er Sponsoren finden für einen so genannten BAT-Detektor an der Birresborner Kyllbrücke, der die Ortungsrufe der Tiere für Menschen hörbar macht. "Das ist ungemein faszinierend", schildert er die Krämerbrücke in Gera, wo es ein solches Gerät bereits gibt.

Rückzug aus dem Journalismus

Nahrendorfs Laufbahn als schreibender, politisch wie wirtschaftlich interessierter Mensch war früh vorgezeichnet. Er engagierte sich für seine Schülerzeitung, studierte dann in Berlin Politische Wissenschaften, machte beim Sender Freies Berlin ein Praktikum und kam später als Assistent von Alwin Münchmeyer, dem damaligen Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelstages sowie des Bundesverbandes Deutscher Banken, auf die Themen, die ihn fortan beschäftigen sollten: "Ich kam in Kontakt mit echtem 'Herrschaftswissen'." Den Rückzug aus diesem Bereich vollzog der heute 74-Jährige schrittweise. Seine letzten Kolumnen erschienen ab 2006 bei einem in der Region Trier monatlich erscheinenden Wirtschaftsmagazin. Auch seine Kinder- und Jugendbücher sind nun nie nur reine Unterhaltung. "Ich möchte die Smartphone-Generation für die Natur und für das Lesen begeistern", hat sich der Medienprofi zum Ziel gesetzt, "und zeigen, dass ein Engagement für Tiere 'cool' sein kann." Er ist zumindest im Herzen ein "Grüner", der die natürlichen Schätze unter anderem in seiner Wahlheimat Eifel bewahren will. AKO


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