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bil/ Sybille Schönhofen

Zu viele Kanus für zu wenig Wasser

Naturschützer fordern eine Auszeit für den Kanuverleih an der Sauer, wenn der Wasserstand dort niedrig ist. Deutsche und luxemburgische Behörden wollen eine gemeinsame Verordnung ausarbeiten.
Kanufahren ist ein beliebter Sport auf der Sauer. Die Aufnahme zeigt den Betrieb am 19. August bei einem Wasserstand von 57 Zentimetern bei Bollendorf. Naturschützer warnen vor den Folgen. Foto: FF

Kanufahren ist ein beliebter Sport auf der Sauer. Die Aufnahme zeigt den Betrieb am 19. August bei einem Wasserstand von 57 Zentimetern bei Bollendorf. Naturschützer warnen vor den Folgen. Foto: FF

(bil) Ob Anfänger oder trainierte Kanuten, einzelne Wassersportler oder ganze Gruppen, täglich kommen  hunderte Freizeitsportler an die Sauer, um hier in Kanadiern oder Kajaks bei einer abenteuerlichen Fahrt die Schönheit des Grenzflusses zwischen Deutschland und Luxemburg zu genießen. Andere Naturliebhaber sehen den Kanutourismus auf der Sauer kritisch und weisen auf die Folgen hin. Zu ihnen gehört der Anglerverein A.C. Grenzlandangler Bollendorf. Ihr Vorsitzender Hans Orth spricht vom »Kanu-Chaos« und »tiefgreifenden Auswirkungen« für die Ökologie des Gewässers.  Vor allem bei Niedrigwasser, wie in diesem Sommer. In Bollendorf lag der Pegel bei mehreren Abfragen des WochenSpiegels in diesem Sommer bei nur 55 Zentimetern. Der Verein fordert, dass ab dem Wasserstand von 60 Zentimetern und niedriger der kommerzielle Kanuverleih eingestellt werden müsste. Herbert Schneider aus Metterich, Kreisfischereibeauftragter, bestätigt, dass es an der Sauer ein Problem gibt. »Wenn bei Niedrigwasser ein Boot aufsetzt oder der Grund mit Paddeln durchpflügt wird, dann zerstört dies einen Teil der Fischpopulation«, erklärt Schneider. Denn am Grund leben die Jungfische und dort liegen auch die Fischeier. Die privaten Bootsfahrer machen den Kritikern weniger Sorgen. Ihnen geht es um die »Übernutzung«, die Schneider und Orth für die Sauer diagnostizieren, durch den kommerziellen Kanu-Verleih. Die Fischerei halte Schonzeiten ein, das fordern die Angler auch vom Kanuverleih. Schneider gibt zu bedenken, dass die Fische bereits ohne die Boote unter erschwerten Lebensbedingungen litten: Sauerstoffmangel durch zu hohe Wassertemperatur und Blaualgen durch Nährstoffüberschuss schwächten die Fische. Mit den belastenden Umweltfaktoren könnte der zusätzliche Stress, den die Boote bei Niedrigwasser verursachen, selbst bei erwachsenen Fischen zum Tod führen.

Seit 1994 gilt ein zeitweises

Bootsverbot

1994 hat der deutsche Gesetzgeber gehandelt. Seitdem gilt ein Bootsverbot vom 16. Juli bis 30. September. Gleiches hat die luxemburgische Administration ausgesprochen. Ein luxemburgischer Kanuverleiher aus Dillingen hat allerdings 1997 eine Ausnahmegenehmigung vor dem Verwaltungsgericht Trier erstritten. Ihm ist es erlaubt, bis zu 200 Boote am Tag zu verleihen, so lange der Wasserpegel in Bollendorf nicht unter 50 Zentimeter sinkt, so die SGD Nord auf Nachfrage. Andere scheinen das Verbot ebenfalls zu umschiffen: Dem WochenSpiegel liegen Aussagen vor, dass auch andere Verleiher während der vorgeschriebenen Auszeit Kanus ins Wasser lassen.
Die Kanuverleiher schweigen auf die Frage, ob sie sich an die Verbotsfristen halten. Ein Campingplatzbetreiber mit Kanuverleih sagt dazu: »Ein Verbot wäre für den gesamten Tourismus eine Katastrophe!«
Auf Nachfrage bei der SGD Nord heißt es, dass aus »fischereifachlichen und naturschutzfachlichen Gründen« die Regelungen von 1994 durch eine neue Verordnung ersetzt werden sollen. 2015 hatten Untersuchungen ergeben, dass es Handlungsbedarf gibt, weil sich die Situation für die Fische gegenüber dem letzten Monitoring in 2004 verschlechtert hatte.

Verhandlungen sind gescheitert  -

Behörden streben Verordnung an

Die letzten Verhandlungen mit den Interessenvertretern waren 2010 gescheitert. »Über die Notwendigkeit, das Befahren der Sauer neu zu ordnen, besteht zwischen den luxemburgischen und den rheinland-pfälzischen Behörden Einigkeit«, sagt eine Sprecherin der SGD Nord in Koblenz. Außer einer Willensbekundung ist bisher jedoch nicht viel geschehen. Ein Rechtsverfahren ist zumindest auch drei Jahre nach der Erkenntnis, dass es Zeit ist zu handeln, noch nicht auf den Weg gebracht worden.



Wie hoch der Wasserstand der Sauer bei Bollendorf ist, kann unter der Telefonnummer 06526/210 abgefragt werden (stündlich aktualisierte automatische Messwertansage) .


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