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Sybille Schönhofen bil

Bitburg hat die Wahl: Bürgermeisterkandidaten im Interview

Am 24. September wählt Bitburg einen Bürgermeister. Wohin geht die Reise, wenn Joachim Kandels Bürgermeister bleibt oder wohin, wenn sein Herausforderer Ralf Olk ihn ablöst? Welche Ziele verfolgen sie für Bitburg? Wie denken sie, was bewegt sie, was interessiert und prägt sie? Damit die Wähler einen Eindruck gewinnen, hat der Wochenspiegel bei beiden nachgefragt. Lesen Sie beide Interviews. Den Anfang macht Joachim Kandels.

»Bin permanent am Demonstrieren«

Joachim Kandels will Bürgermeister bleiben – Im Interview spricht er über Pläne und Privates

Ihnen stehen fünf Millionen Euro zur freien Verfügung. Wie verteilen Sie das Geld in Bitburg? Das Geld könnte ich für den Schuldenabbau einsetzen, aber dann wäre das Geld weg und wir hätten immer noch weitere 12 Millionen Euro Schulden. Für den neuen Kindergarten und das Katastrophenschutzzentrum bräuchte ich jeweils fünf Millionen Euro. Das Geld möchte ich letztlich so einsetzen, dass sich unsere Stadt zukunftsorientiert entwickelt, d. h. Investitionen in Digitalisierung und Infrastrukturmaßnahmen, ein weiterer Ausbau des Breitbandes sowie des städtischen Straßennetzes. Weiterhin könnte man damit auch freiwillige Leistungen wie die Sanierung des Jugendheimes Mötsch und die Modernisierung unserer Sportanlagen in Angriff nehmen. Außerdem würde ich gerne das ehrenamtliche Engagement in unseren Vereinen fördern. Alles davon ist mir wichtig - ich hätte genügend Ansatzpunkte.

Was würden Sie in Bitburg lieber heute als morgen ändern?
Die bereits benannten Punkte brennen mir durchaus unter den Nägeln, aber bei aller Berechtigung für interne Kritik wünsche ich mir oft auch ein Umdenken in unserer Mentalität: schneller, besser, höher, weiter, größer, effektiver! Bitburg ist bereits so schön, vielfältig, international, lebens- und liebenswert. Warum reden wir uns immer wieder selber schlecht und klein? Lasst uns stolz sein auf unsere Perle!

Beschreiben Sie, wie sich die Stadt in acht Jahren unter Ihnen verändert haben wird. Abgesehen davon, wie sich die Stadt Bitburg bereits in den letzten acht Jahren unter mir positiv entwickelt hat, die Beispiele dafür sind zahlreich, wird nach weiteren acht Jahren mit mir die neue Kindertagesstätte in der Alten Kaserne in Betrieb sein und auch das Katastrophenschutzzentrum für Feuerwehr und THW ist Wirklichkeit geworden. Das Gelände der ehemaligen Housing wird mit Unterstützung durch den Bund und das Land vom Zweckverband Flugplatz Bitburg Stück für Stück entwickelt. Dabei sind neue Gewerbeflächen für kleine und mittlere Betriebe geschaffen worden und ein geordnetes und überschaubares Baugebiet ist anstelle der meisten Wohnblocks getreten. Weiterhin sind Flächen für Sport- und Freizeitgestaltung sowie Erholung entstanden. Wir freuen uns dann über den gelungenen Abschluss der Sanierung unserer Fußgängerzone samt Gestaltung der neuen Plätze, ebenso über die zusätzlichen Käuferströme, die die Bit-Galerie in die Innenstadt zieht. Die Baugebiete in Erdorf und Matzen entwickeln sich sehr gut und auch im Baugebiet Messenhöh haben Bauwillige ihren Traum vom Eigenheim verwirklicht. Das Radwegekonzept ist im Generalverkehrsplan aufgenommen und auch der erste Abschnitt der Nord-Ost-Tangente zeigt, dass der innenstädtische Verkehr deutlich abgenommen hat.

Was wollen Sie tun, damit Bitburg für junge Leute attraktiver wird?
Ich kenne die Bedürfnisse der Jugendlichen. Tatsächlich ist Bitburg mit einer Vielzahl von Angeboten für junge Menschen in unserer Stadt gut aufgestellt, angefangen von den Schulen, über das Haus der Jugend, die vielen Vereine, die Sport- und Freizeitanlagen wie Cascade oder Eissporthalle. Darüber hinaus gehe ich auf weitere Bedürfnisse der jungen Menschen ein: das freie WLAN. Jungen Leuten sind auch attraktive Ausbildungsplätze bzw. berufliche Perspektiven wichtig, darüber hinaus bessere ÖPNV-Verbindungen sowie attraktive Geschäfte, Kino, kulturelle Angebote sowie ansprechende Gastronomie.

Was würden Sie für die Altersgruppe der Senioren tun?
  Die Zahl der über 60-Jährigen wird in den kommenden Jahren enorm ansteigen. Daher möchte ich ein Konzept 60plus, das die Themen Barrierefreiheit, Mobilität, Wohnen und Freizeitgestaltung mit kulturellen Angeboten beinhaltet, auf den Weg bringen.

Wir wollen mehr über den Menschen Joachim Kandels erfahren. Verraten Sie uns, worüber Sie sich in diesem Jahr am meisten geärgert haben? Es frustriert mich sehr, dass es der Weltgemeinschaft nicht gelingt, dem Krieg, der Gewalt und dem Elend z.B. in Syrien, im Jemen und so vielen anderen Orten ein Ende zu machen und wie man zusehen muss, dass sich die Welt unter Demagogen und Hetzern weiter radikalisiert.

Und was hat sie begeistert? Dass mir die CDU Bitburg mit 100 Prozent das volle Vertrauen als Bürgermeisterkandidat ausgesprochen hat und dass jetzt so viele Bitburger auf mich zukommen und sagen: Du machst das, Du bist einer von uns! Das Projekt des Zirkus Zapp Zarapp des Hauses der Jugend war ein absolutes Aha-Erlebnis für mich. Das war der beste Zirkus, den ich je gesehen habe. Die Präsentation und die Atmosphäre waren einmalig!

Für was würden Sie auf die Straße gehen, um zu demonstrieren? Seit acht Jahren bin ich aktiver Kämpfer für das Wohl der Einwohner von Bitburg, als Bürgermeister, als Mitglied des Kreistages, bei der Landesregierung und auch beim Bund. Das wird sich nicht ändern. Ich bin permanent am Demonstrieren.

Welcher noch lebende Mensch nötigt Ihnen den größten Respekt ab?
Meine Frau Maria!

Sie haben ein Angebot für Ihre Lieblingsrolle in einem Film Ihrer Wahl. Welches Drehbuch würde mit Ihnen als Darsteller zweitverfilmt und wen würden Sie spielen?
Ben Hur von 1959 und ich in der Hauptrolle von Charlton Heston.

Stellen Sie sich vor, Sie wohnen in einem Haus und haben noch vier freie Zimmer zu vergeben. Welche WG-Partner würden sie sich aussuchen?
Ich bin in meinem Haus mit meinen vier Mädels sehr glücklich, doch wenn die nicht gelten, dann heißt es so schön, »wo man singt da lass dich nieder, böse Menschen haben keine Lieder«. Ich würde mit meinen musizierenden Freunden zusammenziehen.

Sie haben noch Platz in Ihrer Bibliothek. Welche Bücher dürfen auf keinen Fall fehlen?
In meinem Amt bleibt mir nicht mehr viel Zeit für private Lektüre. Wenn ich dazu komme, lese ich meinen kleinen Töchtern gerne vor – die lieben Emmi von Bärbel Löffel-Schröder, da würde ich die Reihe für sie komplettieren.


Interview: Sybille Schönhofen

Kandidatensteckbrief

Name:     Joachim Kandels

Wohnort: Bitburg-Stahl

Alter: 49

Berufsausbildung: Verwaltungsfachwirt sowie diverse Bürgermeister-Fortbildungen

Familienstand: verheiratet;  drei Töchter (2, 5, 6 Jahre)

Hobbies: Sprachen, Musik, Reisen, Kochen und Garten.

Mit dem Masterplan zur »Hauptstadt«

Bitburg hat die Wahl: Fragen an den Bürgermeister-Herausforderer Ralf Olk

Herr Olk, Ihnen stehen fünf Millionen Euro zur freien Verfügung. Wie verteilen Sie das Geld in Bitburg? Das Geld würde ich nicht verteilen nach dem Gießkannenprinzip, sondern ganz gezielt investieren – dort, wo es Sinn macht! Beispielsweise in die Digitalisierung der Stadtverwaltung. Um mit effizienteren Arbeitsabläufen Zeit und Geld einzusparen, das dann wiederum in andere Projekte fließen kann, die Bitburg noch attraktiver machen. Was würden Sie in Bitburg lieber heute als morgen ändern? Ein anderer Bürgermeister würde Bitburg helfen, einer der nicht nur Abläufe verwaltet, sondern die Stadt gestaltet. Einen, der Ideen entwickelt, Impulse setzt, eine Richtung vorgibt, Ziele definiert.

Beschreiben Sie, wie sich die Stadt in acht Jahren unter Ihnen verändert haben wird. Die Stadt wird sich aufgemacht haben entlang dem Masterplan »Bitburg 2030«. Gemeinsam mit den Bürgern entwickelt und verabredet, setzen wir ihn miteinander in die Tat um. Die Konversion des ehemaligen Housing-Geländes ist gelungen und setzt sich weiter fort. Der Tourismus boomt. Ein niveauvolles Bierfest, das einer Bierstadt auch gerecht wird, ist längst etabliert. Bitburg avanciert zur kulturellen und wirtschaftlichen Hauptstadt der Eifel. In der Innenstadt pulsiert das Leben.
Die Bürger identifizieren sich mit ihrer Stadt, viele engagieren sich wieder gerne im Ehrenamt, weil´s die Rathausspitze wirksam fördert und ausdrücklich würdigt. Praktisch jeder nutzt ganz selbstverständlich die »Bitburg-Karte« oder -App.

Was wollen Sie tun, damit Bitburg für junge Leute attraktiver wird? Bitburg braucht flächendeckend schnelles Internet und selbstverständlich kostenfreie W-Lan Hotspots, was in einer neu gestalteten Fußgängerzone eigentlich hätte selbstverständlich sein sollen. Auch einige Events, gerade für junge Menschen. Warum nicht auf dem Flugplatz ein Open-Air-Festival oder vielleicht ein Open-Air-Kino?
Bitburg braucht bezahlbaren Wohnraum gerade auch für junge Menschen, die noch nicht so gut verdienen und auch innovative neue Wohnkonzepte. Damit sich familiäre Pflichten junger Eltern mit der Berufstätigkeit vereinbaren lassen, plädiere ich für flexiblere, familienfreundliche Arbeitszeitmodelle in der Stadtverwaltung und bei den städtischen Eigenbetrieben. Die Stadt Bitburg sollte als Arbeitgeber und Ausbilder Vorbild sein!
Dass Bitburg seit vielen Jahren dringend Kindergartenplätze braucht, ist hinlänglich bekannt. Das muss endlich auch angepackt werden. Nur der Beschluss, es zu tun, reicht da nicht.

Was würden Sie für die Altersgruppe der Senioren tun?  Begreifen wir den demografischen Wandel nicht als Bedrohung, sondern als gesellschaftliche Chance! Gestalten wir ihn menschlich. Menschenwürdig. Bedenken wir bei jedem städtebaulichen Schritt die Bedürfnisse von älteren, vielleicht gebrechlichen (oder behinderten) Mitbürgern. Senken wir Bordsteine ab, die für Menschen im Rollstuhl oder mit Rollator hohe Hürden darstellen. Schieben wir Senioren nicht ab, sondern lassen wir sie so lange wie irgend möglich teilhaben an unserer Gemeinschaft!

Wir wollen mehr über den Menschen Ralf Olk erfahren. Verraten Sie uns, worüber Sie sich in diesem Jahr am meisten geärgert haben? Was ein Donald Trump im Amt des amerikanischen Präsidenten anrichtet, ärgert und entsetzt mich jede Woche neu.
Und was hat sie begeistert? Es begeistert mich, wenn Bürgerinnen und Bürger sich gegen aufkeimenden Rechtspopulismus stemmen, Flagge zeigen für Demokratie und Rechtsstaat, für Toleranz und Offenheit.

Für was würden Sie auf die Straße gehen, um zu demonstrieren? Auf die Straße gehen würde ich, wenn es um den Protest gegen die Atomkraftwerke in Cattenom und Tihange geht. Wenn es in einem dieser Pannenmeiler zum GAU käme, ist Bitburg betroffen. Joachim Streit hat dazu eine gute und wichtige Initiative vorangebracht, die ich gerne und aus Überzeugung unterstützen würde. Auch als Demonstrant auf der Straße. Aber auch für »Pulse of Europe« zum Beispiel. Dass in der EU längst nicht alles perfekt läuft, wissen wir. Wohin es aber führt, wenn alle nur auf Brüssel schimpfen und jedes Land nur nach sich schaut, lehrt uns der Brexit. Europa – das sind nicht »die«, sondern das sind wir, das ist jeder von uns! Machen wir deshalb das Beste draus!

Welcher noch lebende Mensch nötigt Ihnen den größten Respekt ab? Wie gut tut ein Papst Franziskus der Kirche!

Sie haben ein Angebot für Ihre Lieblingsrolle in einem Film Ihrer Wahl. Welches Drehbuch würde mit Ihnen als Darsteller zweitverfilmt und wen würden Sie spielen? Ein Liebesfilm sollte es dann schon sein. An der Seite meiner Frau. Mit Happy-End. Seit wir zusammen sind, haben wir schon so manchen filmreifen Moment erlebt . . .

Stellen Sie sich vor, Sie wohnen in einem Haus und haben noch vier freie Zimmer zu vergeben. Welche WG-Partner würden sie sich aussuchen? Ich habe ja täglich den Input von Jugendlichen und jungen Erwachsenen (Anmerkung d. Red.: Ralf Olk ist Geschäftsführer des Jugendgästehauses Youtel in Bitburg) und bin »am Puls der Zeit«, was deren Bedürfnisse, aber auch deren Ängste angeht. Ich befürchte, diese Generation wird uns eines Tages zurecht vorwerfen, dass wir unseren Planeten sehenden Auges  in eine Klimakatastrophe geführt haben. Daher fände ich es sehr spannend, in einer Wohngemeinschaft Entscheider zusammenzuführen, die das Steuer bei der kommenden Weltklimakonferenz im November in Bonn noch herumreißen könnten. Wer erst mal in der WG-Küche im Schlafanzug den ersten Kaffee und die letzten Keksreste miteinander geteilt und nächtelang bei ner Kiste Stubbies diskutiert hat, wird sich im günstigsten Falle scheuen, sich später leichtfertig irgendwelchen Lobbyisten zu beugen.

Sie haben noch Platz in Ihrer Bibliothek. Welche Bücher dürfen auf keinen Fall fehlen?
Ich mag Biographien. Und aus meiner Jugend »Tom Sawyer«.


Interview: Sybille Schönhofen

Kandidatensteckbrief

Name: Ralf Olk

Wohnort: Bitburg-Stahl
 
Alter: 52 Jahre

Berufsausbildung: Abitur, kaufmännische Privatschule, Reiseverkehrskaufmann
Familienstand: verheiratet,  drei Kinder - ein Sohn (22), zwei Töchter (20 und 12 Jahre)

Hobbies: Dinge reparieren (Sägen, Schrauben, Schweißen…), Joggen, Yoga, gute Bücher lesen


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